Hohelied - Einleitung

Autor: Briggeler Michael
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Titel

Luther übersetzte den Titel mit Hohelied, der ursprüngliche Titel des Buches finden wir aber gleich im allerersten Vers:

„Das Lied der Lieder, von Salomo.“ Hld 1,1

Es handelt sich also um ein Lied und nicht um irgendein Lied, sondern um ein ganz besonderes Lied. Die hebräische Sprache kennt keine Adjektive und um einen Superlativ auszudrücken, wird etwas über alles andere gestellt. Zum Beispiel: Der Himmel der Himmel (Dt 10,14) bedeutet der höchste Himmel, das Heilige des Heiligen (Ex 26,33) bedeutet das Allerheiligste und das Lied der Lieder bedeutet das Schönste aller Lieder. Somit ist es das schönste aller 1005 von Salomo gedichteten Lieder (1Kön 5,12), ja es ist sogar das schönste aller alttestamentlichen Lieder. Schöner als das Lied der Erlösung (Ex 15), schöner als das Lied Moses (Dt 32), schöner als das Lied Deboras (Ri 5), schöner als das Lied vom Weinberg (Jes 5), schöner als jedes je von Menschen gesungene Lied, denn es handelt von der Liebe und die Liebe ist das Grösste.

 

Autor

Salomo nennt sich im ersten Vers gleich selber als Verfasser des Buches und dies wird von der jüdischen Überlieferung zweifellos bekräftigt. Auch die Merkmale des Buches passen wunderbar zu Salomo und zur Zeit Salomos. Einerseits finden sich in diesen wenigen Kapiteln insgesamt 21 Arten von Blumen und Bäumen und 15 verschiede Arten von Tieren. Der Autor ist also sehr vertraut mit der Tier- und Pflanzenwelt und Salomo war ja ein Experte auf diesem Gebiet, er hatte einen grossen Teil seines Lebens damit verbracht diese Dinge zu studieren:

"Und er redete über die Bäume, von der Zeder, die auf dem Libanon ist, bis zum Ysop, der an der Mauer herauswächst; und er redete über das Vieh und über die Vögel und über das Gewürm und über die Fische." 1Kö 5,13

Auch die im Buch genannten Ortschaften geben uns Hinweise:

 Geographie im Hohelied

Die genannten Gebiete erstrecken sich vom Libanon (Phönizien) und Damaskus (Syrien) im Norden bis zu En-Gedi (judäische Wüste) und Kedar (arabische Wüste) im Süden. Dies weist auf die Zeit des geeinten Königreiches hin, es wird die Schönheit des ganzen Landes Israel hervorgehoben inklusiv den beiden geschichtsträchtigen Bergen Hermon und Karmel.  Auch interessant ist die Erwähnung der Stadt Tirza, die wegen ihrer Schönheit nach der Teilung des Reiches von Jerobeam I. zur Hauptstadt des Nordreiches ernannt wurde bis König Omri Samaria als neue Hauptstadt aufbaute. Wir sehen, dass alles wunderbar zu Salomo und seine Zeit passt.

 

Abfassungszeit

Salomo hat das Hohelied in seiner Jugendzeit geschrieben. Wir finden einen Hinweis im Buch, der uns diese frühe Abfassungszeit bestätigt:

"Sechzig Königinnen sind es, und achtzig Nebenfrauen, und Jungfrauen ohne Zahl.Hld 6,8

Dieser Vers bezieht sich auf eine Zeit während Salomos Ehe mit Sulamit und zu diesem Zeitpunkt hatte er schon 60 Hauptfrauen (Königinnen, die Salomo aus politischen Motiven heiratete und die Kinder gebären sollten), 80 Nebenfrauen (ausgebildet in sexuellen Dingen, die Salomo zu reinem Vergnügen heiratete) und unzählige Jungfrauen (angehende Nebenfrauen). Salomo hatte schlussendlich 700 Hauptfrauen und 300 Nebenfrauen (1Kö 11,3) und somit verliebte sich Salomo in seiner Jugendzeit in Sulamit und daher ist das Hohelied in seinen ersten 5-10 Regierungsjahren (ca. 1011 - 1006 v.Chr.) zu datieren.

 

Stellung im Kanon

In unseren Bibeln finden wir das Hohelied unter den Poesie Büchern gleich hinter dem Prediger Buch. Die Juden hingegen haben es unter die Schriften eingeordnet und dort gibt es fünf Bücher, die zusammen die sogenannten Megilloth (übersetzt Schriftrollen) bilden. Diese fünf Bücher werden jeweils einmal im Jahr an einem ganz bestimmten Fest in den Synagogen gelesen, wobei 2 Feste auf Grund dieser Bücher eingesetzt wurden (9. Ab (Ende Juli) als Trauerfest, Purim-Fest) und die Verbindung zwischen Buch und Fest hier somit sehr klar ist.  Bei drei Festen wurde das Buch jedoch erst nach der Einsetzung der Feste verfasst (Passah-Fest, Pfingstfest und Laubhütten-Fest), das heisst die Juden sahen bei diesen drei Büchern eine sehr enge Beziehung zu diesen jeweiligen Festen.

Megilloth

 

Einteilung

Der Schlüssel zum Hohelied ist einmal mehr die Einteilung des Buches. Wie in der hebräischen Weisheitsliteratur üblich, ist eine Chronologie in unserem Sinne nicht möglich. Die Themen kommen und gehen in unregelmässigen Zyklen wie wir das beispielsweise bei den Psalmen und den Sprüchen sehen. Beim Prediger sind die Kreisläufe der Sinnlosigkeit ein Vorgeschmack auf die Hölle und beim Hohelied sind die Kreisläufe der Liebe ein Vorgeschmack auf den Himmel. In unserer Kultur wäre dieselbe Geschichte ein klassisches fünf Akt Stück von Exposition bis Ende, aber hier wird sie in Zyklen und damit nicht chronologisch erzählt. Treffend bezeichnet Fruchtenbaum die fünf Hauptteile als Idyllen und in diesen Idyllen gibt es sogenannte Reflexionen, die zu verschiedenen Zeiten in diesen Idyllen spielen. Man kann sich das in etwa so vorstellen, dass eine Idylle ein schönes Gemälde darstellt und die Reflexionen die darin gezeichneten Szenen wiederspiegeln.

Einteilung



 

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© Bibeltext: Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen), © Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, alle Rechte vorbehalten, www.csv-bibel.de

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