Philemon Einleitung

Autor: Briggeler Reinhard
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Philemonbrief - Brief an einen Freund

Autor

Der Philemonbrief wurde vom Apostel Paulus geschrieben. Mehrere Gründe bestätigen die Autorenschaft des Apostels. Zunächst legt der Brief schon im ersten Vers dar, dass er von ihm verfasst wurde, da er mit den Worten "Paulus, ein Gefangener Christi Jesu, und Timotheus." beginnt (1,1a). Auch im weiteren Verlauf sprach der Apostel in der Ich-Form und bezog sich auf seine Situation in der Gefangenschaft (1,9-10.13). Darüber hinaus stimmen die erwähnten Mitarbeiter, wie Timotheus, Epaphras, Markus, Demas und Lukas mit anderen paulinischen Briefen überein, insbesondere mit dem Kolosserbrief. Kirchenväter wie Ignatius von Antiochien (ca. 35-107 n.Chr.), Tertullian (ca. 160-225 n.Chr.) und Eusebius von Caesarea (ca. 260-339 n.Ch.) bezeugten in ihren Schriften die Autorenschaft des Paulus.

Ort und Zeit der Abfassung

Der Philemonbrief ist einer von fünf sogenannten Gefangenschaftsbriefen (Epheser, Philipper, Kolosser, Philemon, Hebräer), die der Apostel in der zweijährigen Gefangenschaft in Rom verfasste. Besonders deutlich erkennbar ist seine Verbindung zum Epheser[1] - und Kolosserbrief. So wurden diese drei Briefe nicht nur zur gleichen Zeit geschrieben, sondern auch gleichzeitig an die entsprechenden Empfänger gesandt. Überbringer der Briefe waren Tychikus und Onesimus (Vgl. Kol 4,7-9; Eph 6,21). Somit geschah die Abfassung des Philemonbriefes während seiner ersten römischen Gefangenschaft (60-62 n.Chr.), wobei die Fertigstellung des Briefes eher im letzten Teil seines Hausarrests anzusetzen ist, sprich ca. 62 n.Chr. [2]

Onesimus

Philemon hatte einen Sklaven namens Onesimus. Dieser Sklave war faul, unfreundlich, rebellisch und verbittert und so floh er eines Tages von seinem Herrn und das so weit wie nur möglich. Über 1500km Luftlinie floh er über Land und See bis nach Rom, in der Hoffnung, dass er sich in dieser Weltmetropole gut verstecken könne.

Der Charakter des Onesimus vor seiner Bekehrung wird im Philemonbrief an mehreren Stellen deutlich. Zunächst beschrieb Paulus Onesimus vor seiner Begegnung mit Christus als "unnütz" für Philemon (V 11). Dies deutet deutlich darauf hin, dass seine Arbeit als Sklave unzuverlässig, ineffektiv oder mangelhaft war. Onesimus zeigte offenbar keine Hingabe oder Pflichtbewusstsein in seinem Dienst, was sein Verhältnis zu Philemon belastete. Diese Einschätzung wird in V 16 weiter unterstrichen, wo Paulus erklärte, dass Onesimus durch seine neue Gesinnung nun nicht nur im Glauben, sondern auch im alltäglichen Leben – "im Fleisch" – ein "geliebter Bruder" für Philemon werden wird. Als bekehrter Christ wird nun Onesimus in der Lage sein, seine Aufgaben in Hingabe und Treue zu erfüllen, wie es Paulus in Eph 6,5-9 und in Kol 3,22-24 beschrieb.

Ein weiterer Hinweis auf den vorigen Charakter von Onesimus ist die Andeutung eines finanziellen Schadens in V 18. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Schaden nicht durch den Ausfall seiner Arbeit entstand – schliesslich war er "unnütz" –, sondern durch Diebstahl. Die Erwähnung in Vers 19, dass Paulus selbst bereit war, diese Schuld zu begleichen, deutet darauf hin, dass Onesimus Philemon etwas schuldig geblieben war, möglicherweise Geld oder Wertgegenstände, die er bei seiner Flucht mitnahm.

Des Weiteren muss festgehalten werden, dass Philemon von Paulus ein aussergewöhnlich positives Zeugnis erhielt. Philemon war ein gerechter und guter Herr gewesen (V 5-7). Dies macht deutlich, dass Onesimus nicht aus einer schlechten Behandlung heraus handelte. Vielmehr spiegelten seine Flucht und sein Verhalten eine undankbare und rebellische Haltung wider. Statt die guten Verhältnisse, die er bei Philemon hatte, wertzuschätzen, entschied sich Onesimus, seiner Verantwortung zu entfliehen. Die Flucht von Onesimus stellte den Höhepunkt seiner rebellischen Art dar, die Paulus durch das Evangelium korrigieren will. Paulus griff nicht nur in die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Philemon und Onesimus ein, sondern zeigte Onesimus durch seine Rücksendung an Philemon auch, dass wahre Freiheit und Ehre im Gehorsam gegenüber Gott und im Erfüllen der ihm zugedachten Rolle lagen. Dieser Wandel von einem rebellischen, unzuverlässigen Sklaven zu einem treuen, geliebten Bruder im Glauben illustriert die tiefgreifende Veränderung, die das Evangelium bewirkt.

Abschliessend soll noch angemerkt werden, dass die gängige Strafe für einen entflohenen Sklaven zu jener Zeit die Kreuzigung war. Oder, falls es ein gnädiger und freundlicher Herr war, wurde dem Sklaven die Buchstaben „FF“ (für „fugtilis“, lateinisch für Flüchtling) auf die Stirn gebrannt. In diesem Fall konnte er zwar am Leben bleiben, musste dieses Brandmal jedoch für immer tragen. Allerdings hatte hier Gott seine Finger im Spiel, denn Philemon war Teil der Kolosser Gemeinde und Paulus kannte ihn sogar persönlich (V 19). Wir können uns das in etwa so vorstellen, dass Paulus zu Onesimus sagte: „Dir ist schon klar, dass ich dich zurückschicken muss. Aber ich wollte sowieso noch einen Brief an die Gemeinde in Ephesus und einen an die Gemeinde in Kolossä schreiben, die Tychikus dann überbringen soll und daher schreibe ich einen weiteren Brief, der die Situation mit Philemon und dir klärt. Du wirst Tychikus begleiten, der dieses Schreiben vor Philemon auch beglaubigen wird.“  Aus diesem Grund setzte sich Paulus im Jahr 62 n.Chr. hin und schrieb diesen kurzen Brief, dessen Ton und Inhalt so besonders wichtig war, weil die Strafe fürs Weglaufen so hart ausfiel.

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Empfänger

Der Philemonbrief ist in vielerlei Hinsicht besonders; einerseits ist er mit 25 Versen der kürzeste Paulus Brief in der Bibel und andererseits finden wir darin keine lehrmässigen Unterweisungen, denn im ganzen Brief geht es ausschliesslich um eine praktische Angelegenheit. Er ist gewissermassen ein Fallbeispiel zum Thema, wie wir uns gegenüber unseren Mitgläubigen verhalten sollen.

Die Besonderheit dieses Briefes liegt auch in den Adressaten. Anders als gewöhnlich, als Paulus sich entweder an Gemeinden oder an Mitglieder seines apostolischen Teams wandte, war dieser Brief an eine Familie gerichtet und an die Gemeinde, die sich in ihrem Haus versammelte. Zunächst sprach Paulus den Hausherrn Philemon an, einen wohlhabenden Mann aus Kolossä. Paulus wandte sich in liebevoller und respektvoller Weise an ihn und nannte ihn "Geliebter … Mitarbeiter" (1,1). Philemon hatte sich durch den Dienst des Paulus bekehrt (V 19). Paulus lobte ihn ausdrücklich für seine Liebe und seinen Glauben (V 5). Im Mittelpunkt des Briefes steht die Bitte des Paulus, Onesimus, einen entflohenen Sklaven, der durch Paulus zum Glauben an Christus gekommen war, als Bruder in Christus wieder aufzunehmen (V 16).

Als nächste Person sprach Paulus Apphia an, die Ehefrau Philemons, und nannte sie liebevoll "Schwester" (V 2a). Als Hausherrin und Verwalterin des Hauses war sie direkt von der Flucht des Sklaven Onesimus betroffen. Auch sie wird bezüglich Vergebung und Wiederaufnahme des Onesimus eine Entscheidung treffen müssen. Ihre Erwähnung zeigt auf, dass die ganze Familie des Philemon in die Angelegenheit um Onesimus einbezogen werden sollte.

Folgerichtig wurde nun auch als drittes Familienglied Archippus angesprochen (V 2a), Sohn des Philemon und der Apphia. Paulus bezeichnete ihn als "unseren Mitkämpfer", d.h. ein Mitkämpfer im Werk des HERRN. In Kol 4,17 wird er ebenfalls erwähnt und aufgefordert: "Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst."

Abschliessend wurde die "Gemeinde in deinem Haus" (V 2b) angesprochen. Man kann den Philemonbrief als einen persönlichen Brief ansehen doch sicherlich nicht als einen privaten Brief. Die Thematik der Vergebung und der Wiederaufnahme des Onesimus war nicht nur Thema für die Familie des Philemon als Direktbetroffene, sondern äusserst wichtig für die Gemeinde. Dies macht deutlich, dass biblische Themen wie Liebe, Vergebung und Annahme keine privaten Themen sind, sondern nur im Kontext des Leibes des HERRN in Liebe, Gehorsam, Demut und Transparenz gelebt werden können. So wird der gelebte, d.h. praktizierte Glaube innerhalb der christlichen Familie zum Fundament für ein authentisches Glaubensleben in der Gemeinde des HERRN. Das führt uns zum Merksatz: Christusglaube ist persönlich, aber nicht privat!

Hauptthemen


Vergebung

Das Hauptanliegen des Briefes ist die Versöhnung zwischen Philemon, seiner Frau, ihrem Sohn Archippus, der Hausgemeinde und dem entlaufenen Sklaven Onesimus, der durch Paulus Christ geworden war. Paulus bat den Hausherrn Philemon, Onesimus nicht nur als zurückkehrenden Sklaven, sondern als Bruder in Christus in Liebe und Vergebung anzunehmen und auf der Grundlage des Evangeliums der Gnade eine völlig neue Beziehung mit Onesimus aufzubauen.

Zweifellos ist Vergebung nicht nur das Hauptthema des Philemonbriefes, sondern der ganzen Bibel. Die Unwilligkeit des Christusgläubigen anderen Menschen zu vergeben, ist aus biblischer Sicht nicht akzeptabel, denn es ist ein rebellischer und offener Akt des Ungehorsams gegenüber Gott. Wir sollen anderen vergeben, so wie Gott uns vergeben hat (Eph 4,32; Kol 3,13). Die Unwilligkeit zu vergeben, wirkt wie eine Kette, die Christusgläubige an ihre Vergangenheit bindet, den Schmerz lebendig hält und Heilung verhindert. Sie führt zu Bitterkeit, Beziehungen werden belastet und die eigene Sicht auf das Leben verzerrt. Zudem ist die Unwilligkeit zur Vergebung Abgötterei[3] und Götzendienst[4], die Satan Tür und Tor öffnet und hat äusserst negative Folgen. Vergebung hingegen bringt göttlichen Frieden, Freiheit, Heilung und Freude in das Leben des Gläubigen.

"Der Philemon-Brief ist ein herrliches Plädoyer von Paulus für einen davongelaufenen, einst unnützen Sklaven namens Onesimus (= "der Nützliche"). Dieser Sklave kam durch Kontakt mit dem in Rom fest gehaltenen Apostel zum Glauben. Paulus ermahnt Philemon, den Herrn von Onesimus, er solle den Davongelaufenen als seinen Bruder in Christus liebevoll wieder aufnehmen. Dieser Brief ist ein Juwel christlicher Liebe und Feinfühligkeit für heikle Angelegenheiten."[5]

Wie sage ich es meinem Kinde?

Der Philemonbrief ist der persönlichste Brief von Paulus und ein Meisterstück takt- und liebevoller Rhetorik. Er zeigt, wie Paulus in göttlich inspirierter Weisheit sein Anliegen gegenüber Philemon überzeugend darlegte. Die Argumentation des Paulus im Philemonbrief ist ein herausragendes Beispiel für seine Fähigkeit, eine äusserst sensible Botschaft auf eine Weise zu vermitteln, die sowohl liebevoll als auch zielführend ist.

Paulus sprach Philemon in einem herzlichen und persönlichen Ton an. So lobte und dankte er Philemon für dessen Liebe und Glauben (V 4-7). Dadurch schuf der Apostel schon von Anfang an eine positive Grundlage für sein Anliegen an Philemon. Obwohl Paulus als Apostel die Autorität gehabt hätte, klare Anweisungen zu geben, verzichtete er darauf. Stattdessen lud er Philemon ein, aus freiem Willen und Überzeugung zu handeln, anstatt sich zu einer Entscheidung gedrängt zu fühlen.

Ein zentrales Element des Briefes ist der wiederholte Verweis auf den gemeinsamen Glauben an Christus Jesus. Paulus betonte die Wichtigkeit von Vergebung und Versöhnung und beschrieb Onesimus, den entlaufenen Sklaven, als "mein Kind" (V 10) und als "geliebten Bruder" (V 16). Damit erinnerte er Philemon daran, dass sie in Christus alle gleichgestellt waren, unabhängig von ihrem sozialen Status. Diese Perspektive sollte Philemon ermutigen, Onesimus nicht mehr als Sklaven, sondern als Bruder in Christus zu betrachten.

Besonders bemerkenswert ist, wie Paulus sich stellvertretend mit Onesimus eins machte und bereit war, dessen Schuld auf sich zu nehmen. In V 18 erklärte er: "Wenn er dir aber irgendein Unrecht getan hat oder dir etwas schuldig ist, so rechne dies mir an." Mit dieser selbstlosen Haltung setzte Paulus ein Vorbild, in der Hoffnung und Überzeugung, dass Philemon die gleiche geistliche Haltung einnehmen wird.

Paulus vertraute der Grosszügigkeit des Philemon. In V 21 schrieb er: "Da ich deinem Gehorsam vertraue, so habe ich dir geschrieben, und ich weiß, dass du auch mehr tun wirst, als ich sage." Paulus vertraute Philemon und dieser wird den Apostel nicht enttäuschen und den einst unnützen Onesimus uneingeschränkt als Bruder in Christus wieder aufnehmen.

Abschliessend dürfen wir festhalten, dass Paulus in seiner Argumentation äusserst sensible, rechtliche, zwischenmenschliche und finanzielle Themen aufgriff, während er für Onesimus eintrat. In einer Zeit, in der entlaufene Sklaven von den Römern hart bestraft wurden und auch deren Unterstützer Gefahr liefen, verfolgt zu werden, handelte Paulus überaus klug und bedacht. Er sandte Tychikus als Begleiter für Onesimus und bat Philemon höflich, jedoch nachdrücklich, diesen freizulassen, "damit du ihn für immer besitzen mögest, nicht länger als einen Sklaven, sondern – mehr als einen Sklaven – als einen geliebten Bruder." (V 15b-16a)

Fazit: So ist der Philemonbrief ein Juwel und ein meisterhaftes Beispiel für einfühlsame Kommunikation. Er ist uns als ein Modell gegeben im Umgang mit sensiblen Themen und Situationen. So lasst uns dem Motto folgen: Sei kein Elefant im Porzellanladen, sondern tu es Paulus gleich!

Sklaverei – ein kontroverses Thema

Ein zentraler Aspekt des Briefes ist die Freilassung des Onesimus, eines entflohenen Sklaven, dessen Geschichte oftmals kontroverse Diskussionen ausgelöst hat. Während einige behaupteten, der Brief rechtfertige Sklaverei und den Besitz von geraubten Menschen, interpretierten andere ihn als christliches Manifest zur Abschaffung der Sklaverei. Beides ist falsch! Festzuhalten ist, dass Paulus weder alttestamentliches Gesetz[6] (Vgl. Dt 23,16) ausser Kraft setzte noch die römische Praxis von Sklaverei befürwortete. Vielmehr zeigte Paulus einen vor Gott und den Menschen legalen Weg aus der Sklaverei auf und legte dar, dass Sklaverei keineswegs das göttliche Ideal ist. In seinem ersten Brief an die Korinther schrieb Paulus: "Warst du ein Sklave, als Gott dich rief? Lass dich davon nicht niederdrücken! Wenn sich dir allerdings eine Gelegenheit bietet, die Freiheit zu erlangen, dann mach dankbar davon Gebrauch. 22 Ob du frei bist oder nicht, spielt letztlich keine Rolle. Denn wenn du ein Sklave warst, als du in die Gemeinschaft mit dem Herrn gerufen wurdest, bist du jetzt durch den Herrn ein freier Mensch. Und wenn du frei warst, als Gott dich rief, bist du jetzt ein Sklave – ein Sklave von Christus." (1Kor 7,21-22) (NGÜ)

"Drei Hauptgesichtspunkte charakterisieren diesen Brief. (1) Es ist der kürzeste von allen Briefen des Paulus. (2) Er illustriert mehr als alle anderen NT-Schriftstücke, wie Paulus und die frühe Gemeinde mit dem Problem der römischen Sklaverei umgingen. Anstatt diese direkt anzugreifen oder einen bewaffneten Aufruhr anzuzetteln, definierte Paulus christliche Prinzipien, welche die Härte der römischen Sklaverei beseitigten, indem er die Aufmerksamkeit auf die Entwicklung eines Gott wohlgefälligen Charakters derer lenkte, die darin verstrickt waren. Diese Herangehensweise und diese Prinzipien führten bald zur Abschaffung der Sklaverei in der Christenheit. (3) Es gewährt einen einzigartigen Einblick in das innere Leben von Paulus, nachdem er sich mit einem Sklaven so sehr identifiziert, dass er Onesimus "mein eigenes Herz" nennt (V 12)."[7]

Vorsehung Gottes

Die Vorsehung Gottes ist wahrlich erstaunlich! Ein entlaufener Sklave machte sich auf den Weg von der heutigen Türkei nach Italien – eine Reise von über 1500 Kilometern. In der riesigen Metropole Rom, mit ca. einer Million Einwohnern, hoffte er, unterzutauchen und für immer unentdeckt zu bleiben. Doch durch die wunderbare Vorsehung Gottes begegnete er Paulus, fand Erlösung in Christus Jesus, diente dem Apostel und wurde schliesslich denselben Weg zurückgeschickt, auf dem er einst geflohen war. Am Ende kehrte er genau an den Ort zurück, wo seine Flucht begann – ins Haus des Philemon. Doch etwas Entscheidendes hatte sich verändert: Als unnützer Sklave war er davongelaufen, als nützlicher Bruder kehrte er zurück. Heilsgeschichte, wie sie nur von Gott selbst geschrieben werden kann!

"Eine der verborgenen Freuden des christlichen Lebens ist es, Gott auf erstaunliche, wunderbare Weise am Werk zu sehen, indem er sich darin offenbart, dass er Umstände zusammenbringt, die nicht durch Zufall erklärt werden können. Zunächst hatte Paulus Philemon zum Herrn geführt. Dann war der Apostel gefangen genommen und nach Rom zur Verhandlung gebracht worden. Philemons Sklave war geflohen und ebenfalls nach Rom gekommen. Irgendwie hatte er Paulus getroffen und hatte sich durch ihn bekehrt. Nun hatten Herr und Sklave durch denselben Prediger ihre Wiedergeburt erlebt, auch wenn es an verschiedenen Orten und unter ganz unterschiedlichen Umständen geschah. Konnte das einfach nur Zufall sein?"[8]

Gleichnis auf den Heilsplan Gottes

Der Name Onesimus bedeutet "nützlich" und er war Philemons Diener

Der Mensch wurde von Gott erschaffen, um IHM zu dienen (Gen 1-2)

Onesimus erwies sich als unnütz und lief dem Philemon (Liebender) davon

Der Mensch lief dem Gott der Liebe davon (Gen 3). Seine Werke waren fortan unnütz, nichtig, sündig und tot. (Heb 9,14; Eph 2,1)

Onesimus wurde verhaftet und kam ins Gefängnis nach Rom. Nach römischen Recht drohte ihm die Todesstrafe.

Der Mensch kam in Gefangenschaft der Sünde. Ihm droht die Todesstrafe (Röm 6,23)

Paulus setzte sich für Onesimus als Mittler ein, und war bereit, seine Schuld zu bezahlen (V 19)

Jesus Christus setzte sich als Mittler ein (1Tim 2,4)

Durch die Begegnung mit Paulus wurde Onesimus ein wiedergeborener Christ (V 10)

Durch Jesus Christus kann der verlorene Mensch neues Leben erlangen (Joh 3,16)

Paulus führte Onesimus zurück zu Philemon (V 12)

Jesus Christus führt den verlorenen Menschen zum Vater zurück (Joh 14,6)

Der einst unnütze Onesimus würde durch Umkehr ein nützlicher Mensch (V 11)

Durch die Bekehrung wird der unnütze Mensch ein nützlicher Diener Gottes (Heb 9,14)

(Skript Roger Liebi, Philemon)

 

Struktur

A Eröffnungsgruss: Gefangenschaft und Partnerschaft (1-3)

     B Wertschätzung und Gebet (4-7)

          C (Für-) Bitte für Onesimus – Philemons Schuld (8-10)

              D Onesimus zu Philemon zurückgesandt (11-13)

                   E Mehr als ein Sklave (15-16)

              D’ Onesimus zu Philemon zurückgesandt (17)

          C’ (Für-) Bitte für Onesimus – Philemons Schuld (18-19)

     B’ Erwartung und Gebet (20-22)

A’ Abschlussgruss: Gefangenschaft und Partnerschaft (23-25)

 

 

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[1] Was von der Reiseroute her gesehen auf dem Weg lag. Höchstwahrscheinlich reisten Tychikus und Onesimus auf dem Seeweg von Rom nach Ephesus, dem grössten Hafen im damaligen Asien. Von dort führte eine grosse Handelsroute direkt ins Lykostal nach Kolossä.

[2] Paulus hat in jener römischen Gefangenschaft auch noch den Philipper- und den Hebräerbrief geschrieben, wobei der Philipperbrief ganz am Ende seines Aufenthaltes zu datieren ist. Dies auf Grund seiner Erwartung auf eine baldige Freilassung (Phil 1,19.25-26; 2,24), beim Hebräerbrief hingegen haben wir diesbezüglich gar keine Angaben.

[3] Abgötterei ist die Verehrung oder Anbetung von etwas anderem als dem einen wahren Gott.

[4] "Denn wie Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, und der Eigenwille wie Abgötterei und Götzendienst. Weil du das Wort des HERRN verworfen hast, so hat er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst." 1Sam 15,23

[5] Skript Roger Liebi, Philemon

[6] Der Philemonbrief wurde nicht an Juden geschrieben, die unter dem mosaischen Gesetz lebten, sondern an Philemon, einen gläubigen Christen in Kolossä, einer Stadt unter römischem Recht. Somit kann auch keine Übertretung des mosaischen Gesetzes vorliegen, da dieses weder für Philemon noch für Onesimus Geltung hatte. Vielmehr legte Paulus dar, dass das Gesetz Christi auf Gnade, Vergebung und Wiederherstellung basiert.

[7] Stamps Studienbibel, S: 2312

[8] William Mac Donald, Kommentar zum Neuen Testament, S: 1187



 

© Copyright

© Bibeltext: Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen), © Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, alle Rechte vorbehalten, www.csv-bibel.de

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