Esther - Einleitung
Zeitstrahl des Estherbuches
Gottes Heilsplan für die Juden
Um das Buch Esther in seiner vollen Bedeutung zu erfassen, ist es wesentlich zu erkennen, dass es in erster Linie die Geschichte der Juden und ihrer Erlösung aus Gnade erzählt. Unter allen Völkern der Welt hat Gott einzig und allein die Juden als Sein (irdisches) Volk auserwählt. Es war der "Zwillingsdienst" von Mordechai und Esther, zwei Juden, der ihr Volk vor einem von Haman, dem Feind der Juden, geplanten Völkermord bewahrte. Darüber hinaus offenbart das Buch Esther in prophetischer Weise Gottes Heilsplan für die Juden, welcher die endzeitliche Errettung ganz Israels am Ende der Trübsal vorsieht. Esther ist eine Vorschattung auf den gläubigen Überrest, während Mordechai ein Bild auf den Messias Gottes darstellt. Somit wird am Ende der Trübsal durch den "Zwillingsdienst" des gläubigen Überrestes und durch das zweite Kommen des Messias ganz Israel gerettet werden. Dieser gläubige Überrest wird durch seinen unabdingbaren Dienst des Anrufens des Herrn das nachfolgende Kommen des Herrn Jesus auslösen!
Glaubensabfall der Juden im persischen Reich
Die Geschichte von Esther und Mordechai handelt von Juden, die in der Zerstreuung (Diaspora) lebten. Es sind jene Juden, deren Vorfahren sich geweigert hatten, sich der ersten von Gott angeordneten Rückführung unter der Leitung von Serubbabel im Jahre 538 v.Ch., anzuschliessen. Das Buch Esther beginnt im Jahr 483 v.Chr. und endet 10 Jahre danach im Jahre 473 v.Chr. Auch Esther und Mordechai waren Teil dieser von Gott abgefallenen Juden im persischen Reich. So ist es wichtig zu beachten, dass niemand Esther in den Harem des Ahasveros zwang, sondern sie tat es aus eigener Initiative heraus. Sie musste monatelang unreines Essen zu sich genommen haben (2,9; Vgl. Dan 1,5.8). Darüber hinaus wusste der König fünf Jahre lang nicht, dass Esther eine Jüdin war (2,16; 3,7). Damit diese Täuschung so lange anhielt, muss sie mehr getan haben, als nur wie eine Perserin zu essen, sich zu kleiden und zu leben. Sie musste auch im persischen Götzendienst gelebt und angebetet haben! Esthers Verhalten lässt sich nicht einfach damit rechtfertigen, dass sie lediglich Mordechais Anweisungen befolgte (2,20). Im Gegenteil, im Kontext erscheint Ihr Verhalten so, dass sie Mordechai in ihre Handlungen hineingezogen hatte.
Gleiches kann über Mordechai gesagt werden. Auch er war Teil der persischen Kultur und Religion. Dass der Name Gottes im ganzen Buch nicht erwähnt wird, stützt diese Annahme. Darum darf nicht einfach angenommen werden, dass Mordechai ein gläubiger Jude gewesen war. Es könnte gut sein, dass er wie König Jehu einfach ein "Berufener" gewesen war, ohne persönlichen Glauben an den Gott Israels. Die Esthererzählung aber fällt kein Urteil über ihn. Vielmehr aber gilt es zu beachten, dass das wundersame Buch Esther aufzeigt, dass es immer schon Gott war, der Seinen Verheissungen treu geblieben ist, trotz der eklatanten Untreue Seines Volkes. Die kostbare Geschichte von Esther vermittelt die grosse theologische Wahrheit, dass die Pläne Gottes nicht durchkreuzt werden können, weil Er ewig treu zu Seinem Bund mit Seinem auf ewig erwählten Volk steht. Wer das Buch Esther nicht in diesem Licht liest und studiert, wird an der eigentlichen Botschaft vorbei gehen. Das göttliche Licht, das auf Esther und Mordechai fiel, zeugte von Gottes Gnade und Treue. Zudem soll die Esthererzählung prophetisch gedeutet werden, denn diese wird sich erst in der Verherrlichung des Volkes Gottes und dem herrlichen Erscheinen des jüdischen Messias vollends erfüllen!
Thomas L. Constable kommentiert: Ohne Frage war Mordechai ein Mann von grosser Fähigkeit und bewundernswertem Charakter. Er glaubte an den Bund mit Abraham und an Gottes vorsehende Fürsorge für sein Volk (4,13-14). Esther zeigte ebenfalls eine gewisse Abhängigkeit von Gottes Hilfe (4,16). Allerdings waren diese Eigenschaften für viele Juden charakteristisch, die, wie Jesus Christus zu seiner Zeit sagte, Gott nicht wohlgefällig waren (Vgl. Mt 3,9; 6,16; Joh 8,39). Mordechai und Esther schienen eifrig darauf bedacht zu sein, ihr Volk und ihren Glauben zu bewahren - wir könnten sie als Patrioten bezeichnen, aber das Buch gibt wenig Hinweise auf ihren Wunsch, persönlich Gottes Willen zu tun. In dieser Hinsicht stehen sie im Gegensatz zu Daniel, Esra und Nehemia.
Das Buch Esther – Das Wunder des Glaubens
Wie oft wollte Gott in Seinem Volk Glauben wirken: "Ich habe den ganzen Tag meine Hände ausgebreitet zu einem widerspenstigen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken auf dem Weg geht, der nicht gut ist." (Jes 65,2) (Vgl. Röm 10,21) Gott kann Universen ins Dasein rufen, weckt Tote auf und heilt Blinde und Taube, etc. Doch das Wunder des Glaubens im Leben eines Menschen übertrifft sie alle. Aufgrund des vollkommenen Erlösungswerkes Christi, wirkt Gott in einem jeden Menschen, der es zulässt, einen übernatürlichen, diese Welt überwindenden Glauben. Während Gott will, dass alle Menschen diesen Gottesglauben empfangen, so sind es schlussendlich doch nur wenige, welche ihr Herz dem Herrn Jesus ganz hingeben. Diese Tatsache veranlasste den Herrn im Hinblick auf Seine Wiederkunft folgende Frage in den geistlichen Raum zu stellen: "Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?" (Lk 18,8b) Wie Gott diesen Glauben wirkt und gebraucht für Seinen Heilsplan, ist die eigentliche Botschaft des Estherbuches! So ist das Estherbuch ein unverzichtbares Handbuch für jeden Christusgläubigen, der sich nach einem kompromisslosen, siegreichen und im Alltag funktionierenden Glauben ausstreckt. Gottesglauben ist allein Gottes Werk und allein zu Seiner Ehre wie es Paulus im Philipperbrief formulierte: "… denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen." (Phil 2,13) Mögen alle Christusgläubigen dieses Gnadenwirken Gottes in ihrem Leben mit grosser Offenheit und Zuversicht zulassen!
Spiegelstruktur
A König Ahasveros' Fest und Vasti wird abgesetzt (1)
B Esther wird zur Königin gekrönt (2,1-18)
C Mordechais Entdeckung der Verschwörung (2,19-23)
D Hamans Aufstieg und erster Erlass zur Vernichtung der Juden (3)
E Mordechais Kompromisslosigkeit und Esthers Glaube wird entfacht (4)
F Esther tritt vor den König und lädt ihn und Haman zum ersten Mahl ein (5)
G Schlaflosigkeit des Königs und Ehrung Mordechais (6)
F' Esther enthüllt Hamans Plan beim zweiten Mahl (7,1-6)
E' Haman wird gehängt; Mordechai erhält Hamans Position (7,7-8,2)
D' Der zweite Erlass zum Schutz der Juden (8,3-14)
C' Mordechai – König der Juden | Rache der Juden | Einsetzung des Purimfestes (8,15-9,28)
B' Esthers königliche Autorität (9,29-32)
A' Die Herrschaft des Ahasveros und die Erhöhung Mordechais (10)
Übersicht
Prophetische Schau
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