Prediger - Einleitung
Titel
Der Titel des Buches kommt vom hebräischen Wort Kohelet, das eine Person bezeichnet, die zu einer Versammlung oder einer Gemeinde spricht; also ein Sprecher, oder eben auch ein Prediger.
Autor
Auch wenn die liberale Theologie den Autor streitig macht, so gibt es neben der Überlieferung auch innerbiblisch keinen Zweifel daran, dass König Salomo der Autor dieses Buches ist. Schon alleine im ersten Absatz wird klar, dass es niemand anderes gewesen sein kann:
„Die Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem:“ Pred 1,1
Es muss also ein Nachkomme Davids sein, der König in Jerusalem war. Bis hin zu Zedekia kommen dabei insgesamt 20 Könige in Frage, aber Vers 12 grenzt es noch genauer ein:
„Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem.“ Pred 1,12
Nur Salomo war König in Jerusalem über ganz Israel, sein Sohn Rehabeam war es nur noch eine ganz kurze Zeit, bevor das Reich sich teilte. Es gibt noch weitere Hinweise im Buch, die allesamt auf Salomo zutreffen:
- Er war der weiseste König (1,16)
- Er war unermesslich reich (2,8)
- Er praktizierte eine ausgedehnte Bautätigkeit (2,4-6)
- Er sammelte Sprüche (12,9)
Abfassungszeit
Salomo hat drei Bücher zu verschiedenen Zeitpunkten in seinem Leben verfasst:
In seinen jungen Jahren hat Salomo sein intimstes Buch geschrieben und es gleich Lied der Lieder, also das Grösste und Schönste aller Lieder genannt. Im Buch der Sprüche finden wir die wohl konzentrierteste Ansammlung an Weisheit in der Bibel, die Salomo auf der Höhe seiner Karriere und Weisheit niedergeschrieben hat. Und das Prediger Buch? Die Antwort darauf ist Teil des Schlüssels, um das Buch richtig zu verstehen. Salomo erlebte aus verschiedenen Gründen einen tiefen Fall, in seinen ca. letzten 10 Jahren fiel er richtiggehend von Gott ab und errichtete Götzenkulte (1Kö 11,4f). Wir haben keine näheren Angaben, aber Salomo erlebte vor seinem Tod eine Umkehr. Eine Umkehr resultierend aus seiner Enttäuschung und Ernüchterung und in dieser Lebenssituation der Umkehr schrieb er das Prediger Buch. In den Sprüchen verwendete Salomo fast ausschliesslich den Gottesnamen Jahwe, der von der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen zeugt. Im Prediger verwendet er ausnahmslos den Gottesnamen Elohim, der vom Schöpfergott spricht und damit sehen wir, dass trotz der Wiederherstellung die Beziehung zu Gott nicht mehr dieselbe war wie zuvor.
Stellung im Kanon
In unseren Bibeln ist der Prediger bei den Poesie Büchern gleich nach den Sprüchen eingeordnet und in der hebräischen Einteilung finden wir es unter den Schriften. Häufig ist die hebräische Einteilung des Alten Testaments ein Schlüssel oder Teil des Schlüssels, um ein Buch richtig zu verstehen und dies ist beim Prediger auch der Fall. Unter den Schriften gibt es fünf Bücher, die zu den sogenannten Megilloth (übersetzt Schriftrollen) gehören:
Diese fünf Bücher werden jedes Jahr an einem bestimmten Fest in den Synagogen vorgelesen, wobei dies beim Prediger Buch jährlich beim Laubhütten-Fest geschieht, einem Fest, das rund 600 Jahre vor der Niederschrift des Predigers eingesetzt wurde. Aus Sicht der Juden muss also der Charakter des Laubhütten Festes etwas mit dem Thema des Predigers zu tun haben. Beim Laubhütten Fest erinnert man sich an Gottes Schutz und Bewahrung während der 40 Jahren in der Wüste zur Zeit von Mose. Es dauert eine ganze Woche und während dieser Zeit leben die Juden in provisorischen Hütten, in welchen sie den ganzen Tag feiern und essen. Traditionsgemäss darf niemand den Tisch verlassen bis alles vorbereitete Essen für eine Mahlzeit aufgegessen ist und dies kann unter Umständen Stunden dauern. Wenn man in Israel von Ferien spricht und diese nicht genauer spezifiziert, dann geht man automatisch vom Laubhüttenfest aus. Und Salomo wartete nach der Fertigstellung des Tempels 11 Monate mit der Einweihung des Tempels, nur damit die Einweihung direkt vor dem Laubhüttenfest stattfindet und die Feier somit eine Woche länger dauert. Das Laubhütten Fest ist der Inbegriff eines Festes, eines Festes der Freude!
Schlüsselwort
Das Schlüsselwort ist Weisheit (oder weise) und kommt im Buch insgesamt 49x vor. Auf Grund einiger anstössig erscheinenden Aussagen, könnte man meinen, es handle sich bei den Sprüchen um göttliche Weisheit und beim Prediger um menschliche Weisheit. Wenn man sich den Prediger genau anschaut, lässt sich diese Meinung aber unmöglich rechtfertigen. Das Buch der Sprüche lehrt, dass Weisheit damit beginnt, dass man Gott fürchtet:
„Weisheit beginnt mit der Ehrfurcht vor dem HERRN,“ Spr 9,10a (NGÜ)
Und die Ehrfurcht vor dem Herrn beginnt mit der Erkenntnis, wie wir das im Leitvers unseres Projektes lesen:
„Ehrfurcht vor dem HERRN ist der Anfang jeder Erkenntnis,“ Spr 1,7a (NGÜ)
Dies lehrt auch das Prediger Buch an diversen Stellen, wie zum Beispiel:
„Ich habe erkannt, dass alles, was Gott tut, für ewig ist; man kann nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; und Gott hat es so gemacht, damit man ihn fürchte.“ Pred 3,14
Salomo zieht die wichtige Erkenntnis, aus der die Gottesfurcht wächst, aus den folgenden drei Tatsachen:
- Gott hat alles erschaffen (3,11.14; 7,13.14; 1,1.7)
- Der Mensch ist in allem von Gott abhängig (2,24.25; 3,13; 5,19; 6,2; 9,1)
- Gott wird den Menschen richten (5,6.8; 8,11-13, 11,9; 12,14)
Das Prediger Buch steht somit sehr brüderlich zum Buch der Sprüche. Aber lehrt nun das Prediger Buch die gleiche Art Weisheit wie das der Sprüche? Wiederholt es somit die Lehre der Sprüche? Nicht ganz! Der Unterschied ist folgender:
- Das Buch der Sprüche lehrt viel über den Charakter und das Verhalten eines gottesfürchtigen Menschen
Das Prediger Buch lehrt viel über den Bezug zu den Dingen im Leben eines gottesfürchtigen Menschen
Einteilung
Dem Buch wird häufig Pessimismus vorgeworfen. Das Laubhütten Fest zeigt aber schon, dass es im Gegenteil etwas mit ausserordentlicher Freude zu tun haben muss. Und in der Tat findet sich die Aufforderung zur Freude wie ein Refrain in diesem Buch und entsprechend lässt es sich am besten mit dieser wiederkehrenden Freude einteilen:
Das Prediger Buch ist eine niedergeschriebene Predigt und ist auch dementsprechend aufgebaut. Salomo gibt zu Beginn das Thema vor und arbeitet es dann in neun verschiedenen Lebensbereichen aus. Er bezieht sich dabei auf seine Erfahrungen, die er in den Jahren seines Abfalls gemacht hat und kommt dabei immer auf dieselbe Schlussfolgerung: Alles ist nichtig! Salomo bleibt hier jedoch nicht stehen, sondern zeigt am Ende jedes Abschnittes einen Ausweg aus diesem enttäuschenden Kreislauf auf, entweder in Form eines Ergebnisses oder Rates. Und am Schluss der Predigt verbindet er alle Ergebnisse und kommt zu einem Schlussergebnis, das über das ganze Buch strahlt.
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