Philipper - Einleitung
Autor
Der Philipperbrief wurde vom Apostel Paulus geschrieben. Mehrere Gründe bestätigen die Autorenschaft des Apostels. Zunächst legt der Brief schon im ersten Vers dar, dass er von ihm verfasst wurde, da er mit den Worten "Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu" beginnt (1,1). Diese Art, Briefe zu beginnen, ist typisch für Paulus. Der Brief enthält spezifische Hinweise auf seine Situation. Er schreibt von seiner Gefangenschaft (Vgl. 1,12-14, Apg 28,30). Zudem ist seine enge Beziehung zur Gemeinde in Philippi in der Apostelgeschichte (Apg 16,12-40) gut dokumentiert. Auch bezeugen frühe Kirchenväter wie Polykarp und Irenäus, dass Paulus der Autor dieses Briefes ist.
Ort und Abfassungszeit
Der Brief an die Philipper ist einer von fünf sogenannten Gefangenschaftsbriefen (Epheser, Philipper, Kolosser, Philemon, Hebräer), die der Apostel in der zweijährigen Gefangenschaft in Rom verfasste. Die Gefangenschaft aber glich eher einer Art Hausarrest, welcher in der Apostelgeschichte beschrieben wird (Apg 28,30-31). Dort hatte er relativ viele Freiheiten, Besucher zu empfangen und seine missionarische Arbeit durch Briefe und Predigten fortzusetzen. Ein wichtiges Argument für Rom als Abfassungsort ist auch die Tatsache, dass Paulus am Ende seiner vierten Missionsreise in Rom in Haft sass, um auf seinen Prozess beim römischen Kaiser zu warten.
Ein weiteres Argument ist die Erwähnung der Prätorianergarde. In 1,13 sprach Paulus davon, dass seine Fesseln "im ganzen Prätorium" bekannt geworden sind. Das Prätorium war in Rom die Leibgarde des Kaisers. Auch nannte der Apostel in 4,22 die "Heiligen aus dem Haus des Kaisers", was ebenfalls auf Rom und das kaiserliche Umfeld hinweist. Die Abfassung des Philipperbriefes ist entsprechend auf das Jahr 62 n.Ch. anzusetzen. Dies bedeutet, dass die Abfassung gegen Ende der zweijährigen Gefangenschaft in Rom (60-62 n.Ch.) geschah. Paulus schrieb also an eine reifere Gemeinde, welche schon ca. zwölf Jahre seit ihrer Gründung existierte.
Gründe der Abfassung
Mehrere Gründe haben Paulus veranlasst den Philipperbrief zu schreiben. Die Gemeinde in Philippi war Paulus eine Herzensangelegenheit, zumal es die erste Gemeinde war, die in Europa anlässlich der zweiten Missionsreise von ihm gegründet worden war. Der Philipperbrief ist ein sehr persönlicher und freudvoller Brief, der sowohl Dankbarkeit als auch geistliche Ermutigung vermittelt.
Hauptgrund der Abfassung war pastoraler Natur, nämlich die Philipper zu festigen und zu ermutigen. Die Philipper hatten Paulus in der Vergangenheit schon mehrmals unterstützt. Zweimal, als er in Thessalonich war, und einmal in Korinth. Nun, als sie hörten, dass der Apostel in Rom gefangen gesetzt war, sandten sie Epaphroditus, einen Mitarbeiter der Philipper-Gemeinde, zu ihm. Er brachte eine Gabe für Paulus nach Rom und diente ihm in seiner Gefangenschaft. Epaphroditus war von einer schweren Krankheit genesen und stand kurz davor, nach Philippi zurückzukehren. Paulus empfahl ihn den Philippern ausdrücklich (2,25-30), was darauf hindeutet, dass sie ihn aus irgendeinem Grund möglicherweise nicht ausreichend geschätzt hatten. Weitere Gründe für diesen Brief waren:
- der Wunsch des Paulus, seine gegenwärtigen Umstände zu erklären (1,12-26)
- die Gemeinde zur Einheit und Demut zu mahnen (2,1-4)
- den bevorstehenden Besuch des Epaphroditus und des Timotheus anzukündigen (2,19)
- einen Geist der Freude zu fördern (3,1; 4,4)
- vor falschen Lehren zu warnen (Judaisten und Antinomisten) (3,1b-3.18-19)
- den Philippern für ihre liebevolle Gabe an Paulus in der Gefangenschaft zu danken (4,10-14)
Entstehung der Gemeinde
Matthias Germann schrieb:
Paulus, Silas, Timotheus und Lukas befanden sich auf ihrer zweiten Missionsreise im Jahr 49 n.Chr., unmittelbar nach dem Apostelkonzil (Apg 15), als sie in Troas ankamen. Ursprünglich hatten sie vor, nach Bithynien im Norden zu reisen, doch der Geist Gottes verwehrte es ihnen. In der Nacht erschien dem Paulus ein Mann aus Mazedonien, der ihn bat, nach Mazedonien überzusetzen. Das Missionsteam prüfte diese Erscheinung und erkannte darin das Wirken des Heiligen Geistes. Gehorsam folgten sie dem Ruf und brachen "sogleich auf" (Apg 16,10). Philippi war die erste Stadt in Europa, in der Paulus eine Gemeinde gründete. Die erste Person, die sich bekehrte, war Lydia, eine Purpurhändlerin aus Thyatira, zusammen mit ihrem Haus (Apg 16,14-15). Als Paulus und Silas später im Gefängnis waren, ergab sich die Gelegenheit, dem Kerkermeister das Evangelium von Jesus zu verkünden, woraufhin er sich mit seinem ganzen Haus bekehrte (Apg 16,23-34). Schon kurz nach dem Besuch des Paulus bildete sich in Philippi eine Gemeinde, die ihn mehrfach unterstützte.
Die Stadt Philippi
Philippi, ursprünglich Daton oder Datos genannt, lag in Mazedonien nahe dem Pangaiongebirge, das reich an Gold und Silber war. Griechische Kolonisten von Thassos gründeten um 360 v.Chr. die Stadt Krenides. 356 v.Chr. eroberte König Philipp II. von Mazedonien die Stadt, benannte sie nach sich selbst und machte sie zu einer Garnisonsstadt. Philippi war strategisch wichtig und profitierte von den Rohstoffen der Region.
146 v.Chr. eroberten die Römer Mazedonien, und Philippi wurde römische Provinz. Nach der Schlacht von Philippi 42 v.Chr. wurde die Stadt eine römische Kolonie, in der sich viele römische Veteranen niederliessen. Die Philipper waren stolz auf ihre Stadt, auf ihre Bindung an Rom und auf ihre römische Kultur und Gesetzgebung.
Struktur
Die Auslegung des Philipperbriefes erfolgt gemäss folgender Spiegelstruktur. Diese wird im Verlaufe des Kommentars ausführlich erklärt.
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