Joel Kapitel 3

Pastor Reinhard Briggeler
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Die Ausgiessung des Heiligen Geistes: 3,1-5

Israels nationale Errettung, sowie die Rettung der Nationen, ist unzertrennlich verbunden mit der Ausgiessung des Heiligen Geistes (zwei Pfingsten).

1 Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen.

Joel gibt den Zeitpunkt für die Ausgiessung des Heiligen Geistes an. Das "danach" bezieht sich auf die Beschreibung der Gerichte Gottes in Kp 2, der Trübsal und wird zur Errettung des jüdischen Überrests führen. Geschehen wird das Ausgiessen des Geistes Gottes in den letzten drei Tagen der Trübsalszeit (Vgl. Hos 5,15-6,3)

Das "Ausgiessen über alles Fleisch" bezieht sich auf "alles jüdische Fleisch". Dieses Ausgiessen ist im Besonderen den Juden vorbehalten und bedeutet ihre Errettung. Davon redet auch Paulus in Röm 11,25ff. "Eure Söhne, eure Töchter, eure Greise, eure jungen Männer" bezieht sich auf Israel und nicht auf die Gemeinde.

Diese Ausgiessung des Heiligen Geistes wird gleichzeitig auch ein neues Zeitalter einläuten (1000-jähriges Reich). Petrus geht in seiner Pfingst-Predigt (Apg 2,14-36) auf diese Umstände ein. Das kommende Zeitalter wird ein Zeitalter der Erkenntnis und Offenbarung sein. "… und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure alten Männer werden Träume haben." (Vgl. Jes 11,9b)

2 Und sogar über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen.

Bei der Ausgiessung wird kein Unterschied gemacht in Bezug auf das Alter, das Geschlecht und den sozialen Stand.

3 Und ich werde Wunder geben im Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen; 4 die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare.

In der Trübsal wird es Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde geben. Blut, Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich verfinstern. Hier ist die erste der fünf Sonnenfinsternisse gemeint. Diese Sonnenfinsternis wird in einer unbestimmten Zeit vor der Trübsal gemäss Joels Prophetie geschehen: "ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare."

5 Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des HERRN anrufen wird, wird errettet werden; denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR gesprochen hat, und unter den Übriggebliebenen, die der HERR berufen wird.

In diesem Vers lesen wir den Auslöser der Wiederkunft des Herrn Jesus als Retter für die Juden. Das "Anrufen des Herrn" ist die Voraussetzung für das Kommen des Herrn und gleichzeitig auch das Signal seiner Wiederkunft. Der Überrest der Juden wird dies am Ende der Trübsal tun. In seinem Siegeszug wird der Herr Jesus auch in Jerusalem als Retter erscheinen und wird seinen Fuss auf den Ölberg setzen.

Einschub: Joel 3,1-5 im NT (Apg 2,1-21; Röm 10,13)

Apg 2,1-21 | Ausgiessung des Hl. Geistes – Geburtsstunde der Gemeinde

1 Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. 2 Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. 4 Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, aus jeder Nation unter dem Himmel. 6 Als sich aber die Kunde hiervon verbreitete, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder Einzelne sie in seiner eigenen Mundart reden hörte. 7 Sie gerieten aber alle außer sich und verwunderten sich und sagten: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? 8 Und wie hören wir sie, jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind? 9 Parther und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien, sowohl von Judäa als auch von Kappadozien, Pontus und Asien, 10 sowohl von Phrygien als auch von Pamphylien, Ägypten und dem Gebiet von Libyen gegen Kyrene hin, und die hier weilenden Römer, 11 sowohl Juden als auch Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden.

An Pfingsten (Fest der Wochen) waren alle Gläubigen versammelt als plötzlich aus dem Himmel ein Brausen geschah wie ein gewaltiger Wind und das ganze Haus erfüllte. Es erschienen zerteilte Zungen wie von Feuer und diese Zungen setzten sich auf jeden Einzelnen. Sie alle dort wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und fingen an in Sprachen (Zungen) zu reden. Dies geschah morgens um neun Uhr, zu der Zeit also, in der das morgendliche Brandopfer aufgelegt werden sollte.

12 Sie gerieten aber alle außer sich und waren in Verlegenheit und sagten einer zum anderen: Was mag dies wohl sein? 13 Andere aber sagten spottend: Sie sind voll von süßem Wein.

Die Reaktion der Augenzeugen (Juden) dieser Geschehnisse war zweierlei. Die einen waren sehr verwundert und fragten sich, was das wohl zu bedeuten habe. Die anderen spotteten und behaupteten, dass diese betrunken waren. Auf diese Reaktion der jüdischen Augenzeugen hin, fängt Petrus an diese Geschehnisse zu erklären und zu rechtfertigen.

14 Petrus aber stand auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Männer von Judäa und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt, dies sei euch kund, und nehmt zu Ohren meine Worte! 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, denn es ist die dritte Stunde des Tages

Petrus weist den Spott zurück und verweist auf die dritte Stunde (09.00h) und wollte klarstellen, dass es einem gläubigen Juden nicht erlaubt war vor oder während dem Morgenbrandopfer Alkohol (oder Essen) zu konsumieren. Erst ab 10Uhr durfte Essen (und auch Alkohol) zu sich genommen werden.

16 sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist: 17 „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure alten Männer werden Träume haben. 18 Und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen. 19 Und ich werde Wunder geben in dem Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten: Blut und Feuer und Rauchdampf; 20 die Sonne wird in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.

Um seiner Verkündigung eine biblische Grundlage zu geben, fängt Petrus an, Joel 3,1-5 zu zitieren, indem er einleitend zum Zitat folgendes vermerkt: "Dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist." Petrus sagt nicht, wie es sonst oft bei AT-Zitaten im NT formuliert wird: "Damit erfüllt würde, was durch den Propheten xy gesagt ist." Petrus sagt nicht, das ist die Erfüllung dessen, was der Prophet Joel gesagt hat.

Er nimmt dieses Anwendungs-Beispiel aus Joel, um aufzuzeigen, dass die versammelten Juden doch nicht erstaunt sein müssen, denn schon Joel hatte ca. 900 Jahre zuvor beschrieben, wie aussergewöhnliche Dinge geschehen, wenn der Hl. Geist über eine Versammlung ausgegossen wird. Das Ausgiessen des Heiligen Geistes über die Gemeinde (Juden/Heiden) war im AT nicht prophetisch angekündigt und offenbart und somit konnte Petrus kein direktes Zitat als Grundlage seiner Predigt nehmen. Die Gemeinde war ein Geheimnis, welches durch den Dienst des Apostels Paulus im Besonderen offenbart worden ist.

21 Und es wird geschehen: Jeder, der irgend den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“

Der einzige Vers aus dem Joel Zitat, der eine direkte Anwendung auf das Zeitalter der Gemeinde hat ist in Joel 3,5 geschrieben (od. Apg 2,21): "Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden." Paulus bestätigt diesen Vers in Röm 10,13 als anwendbare Wahrheit im Zeitalter der Gemeinde.

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