Philipper Kapitel 4

Pastor Reinhard Briggeler
1 2 3 4


D' Anweisungen und Ratschläge | 4,1-5

Obwohl Paulus im zweiten D-Abschnitt dieselben Schwerpunkte darlegt wie schon im ersten D-Abschnitt, nämlich, fest zu stehen, Einheit zu wahren, usw., gibt er an dieser Stelle nun ein konkretes Beispiel dafür, wie man es nicht tun soll und wer und wie die Einheit im Herrn wieder hergestellt werden kann. Er nennt zwei Frauen bei ihrem Namen, die miteinander im Konflikt stehen. Das ist gewagt, aber praktischer geht es kaum. Der Apostel ermutigt die Gemeinde und seinen "treuen Mitknecht" (vermutlich Epaphroditus), diesen beiden Frauen in ihren Differenzen beizustehen und sie mit Respekt zu behandeln.

1 Daher, meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude und Krone, so steht fest im Herrn, Geliebte!

Das Wort "Daher" zeigt an, dass Paulus sich auf das vorhergehende Kapitel bezog, insbesondere auf den Abschluss von Kp. 3. Dort sprach Paulus über die Herrlichkeit der himmlischen Berufung und die Hoffnung, die die Gläubigen in Christus haben (3,20-21). Er legte dar, dass Christusgläubige nicht in dieser Welt verwurzelt sind, sondern ihr Bürgerrecht im Himmel haben und auf die Wiederkunft Jesu warten, der ihren sterblichen Leib verwandeln wird. Mit "daher" hat Paulus diese Wahrheiten nun mit praktischen Anwendungen verbunden: Da sie eine solch herrliche Hoffnung hatten, sollen sie nun "im Herrn" feststehen.

Paulus nannte die Philipper seine "geliebten und ersehnten Brüder" und drückte damit seine tiefe Liebe und Zuneigung ihnen gegenüber aus. Fünfmal nannte er sie "Brüder" (1,12; 3,1.17; 4,1.8), zweimal "Geliebte" (2,12; 4,1). Zudem nannte er seine Brüder in Philippi "meine Freude und Krone". Sie waren für ihn Gegenstand grosser "Freude", da sie im Glauben feststanden und in Christus wuchsen. Sie waren das Ergebnis seines apostolischen Dienstes und seiner Mühen. Das Bild der "Krone" erinnert an den Siegeskranz, den Athleten bei Wettkämpfen erhielten. Paulus sah die Gläubigen als seinen Siegeskranz, als das, was er vor Gott als Frucht seines Dienstes vorweisen konnte (Vgl. 1Thess 2,19-20).

Paulus forderte sie auf: "steht fest im Herrn"[28]. Dies bezieht sich auf das Ausharren und die Standhaftigkeit im Glauben, trotz aller Herausforderungen und Versuchungen. "Im Herrn" zu stehen bedeutet, dass Standhaftigkeit nicht aus eigener Kraft kommen soll, sondern aus der Beziehung zu Christus. ER ist die Quelle der Stärke und das Fundament, auf dem wir stehen sollen.
________________________

[28] Das griechische Wort für "feststehen" hat die Bedeutung, sich unbeweglich und entschlossen zu verhalten. Es wird oft verwendet, um eine Haltung eines Soldaten zu beschreiben, der an seinem Posten bleibt und nicht zurückweicht, egal wie gross die Gefahr oder der Druck ist. In Eph 6,13 wird dieselbe Aufforderung verwendet, wenn Paulus über die Waffenrüstung Gottes spricht: "… damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt."

2 Evodia ermahne ich, und Syntyche ermahne ich, gleich gesinnt zu sein im Herrn.

Paulus begann diesen Vers mit einer persönlichen Ermahnung an zwei Frauen in der Gemeinde, nämlich Evodia und Syntyche. Der Apostel verwendete zweimal das Wort "ermahnen", um zu zeigen, dass er alle beide und nicht nur eine von beiden ermahnte. Um welche Art von Konflikt es sich hier handelte wird nicht weiter beschrieben, aber der Apostel nannte beide Frauen beim Namen, was darauf hindeutet, dass ihr Konflikt und ihre Uneinigkeit mittlerweile ein gewisses Ausmass angenommen hatte.

Der Apostel forderte sie offen auf, "gleich gesinnt zu sein". Diese Aufforderung meinte nicht einfach nur ein oberflächliches "Sich-Vertragen", sondern, dass sie alles daran setzen sollten, Übereinstimmung auf der Grundlage der biblischen Wahrheit zu finden. Im ersten D-Abschnitt formulierte Paulus: "so erfüllt meine Freude, dass ihr gleich gesinnt seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes, 3 nichts aus Streitsucht oder eitlem Ruhm tuend, sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst; 4 ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen." (2,2-4)

Sie sollten "im HERRN" gleich gesinnt sein. Der Schlüssel zu Einheit und Frieden liegt "im HERRN" allein. Darum forderte der Apostel Evodia und Syntyche nicht einfach auf, ihre persönlichen Differenzen beizulegen, sondern betonte, dass diese Einheit in Christus, dem Herrn, gefunden werden sollte! Christus ist die Quelle der Einheit und des Friedens unter den Gläubigen, und jede Meinungsverschiedenheit oder jeder Konflikt muss im Licht des HERRN und Seinem Wort betrachtet werden.

"Paulus bittet sie, "dieselbe Gesinnung zu haben im Herrn". Es ist für uns unmöglich, in allen Dingen des täglichen Lebens die gleiche Meinung zu haben. Soweit es aber die Angelegenheiten des "Herrn" betrifft, so sind wir imstande, unsere kleinlichen, persönlichen Streitereien beiseitezulegen, damit der Herr verherrlicht und sein Werk gefördert wird."[29]
________________________

[29] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 978

3 Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, steh ihnen bei, die in dem Evangelium mit mir gekämpft haben, auch mit Clemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind.

Paulus sprach hier eine Person an, die er als "treuen Mitknecht" bezeichnete. Das griechische Wort bedeutet wörtlich "Jochgenosse" oder "jemand, der unter dem gleichen Joch zieht".

"Es ist schon viel darüber spekuliert worden, wer wohl der "treue Mitknecht" gewesen ist, den Paulus in diesem Vers anspricht. Timotheus und Lukas sind beide vorgeschlagen worden, doch ist es wahrscheinlich Epaphroditus, von dem hier die Rede ist."[30]

Paulus bat seinen "treuen Mitknecht" Evodia und Syntyche zu unterstützen und zwischen ihnen zu vermitteln. Beide Frauen hatten in der Vergangenheit mit Paulus "in dem Evangelium … gekämpft", d.h., dass diese beiden Frauen wertvolle Mitarbeiterinnen in seinem missionarischen Dienst waren. Paulus erwähnte in diesem Zusammenhang einen Mann namens "Clemens", der ebenfalls mit ihm und den beiden Frauen im missionarischen Dienst mitgearbeitet hatte. Über ihn ist nichts Weiteres bekannt.

Zusätzlich zu Clemens erwähnte Paulus noch seine "übrigen Mitarbeiter", was aufzeigt, dass Paulus Leiter eines grossen Mitarbeiter-Netzwerkes gewesen war, mit vielen uns unbekannten Mitarbeitern. Partner im Werk des HERRN zu sein, ist eines der Hauptthemen im Philipperbrief. Hier wertschätzte Paulus seine für uns "namenlosen" Mitarbeiter und ehrte ihre Arbeit. Mögen diese vielen Mitarbeiter des Paulus uns unbekannt sein, doch durch das vollkommene Erlösungswerke des HERRN Jesus, sind ihre und unsere Namen auf ewig ins "Buch des Lebens" eingeschrieben. Mögen wir in der Gewissheit, bei Gott einen Namen zu haben, im Glauben fest stehen im Werk des HERRN, bis ER wiederkommt.
________________________

[30] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 978

4 Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!

Sich in Christus zu freuen, ist etwas, was der Apostel bereits zuvor angeordnet hatte (3,1) Es gab viele Gründe, warum die Gläubigen in Philippi entmutigt sein konnten: Die Gefangenschaft des Paulus und die Möglichkeit seines Todes, die Krankheit des Epaphroditus und die Feindseligkeit der Ungläubigen, die Angriffe der Gesetzlichen (Judaisten) und der Gesetzlosen (Antinomisten), sowie die Spannungen unter den Geschwistern, hatten zu einer "gedämpften" Stimmung beigetragen. Darum betonte Paulus, dass diese Freude nicht nur in bestimmten Situationen oder Zeiten vorhanden sein soll, sondern "allezeit". Das griechische Wort dafür bedeutet "immer" oder "unter allen Umständen". Paulus fordert die Gläubigen auf, diese Freude im Herrn in jeder Situation – ob gut oder schlecht, ob in Freude oder in Leid – zu bewahren. Hier gilt es anzumerken, dass Paulus an dieser Stelle nicht von uns fordert, nie traurig zu sein. Selbst Jesus weinte (Joh 11,35). Er möchte uns aber ermutigen, "allezeit" den Blick auf die Gnade unseren HERRN Jesus zu richten, und sich in Ihm zu freuen, unabhängig unserer Lebenssituation. Paulus selbst hat uns ein gutes Beispiel gegeben, indem er sang, als er zusammen mit Silas im Gefängnis in Philippi eingekerkert war (Apg 16,25).

5 Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen; der Herr ist nahe.

Der Ausdruck "Milde" könnte auch mit "Sanftmut" oder "Nachgiebigkeit" übersetzt werden. Er beschreibt eine Haltung der Gelassenheit, Geduld und Freundlichkeit, insbesondere in schwierigen oder herausfordernden Situationen. Es ist die Fähigkeit, nachsichtig zu sein und nicht auf sein volles Recht zu pochen, auch wenn man es könnte. Es beschreibt eine Haltung der Barmherzigkeit, des Verständnisses und der Grossherzigkeit.

Paulus fordert auch uns auf, dass unsere Milde und Sanftmut allen Menschen bekannt sein soll. Gemeint ist, dass wir durch unser Verhalten und unserer Lebenswiese, ein Beispiel für Geduld und Freundlichkeit sind. Dies aber nicht nur gegenüber unseren Geschwistern, sondern "allen Menschen" – also auch gegenüber Ungläubigen und solchen, die uns vielleicht nicht nur freundlich und liebevoll behandeln.

C' Festhalten inmitten widriger Umstände | 4,6-9

Im zweiten C-Abschnitt werden die Themen des ersten C-Abschnittes nochmals dargelegt, aber einfach kürzer und prägnanter. In 1,19-20 spricht Paulus von seiner Zuversicht, dass alles zu seiner Rettung dient, sei es durch Gebete oder den Beistand des Heiligen Geistes. Er vertraut darauf, dass er in seiner Situation Gott verherrlichen wird, egal ob durch Leben oder Tod. Gleichermassen fordert Paulus die Philipper in 4,6-7 auf, sich getrost dem HERRN anzuvertrauen und im Gebet, Flehen und Danksagung ihre Anliegen vor Gott zu bringen. Beide Texte fordern auf, widrige Umstände durch Glauben und Gebet zu überwinden. Im ersten Text (1,19-20) gibt Paulus ein Vorbild, in 4,6-7 fordert der Apostel den Leser auf, sein Beispiel nachzuahmen.

6 Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden;

Paulus begann diesen Vers mit der Aufforderung an die Philipper "um nichts besorgt" zu sein, sondern stattdessen ihre Anliegen und Sorgen im "Gebet und Flehen mit Danksagung" im Glauben vor Gott zu bringen. Wir sollen und dürfen wissen, dass Gott Gebete erhört und sich für uns verwendet.

Es gilt: Gebet, statt Sorge! In guten, wie auch widrigen Zeiten sollen wir uns bewusst dafür entscheiden, zu beten, anstatt in Sorgen zu versinken. Gebet bringt uns näher zu Gott und erinnert uns daran, dass ER alles in Seiner Hand hält. In "Dankbarkeit" dürfen wir im Gebet vor Gott kommen, denn bis hierher hat uns der HERR treu geholfen und gesegnet, und Er wird es auch weiterhin tun (Vgl. 1Sam 7,12).

"in allem" dürfen wir vor unseren HERRN kommen. Es gibt nichts, was zu klein oder zu gross wäre. Wir dürfen wissen, dass wir jedes Anliegen – egal wie bedeutend oder unbedeutend es scheint – glaubensvoll in Gottes treue Hände legen dürfen!

"Sorge und Angst zeigen, dass man nicht genug auf Gottes Weisheit, Souveränität und Macht vertraut. Freude am Herrn und Besinnung auf sein Wort sind ein wirksames Gegenmittel gegen Besorgnis (Ps 1,2). … Wahres Gebet geht stets mit Dankbarkeit gegenüber Gott einher."[31]
________________________

[31] John Mac Arthur, Studienbibel, S: 1743

7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.

Der "Friede Gottes" ist eine besondere Art des Friedens, die nur von Gott kommen kann. Dieser Friede unterscheidet sich von dem Frieden dieser Welt, der oft nur die Abwesenheit von Konflikten oder Schwierigkeiten bedeutet. Der "Friede Gottes" ist nachhaltig und vollumfänglich und meint unser ganzes Wohlbefinden, gestern, heute und in alle Ewigkeit. Es ist der Friede, der wie eine nie versiegende Quelle, aus dem stellvertretenden Tod Jesus am Kreuz zu allen Christusgläubigen fliesst. Es ist der "Friede", der daraus resultiert, dass man seine Sorgen durch Gebet, Flehen und Danksagung vor Gott bringt, wie Paulus es im vorherigen Vers erläutert hatte.

Dieser "Friede Gottes" übersteigt "allen Verstand"! Damit machte der Apostel deutlich, dass dieser Friede über das hinausgeht, was wir menschlich begreifen oder erklären können. Er ist nicht an die Umstände gebunden und ist tiefer und grösser, als wir es mit menschlichem Verstand erfassen könnten.

Das griechische Wort, das hier mit "bewahren" übersetzt wird, bedeutet auch "bewachen" oder "beschützen". Es ist ein militärischer Begriff, der das Bild von Soldaten oder Wachen vermittelt, die eine Stadt oder ein Lager schützen. Paulus verwendete dieses Bild, um zu zeigen, dass der "Friede Gottes" wie eine Wache oder ein Schutzwall über unseren Herzen und Gedanken steht. Dieser Friede schützt uns davor, in Unglauben, Angst und Verzweiflung zu versinken. "in Christus" meint, dass Christus nicht nur Zugang zu diesem "Frieden" schafft, sondern gleichzeitig auch Quelle dessen ist.

8 Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt.

Mit "Im Übrigen" schloss der Apostel seine vorangegangenen Ermahnungen mit einer Anleitung ab, wie die Philipper in der Gesinnung des Herrn und im Friede Gottes feststehen können. Es ist eine Anleitung unser Denken (Gedanken) zu bewahren und zu lenken. Nicht nur hier lehrt uns Gottes Wort, unsere Gedanken zu kontrollieren (Vgl. Mt 22,37; Röm 12,2; 2Kor 10,5; Kol 3,2; Eph 4,22-23). Paulus listete acht Bereiche auf, über die wir nachdenken sollen und dürfen:

Acht_Gedankenbereiche.jpeg

9 Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, dies tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

Ein gesundes Denken (V 8) geht einem gesunden Verhalten voraus (V 9). Während Paulus im vorangegangen Vers zu einem gesunden Denken aufgefordert hatte, ermutigte Paulus seine Leser einmal mehr (wie in V 6-7), ihn als Vorbild und Beispiel nachzuahmen.

Die Gläubigen sollten das, was sie von ihm gelernt, gehört, empfangen und gesehen hatten, in ihrem Alltag anwenden. Wenn sie das tun, wird der Gott des Friedens bei ihnen sein. Es ist eine Verheissung von Gottes Nähe und Frieden, die direkt verbunden ist mit einem Leben in der Heiligung und praktischer Jesu-Nachfolge.

"Und wir sollten uns immer daran erinnern, dass jemand einem bösen Gedanken nur lange genug nachhängen muss, um ihn schließlich in die Tat umzusetzen. Denjenigen, die treu dem Beispiel des Apostels folgen, wird verheißen, dass "der Gott des Friedens" mit ihnen sein wird. In V 7 ist der Friede Gottes das Erbe derer, die im Gebet ausharren. Hier nun ist "der Gott des Friedens" der Begleiter derer, die ein geheiligtes Leben führen."[32]
________________________

[32] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 980

B' Dank und Gebet für die Gemeinschaft im Evangelium | 4,10-20

In beiden B-Abschnitten finden sich wiederum mehrere Parallelen, die sowohl thematisch als auch inhaltlich zusammenhängen. Es geht in beiden Abschnitten um die enge Beziehung des Apostels zur Gemeinde in Philippi und seine Dankbarkeit für ihre liebevolle Unterstützung, sowohl im Gebet als auch durch praktische Hilfe.

Dankbarkeit und Gemeinschaft im Glauben: In 1,3-11 beginnt Paulus seinen Brief, indem er seine Dankbarkeit gegenüber Gott für die Philipper ausdrückt. Er erwähnt, dass er immer, wenn er an sie denkt, dankbar ist und für sie betet (1,3-4). Er ist voller Zuversicht, dass Gott das Werk, das er in ihnen begonnen hat, vollenden wird (1,6). In 4,10-20 wiederholt Paulus seine Dankbarkeit gegenüber der Gemeinde, diesmal in Bezug auf die materielle Unterstützung, die sie ihm zukommen liessen.

Partnerschaft im Werk des Herrn: In beiden Abschnitten beschreibt Paulus die enge Beziehung zwischen ihm und den Philippern als eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. In 1,5 spricht er von der "Teilnahme am Evangelium", d.h. die gemeinsame Partnerschaft für das Werk des Herrn. Diese Partnerschaft wird auch in 4,15 explizit erwähnt, wo Paulus feststellt, dass die Gemeinde in Philippi die Einzige ist, die ihn während seines Missionswerks finanziell unterstützt hat.

Lobpreis Gottes: Beide Abschnitte enden mit einem Hinweis auf den Lobpreis Gottes. In 1,11 spricht Paulus davon, dass die Philipper erfüllt sein sollen "mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes." Ebenso schliesst er in 4,20 mit einem Lobpreis: "Unserem Gott und Vater aber sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen."

B'.1 Dank für die erneute Unterstützung | 4,10-14

10 Ich habe mich aber im Herrn sehr gefreut, dass ihr endlich einmal wieder aufgelebt seid, meiner zu gedenken; obwohl ihr auch meiner gedachtet, aber ihr hattet keine Gelegenheit.

In diesem Vers begann Paulus einen Abschnitt, in dem er den Philippern für ihre materielle Unterstützung dankte. Wer noch nie ernsthafte finanzielle und materielle Engpässe erlebt hat, kann vermutlich kaum nachvollziehen, was Paulus hier an Freude ausdrückte. Paulus und sein Team waren ausgesondert vom HERRN zu diesem gemeindegründenden und missionarischen Dienst. In allen Belangen waren sie auf Gottes Versorgung angewiesen. Die Philipper sahen sich als Teil der Versorgung Gottes für Paulus. Darum begann Paulus diesen Abschnitt mit den Worten: "Ich habe mich aber im Herrn sehr gefreut". Der Apostel anerkannte, dass die Fürsorge und Unterstützung der Philipper letztendlich von Gott stammten.

Das griechische Wort für "wieder aufgelebt[33]" kann auch übersetzt werden mit "wieder erblühen" oder "wieder grün werden". Paulus benutzte das Bild von Pflanzen oder Blumen, die nach einer Zeit des Stillstands oder der Ruhe wieder zum Leben kommen und erblühen. Er tadelte sie nicht für die Zeit, in der sie ihn nicht unterstützt hatten. Nicht, dass sie ihn vergessen hätten, sondern es gab eine Zeit in der Vorsehung Gottes, in der sie nicht in der Lage waren, ihn zu unterstützen. Darum hielt Paulus am Ende des Verses fest: "aber ihr hattet keine Gelegenheit."
 ________________________

[33] Das griechische Wort das für "aufgelebt" verwendet wird, kommt im gesamten Neuen Testament nur einmal vor – eben in diesem Vers. Es ist also ein einzigartiges Wort, das Paulus hier verwendet, um die erneute Unterstützung der Philipper zu beschreiben und seine grosse Freude darüber auszudrücken.

11 Nicht, dass ich dies des Mangels wegen sage, denn ich habe gelernt, worin ich bin, mich zu begnügen.

Paulus stellte klar, dass er dies nicht "des Mangels wegen sagte". Seine Freude und Dankbarkeit für ihre Unterstützung beruhten nicht darauf, dass er vollends auf ihre Hilfe angewiesen war. Paulus wollte die Philipper nicht unter einen frommen Druck bringen, sondern ausdrücken, wie er die Unterstützung der Philipper wertschätzte! Obwohl er sich über ihre Hilfe freute, gab er zu verstehen, dass er auch ohne ihre Hilfe, zufrieden gewesen wäre. Die Formulierung "zu begnügen" bedeutet auch "Genügsamkeit" oder "Zufriedenheit". Sie beschreibt den Zustand, unabhängig von äusseren Umständen zufrieden zu sein.

"Er wollte ihnen kein Schuldgefühl geben, als hätten sie ihn Mangel leiden lassen, weil sie nicht früher gekommen waren. Auch wollte er vermeiden, den Eindruck zu erwecken, dass er von ihrer Gabe abhängig wäre. Es ist nicht einfach, tiefe Dankbarkeit auszudrücken und gleichzeitig nicht den Eindruck zu erwecken, habsüchtig zu sein (vgl. Apg 20,33). Wer lernt, mit allen Umständen zufrieden zu sein, ist von niemandem abhängig. Um das zu lernen, hatte Paulus einen langen Prozess hinter sich gebracht. Jetzt konnte er sagen, dass er es gelernt hatte. Es ist eine Lektion, die wir alle lernen müssen: zufrieden und gleichzeitig unabhängig von Menschen zu sein. Es gibt Menschen, denen es finanziell ungeheuerlich gut geht und die doch unzufrieden sind. Das liegt daran, dass sie nie genug haben, sie wollen noch alle möglichen Bedürfnisse befriedigt haben. Es gibt auch andere, die sehr wenig besitzen und doch zufrieden sind. „Zufrieden sein“ bedeutet wörtlich: genug habend (Heb 13,5; 1Tim 6,6–8). Wenn du auf Gott vertraust, darfst du auf die Zusage Gottes rechnen, dass dir Brot und Wasser sicher sind (Jes 33,16). Wenn du ganz vom Herrn abhängig bist, bist du mit dem zufrieden, was Er dir schickt, sei es nun Mangel oder Überfluss."[34]  
________________________

[34] Ger de Koning - Online Kingcomments

12 Ich weiß sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiß Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden.

In diesem Vers beschrieb Paulus zwei extreme Lebensumstände: Erniedrigung und Überfluss. Beide Begriffe stehen für extreme und auch gefährliche menschliche Erfahrungen (Vgl. Spr 30,7-9). Wiersbe hat es so formuliert: "Wohlstand hat den Gläubigen mehr Schaden zugefügt als Widrigkeiten".

"erniedrigt zu sein", bezieht sich auf Zeiten des Mangels, der Armut, der Demütigung, der Verfolgung und der Schwäche. Paulus hatte oft solche Zeiten in seinem missionarischen Dienst erlebt, in denen er nicht nur materielle Not litt, sondern auch in seiner Berufung als Heidenapostel auf massivste Ablehnung, Widrigkeiten und Schwierigkeiten stiess. In 2Kor 11,23-27 präsentierte Paulus seinen Leidenskatalog, den er um des Evangeliums willen ertrug. Diese Zeiten nutzte der Apostel, um zu lernen – wie aussergewöhnlich!

"Überfluss zu haben", bedeutet genau das Gegenteil: Zeiten des Wohlstands und der Fülle. Obwohl Paulus oft Not erlebte, gab es auch Zeiten, in denen er Überfluss erlebte, sei es durch die grosszügige Unterstützung der Gemeinden oder durch andere Mittel der Versorgung Gottes. Der Apostel liess sich durch den Überfluss aber nicht blenden, sondern nutzte auch diese Zeiten, um zu lernen – wie aussergewöhnlich!

"in allem bin ich unterwiesen", der Ausdruck "unterwiesen" kann auch mit "eingeweiht" übersetzt werden und bedeutet eine besondere Einsicht zu haben, die nur durch Erfahrung erworben werden kann. Der Apostel machte deutlich, dass er sich seine Zufriedenheit in einem langen Erfahrungsprozess erwerben musste. Gottgewirkte Zufriedenheit kennt keine Abkürzung! Paulus hat über Jahre hinweg sowohl Fülle als auch Mangel durchlebt und dabei gelernt, dass Gott in allen Umständen treu ist und dass wahre Zufriedenheit in der Abhängigkeit von Gott allein liegt, nicht in äusseren Bedingungen!

13 Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.

Dieser Vers ist der Höhepunkt seiner Aussage, dass er in allen Herausforderungen und Prüfungen des Lebens gelernt hatte, genügsam und zufrieden zu sein, weil die Quelle seiner Kraft nicht aus ihm selbst kam, sondern aus dem Christus. Dieser Vers wird oft falsch verwendet, um zu behaupten, dass man alles erreichen kann. Doch dies ist nicht die Aussage des Verses! Paulus ging es hier nicht darum, dass Christusgläubige irgendwelche Superkräfte in sich tragen und sich damit alle Wünsche erfüllen können. Der Schwerpunkt liegt darauf, dass die Quelle der Kraft im Dienst für das Werk des HERRN, der Christus ist.

Das griechische Wort für "vermag" kann auch mit "stark sein" oder "fähig sein" übersetzt werden und bezieht sich auf die gottgewirkte Fähigkeit in allen Lebenssituationen im Glauben überwinden zu können, sei es in Umständen der Erniedrigung oder des Überflusses. Der Ausdruck "der mich (fortwährend) kräftigt", leitet sich von dem Wort dynamis ab, was "Kraft" bedeutet und oft im Zusammenhang mit Gottes übernatürlichem Wirken verwendet wird (Vgl. Apg 1,8; 1Kor 12,10).

"Wir können alle Dinge ertragen und erreichen, die Christus für uns möchte, wenn wir uns auf seine Gegenwart, Kraft und Absichten verlassen. Die Redewendung "der mich kräftigt" stammt vom griechischen Wort endynamunti, das buchstäblich heisst "der mich ermächtigt". Unser Vermögen, das zu tun, was Gott wünscht und für uns bereitet hat, kommt nicht aus unserer eigenen Fähigkeit, Kreativität oder Geistlichkeit, sondern von seiner befähigenden Kraft."[35] 
________________________

[35] Stamps Studienbibel, S: 2225

14 Doch habt ihr recht getan, dass ihr an meiner Drangsal teilgenommen habt.

In Anbetracht dessen, was Paulus in diesem Abschnitt dargelegt hat, könnten die Philipper sich gefragt haben, ob es überhaupt sinnvoll gewesen war, ihn zu unterstützen. Daher fügte der Apostel hinzu, dass sie "recht getan" hatten, als sie an seiner "Drangsal teilgenommen[36]" hatten. In ihrem Tun erfüllten die Philipper das Gesetz Christi, das besagt: "Einer trage des anderen Lasten, und so erfüllt das Gesetz des Christus." (Gal 6,2)
________________________

[36] Im griechischen Grundtext steht das Wort "synkoinōnésantes", das von "koinonia" abgeleitet ist und Gemeinschaft, Partnerschaft oder Teilhaben bedeutet. In diesem Vers bedeutet es, dass die Gläubigen in Philippi in Bezug auf das Werk des HERRN in einer Partnerschaft mit Paulus standen und bereit waren, seine Lasten mitzutragen, indem sie den Apostel in materieller, personeller und geistlicher Hinsicht unterstützten.

B'.2 Der Segen des Gebens und Empfangens | 4,15-20

15 Ihr wisst aber auch, ihr Philipper, dass im Anfang des Evangeliums, als ich aus Mazedonien wegging, keine Versammlung mir in Bezug auf Geben und Empfangen mitgeteilt hat als nur ihr allein.

In diesem Vers sprach er sie direkt als Philipper an, und drückte in der Folge seine Wertschätzung und Anerkennung für die langjährige Unterstützung der Gemeinde in Philippi aus und erinnerte sie an den Beginn ihres gemeinsamen Weges im Dienst des Evangeliums.

Der Ausdruck "im Anfang des Evangeliums" bezieht sich auf die Zeit, als Paulus die Botschaft des Evangeliums in Mazedonien – der röm. Provinz, zu der Philippi gehörte – zum ersten Mal verkündete. Dies war eine Zeit, in der die Verbreitung des Evangeliums in Europa begann. Die Philipper waren von Anfang an Partner des Apostels im Werk des HERRN.

Paulus erinnerte daran, dass obwohl er "aus Mazedonien wegging", d.h. er sie nach einer gewissen Zeit nach der Gemeindegründung verlassen hatte, um weitere Gemeinden zu gründen, sie treue Partner "in Bezug auf Geben und Empfangen.[37]" blieben.

"Als Paulus seinen Dienst in Europa begann und "aus Mazedonien wegging", hatte ihn ausser den

Philippern "keine Gemeinde … am gegenseitigen Geben und Empfangen" beteiligt. Es ist bemerkenswert, wie diese scheinbar unwichtigen Einzelheiten für immer in Gottes kostbarem Wort festgehalten sind. Das lehrt uns, dass das, was wir den Dienern des Herrn geben, letztlich dem Herrn gegeben wird. Gott ist an jedem Cent interessiert. Er zeichnet alles auf, was wir ihm geben, und er belohnt mit einem guten, gedrückten, gerüttelten und überlaufenden Mass."[38]
________________________

[37] Der Ausdruck "Geben und Empfangen" stammt aus der Handels- und Finanzwelt und bezieht sich auf eine beidseitige Beziehung, die auf Austausch beruht – ähnlich wie ein Konto, auf dem Transaktionen verzeichnet werden. Paulus nutzt dieses Bild, um die gegenseitige Unterstützung zwischen ihm und der Gemeinde zu beschreiben und meint eine partnerschaftliche Beziehung, in der beide Seiten beteiligt sind. Der Gemeinde in Philippi wird gedankt, dass sie ihn finanziell und materiell unterstützt haben, um seine Missionsarbeit zu ermöglichen. Sie haben durch diese Unterstützung "gegeben", und Paulus hat im Sinne der Partnerschaft im Werk des HERRN "empfangen".

[38] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 981

16 Denn auch in Thessalonich habt ihr mir einmal und zweimal für meinen Bedarf gesandt.

 

Paulus hob die aussergewöhnliche Grosszügigkeit und Freigebigkeit der Philipper hervor. Dabei erwähnte er, dass als er in Thessalonich war, sie nicht nur einmal, sondern sogar zweimal für seinen Bedarf gesandt hatten. In ihrer Unterstützung gingen sie über das hinaus, was durchschnittlich zu erwarten gewesen wäre. In Anbetracht dessen, dass Paulus nur kurze Zeit (zwei bis drei Monate) in Thessalonich wirkte, ist es umso bemerkenswerter, wie die Philipper, obwohl geographisch getrennt, den Apostel zwei Mal unterstützen. Die Philipper verstanden sich als Partner im Werk des HERRN und bewiesen dies durch aussergewöhnliche Gebefreudigkeit. Mögen wir eine Missions-Gemeinde sein und dem Vorbild der Philipper nacheifern!

"Die Gemeinde zu Philippi war eine missionarische Gemeinde, die Paulus diente und ihn während seiner Reisen unterstützte (V 15-17; 1,4-5). Wenn wir geben, um Missionare zu unterstützen (d.h. solche, die durch Christus berufen und ausgesandt sind, um seine Botschaft zu Menschen anderer Kulturen, Gesellschaften oder Länder zu tragen), dann geben wir es direkt für Gott. Er ehrt und nimmt unsere Gaben an als "einen lieblichen Duft, ein willkommenes, Gott wohlgefälliges Opfer" (V 18)."[39]

________________________

[39] Stamps Studienbibel, S: 2225

17 Nicht, dass ich die Gabe suche, sondern ich suche die Frucht, die überströmend sei für eure Rechnung.

Paulus verdeutlichte, dass es ihm nicht primär um die materielle Gabe selbst ging. Er legte Wert darauf, dass die Gaben der Philipper Ausdruck ihres Glaubens und ihrer Liebe waren. Paulus hing nicht an materiellen Dingen! Schon in V 11 machte Paulus klar, dass er sich mit dem begnügte, worin er war. Nein, es ging ihm nicht um sich selbst, sondern um das Wohlergehen der Philipper! Darum sagte der Apostel, dass er ihre "Frucht" suche. Mit Frucht sind die Werke gemeint, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen (Vgl. Eph 2,10b) und den daraus resultierenden überreichen Segen Täter des Wortes gewesen zu sein. In dem Sinn sind die Werke der Samen, die Frucht aber der überströmende Segen des HERRN. In diesem Kontext sind es die Werke (Samen) des "Gebens und Empfangens" (V 15) und die überströmende Frucht die fortwährende Versorgung des HERRN.

"die überströmend sei für eure Rechnung." Paulus verwendete hier eine buchhalterische Sprache, die im Griechischen an ein Konto erinnert. Indem die Philipper Paulus unterstützten, bauten sie in einem geistlichen Sinne Guthaben auf. Ihre Gaben waren nicht nur materielle Unterstützung für Paulus, sondern hatten auch geistliche Auswirkungen für die Geber. Die "Rechnung" oder eben das Konto der Philipper wuchs, und Paulus sah das grosszügige Geben als nachhaltige Investitionen in ihr geistliches Leben. "überströmend" versteht sich als Verheissung für alle Christusgläubigen, nämlich über die Massen mehr gesegnet zu werden, als dass wir jemals an Werken tun könnten.

18 Ich habe aber alles empfangen und habe Überfluss; ich bin erfüllt, da ich von Epaphroditus das von euch Gesandte empfangen habe, einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.

Paulus sagte, dass er "alles empfangen" und "Überfluss" hatte. Damit machte er deutlich, dass die Unterstützung der Philipper mehr als ausreichend für seine Bedürfnisse war. "ich bin erfüllt" beschreibt die ausserordentliche Grosszügigkeit und die Fülle, die ihm durch ihre Hilfe zuteil wurde.

Wie schon erwähnt, war es Epaphroditus, ein Mitglied der Gemeinde in Philippi, der die Gaben zu ihm gebracht hatte. In 2,25-30 beschrieb Paulus ihn als wichtigen Mitarbeiter und Mitstreiter im Werk des Herrn, der ein wichtiges Bindeglied in der Partnerschaft zwischen dem Apostel und der Gemeinde darstellte.

Paulus sah ihr Geben als "einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig." Im Kontext des AT waren "Wohlgeruch-Opfer" weniger als Sühneopfer gedacht, sondern vielmehr als ein Werk der Anbetung. So legte Paulus dar, dass ihre Gaben viel mehr waren, als nur materielle Unterstützung - sie waren Opfer, die Gott gefallen. Ja, es ist ein Akt der Anbetung, der Gott "wohlgefällt".

"Die Liebesgabe, die "Epaphroditus" Paulus von den Philippern brachte, wird als "duftender Wohlgeruch", als "ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig" beschrieben. Sonst kommen diese Worte in dieser Kombination nur noch in Epheser 5,2 vor. Dort sind sie auf Christus selbst bezogen. Paulus würdigt die aufopferungsvolle Gabe der Philipper, indem er beschreibt, was sie für Gott bedeutet. Sie stieg zu ihm wie ein wohlriechendes "Opfer" auf. Es war sowohl "angenehm" als auch "wohlgefällig"."[40]

________________________

[40] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 982

19 Mein Gott aber wird euch alles Nötige geben nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.

Dieser Vers gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Versen der Bibel. Doch gilt es hier anzumerken, dass diese Verheissung im Kontext der aussergewöhnlichen Grosszügigkeit und Freigebigkeit der Philipper gegenüber dem Werk des HERRN zu verstehen ist. Die Philipper investierten freudig und von ganzem Herzen in das Werk des HERRN und gingen dabei an die Grenzen ihres Vermögens. Aus diesem Kontext heraus resultierte die Verheissung "Mein Gott aber wird euch alles Nötige geben". Es ist keine Verheissung, die ein Wohlstands-Evangelium rechtfertigen würde. Ganz im Gegenteil! Denn es ist Gottes Antwort an alle Christusgläubigen, die reichlich in das Werk des HERRN hineinsäen und dabei an ihre Grenzen gehen (Vgl. 2Kor 9,6). Beachten wir aber, dass es Gott allein ist, der beurteilt, was wir "nötig" haben, und das kann sich sehr wohl von dem unterscheiden, was wir denken, was wir nötig hätten. Wie gut ist es, dass wir unsere tägliche Versorgung aus Gottes treuen und liebevollen Händen dankbar nehmen dürfen!

"Wie leicht kann dieser Vers jedoch aus dem Zusammenhang gerissen und von Christen missbraucht werden, die ihr Geld nur für sich selbst ausgeben und kaum an das Werk des Herrn denken. „Alles in Ordnung, Gott wird schon für alles sorgen.“ Es ist zwar allgemein richtig, dass Gott für die Bedürfnisse seines Volkes sorgt. Es handelt sich hier jedoch um die Verheissung, dass diejenigen, die in ihrem Geben für Christus treu und hingegeben sind, niemals Mangel leiden werden. Es ist oft angemerkt worden, dass Gott die Bedürfnisse seines Volkes nicht von seinem Reichtum bestreitet, sondern "nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus". Wenn ein Millionär einem Kind einen Groschen gibt, dann gibt er von seinem Reichtum. Doch wenn er für eine gute Sache 100 000 Euro spendet, dann gibt er nach seinem Reichtum. Gott versorgt uns "nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus", und nichts könnte dies übertreffen!"[41]

________________________

[41] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 983

20 Unserem Gott und Vater aber sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

In Vers 19 redete Paulus noch von "mein Gott", nun aber redet er von "unserem Gott und Vater". Durch den Glauben an Jesus Christus sind wir Kinder Gottes geworden und dürfen Gott als Vater ansprechen. Es ist dieser liebevolle Vater, der sich um uns kümmert und uns alles "Nötige" zum Leben schenkt, so wie Paulus es in den vorherigen Versen beschrieben hat. Mögen wir uns dieser Wahrheit stets bewusst sein und dankbar sein gegenüber "unserem Gott und Vater"! Folgerichtig beschloss Paulus diesen eindrücklichen Abschnitt mit einem Lobpreis, indem er ausrief: "(Ihm) sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen."

A' Abschlussgruss: Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist (4,21-23)

Die beiden A-Abschnitte beinhalten eine Reihe von Parallelen und beide legen dar, dass der Christusgläubige durch die Gnade des Herrn Jesus Christus in die Gemeinschaft der Gläubigen hineingetauft worden ist und in IHM allein göttlichen Frieden empfangen hat.

Anrede und Segen: Paulus beginnt den Brief mit den Worten "Gnade euch und Friede von Gott“ (1,2a) und schliesst ihn mit "Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! Amen." (4,23)

Den "Heiligen" in Christus: In beiden Abschnitten spricht Paulus die "Heiligen in Christus Jesus" an (1,1 und 4,21).

Erwähnung von anderen Gläubigen: In 1,1 werden "Aufsehern und Dienern" zusammen mit "allen Heiligen" erwähnt. In 4,21-22 grüsst Paulus "jeden Heiligen in Christus" und hebt zudem die "Brüder, die bei mir sind" und "alle Heiligen, besonders aber die aus dem Haus des Kaisers", hervor.

21 Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus. Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind.

Während Paulus seine Briefe oft mit persönlichen Grüssen abschloss und dabei konkrete Namen nannte, wie z.B. im Römer, 1. Korinther, Kolosser oder 2. Timotheus, wurde der Abschluss hier allgemein gehalten und hebt niemanden im Speziellen hervor. So wünschte sich der Apostel, dass die Philipper seine Grüsse an "jeden Heiligen in Christus Jesus", d.h. an alle Gläubigen in Philippi und Umgegend gleichermassen weitergeben sollten.

Die "Brüder", die bei Paulus in Rom waren, schlossen Epaphroditus und wahrscheinlich auch Timotheus ein. Dazu zählten vermutlich auch Christen aus Rom, mit denen Paulus in Kontakt stand, sowie möglicherweise weitere Mitarbeiter.

22 Es grüßen euch alle Heiligen, besonders aber die aus dem Haus des Kaisers.

Auch alle "Heiligen", d.h. alle Christusgläubigen der Gemeinden in Rom sandten ihre Grüsse durch Paulus an die Philipper. In 1,13 hatte Paulus schon festgehalten, dass durch "seine Fesseln", das Evangelium im ganzen Prätorium (Elitegarde des Kaisers) bekannt geworden war (siehe Kommentar zu 1,13). Hier nun sandte Paulus im Besonderen Grüsse von denen "aus dem Haus des Kaisers", und bezog sich dabei auf Diener und Beamte des kaiserlichen Haushalts. Das "Haus des Kaisers" repräsentierte das gottlose und götzendienerische System Roms. Die Tatsache, dass es dort Gläubige gab, zeugt von der unaufhaltsamen und alles durchdringenden Kraft des Evangeliums.

Für die Philipper muss es ermutigend gewesen sein zu wissen, dass es sogar im Kaiserhaus Menschen gab, die an Jesus Christus glaubten. Es zeigt, dass das Evangelium Kraft hat, Barrieren zu durchbrechen und Gott Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft herausrufen kann. So mögen auch wir ermutigt sein von der alles durchdringenden und überwindenden Kraft des Evangeliums, und zusammen mit Paulus ausrufen: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen." (Röm 1,16)

23 Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! Amen.

Paulus hatte seinen Brief an die Philipper mit den Worten "Gnade und Friede von Gott" begonnen. Hier nun schloss er seinen Brief ab mit "Gnade des HERRN Jesus". Es ist Gottes unverdiente Gnade und die übernatürliche Kraft des Herrn Jesus Christus, die uns dazu befähigen, nicht nur Hörer oder Leser des Wortes zu sein, sondern auch Täter. Es ist die Gnade Gottes, die uns in die geistliche Reife hineinführt und damit Grundlage schafft, all das zu tun, was der Apostel uns in diesem Brief dargelegt hat. So wünsche ich uns allen, dass die Gnade des Herrn Jesus mit unserem Geist ist! Amen.



 

© Copyright

© Bibeltext: Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen), © Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, alle Rechte vorbehalten, www.csv-bibel.de

© Publikationen: Christliches Zentrum Bern, alle Rechte vorbehalten

 

joomla templatesfree joomla templatestemplate joomla
Back to Top