Philipper Kapitel 2
D.2 Grundlage für Einheit | 2,1-4
Diese ersten vier Verse leiten die sog. Christushymne ein, die in 2,5-11 folgt, in der Paulus die Demut, Erniedrigung, Opferbereitschaft und Hingabe Jesu als Vorbild für die Gläubigen darstellt. Im Aufruf zur Einheit, Demut und gegenseitigem Dienen geht es um die praktische Umsetzung des Glaubens in der Gemeinde und im Leben. Paulus fordert die Gemeinde auf, in Übereinstimmung mit dem Denken und der Gesinnung Christi zu leben.
1 Wenn es nun irgendeine Ermunterung gibt in Christus, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgend innerliche Gefühle und Erbarmungen,
Paulus begann diesen Abschnitt mit vier "wenn" Formulierungen, die aber rhetorisch zu verstehen sind. Er setzte voraus, dass diese Dinge, d.h. "Ermunterung in Christus", "Trost der Liebe", "Gemeinschaft des Geistes" und "Gefühle (Mitgefühl) und Erbarmungen (Erbarmung)" bei ihnen reichlich vorhanden waren. So könnte man die vier "wenn" Formulierungen auch so lesen: Weil ihr reichlich habt … darum …[9]
Es sind diese Tugenden, die zum Fundament des Glaubens gehören und uns durch Christus Jesus reichlich gegeben worden sind, erkauft durch den vollkommenen Kreuzestod des HERRN Jesus und umsetzbar durch das beständige Wirken des Heiligen Geistes (Vgl. Joh 14,16-17). Paulus erinnert auch uns daran, dass diese Tugenden Zeichen der echten Nachfolge sind, die aus der Beziehung zu Christus hervorgehen und nur durch den Heiligen Geist gelebt werden können. Es sind diese Tugenden, die von den Christusgläubigen aktiv gesucht und bereitwillig angenommen werden müssen (Vgl. Kol 3,12).
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[9] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 961: "Der Apostel sagt im Grunde: "Weil es nun so viel Ermunterung in Christus gibt, weil seine Liebe so überzeugend ist, weil der Heilige Geist uns alle in solch wundervoller Gemeinschaft zusammenführt und weil es so viel herzliches Mitleid und Erbarmen gibt, sollten wir in der Lage sein, in froher Harmonie miteinander zu leben."
2 so erfüllt meine Freude, dass ihr gleich gesinnt seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes,
Paulus forderte die Philipper auf, seine Freude zu "erfüllen", d.h. vollkommen zu machen, indem sie "gleich gesinnt" sein sollten. Eines Sinnes zu sein, war ein zentrales Anliegen des Apostels. Eines Sinnes zu sein bedeutet, in Übereinstimmung zu leben und gemeinsam das gleiche Ziel zu verfolgen – Christus und Sein Evangelium. "Dieselbe Liebe" zu haben, bedeutet in Wirklichkeit, wie Christus gesinnt zu sein und zu reagieren, wie Er reagiert hätte. "Dieselbe Liebe" zu haben, bedeutet, anderen "dieselbe Liebe" zu erweisen, wie sie uns der HERR entgegengebracht hat. Diese Liebe ist selbstlos und auf das Wohl des Nächsten ausgerichtet.
3 nichts aus Streitsucht oder eitlem Ruhm tuend, sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst;
"Nichts", was wir tun, sollte "aus Streitsucht oder eitlem Ruhm" getan werden, weil es genau diese Dinge sind, die die Einigkeit in der Gemeinde nachhaltig untergraben. "Streitsucht" vermeiden meint, nichts zuzulassen, was uns gegeneinander aufbringen könnte. "Eitler Ruhm" spricht von Stolz und übertriebener Selbstdarstellung. Wo Menschen nur ihre eigenen Interessen fördern, entstehen Streit und Zwietracht.
Die Lösung liegt in Demut, nämlich "den anderen höher achtend als sich selbst". Das bedeutet, selbstlos zu leben und die Bedürfnisse des Nächsten, vor die eigenen zu stellen. Dies ist jedoch nur durch die Kraft des Heiligen Geistes möglich!
4 ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen.
Paulus forderte die Philipper auf, sich nicht nur um ihre eigenen Interessen zu kümmern, sondern auch die Bedürfnisse der anderen im Blick zu haben. In der Gemeinde geht es nicht darum, den eigenen Vorteil zu suchen, sondern darum, für das Wohl der anderen zu sorgen. Dieser Gedanke, der dem Evangelium zu Grunde liegt, widerspiegelt sich im Schlüsselvers des Markusevangeliums: "Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele." (Mk 10,45)
Anmerkungen zu den zwei E-Abschnitten | 2,5-18 und 3,1b-21
Die beiden E-Abschnitte verdeutlichen eindrucksvoll, was gottgewirkte Opferbereitschaft und Hingabe wirklich bedeuten und wie genau hierin wahre Freude zu finden ist (Vgl. 2,17-18).
Der erste E-Abschnitt beginnt mit der göttlichen Herrlichkeit Christi, der sog. Christushymne,
während der zweite E-Abschnitt mit der weltlichen Herrlichkeit des Paulus beginnt. Im ersten E-Abschnitt verzichtet Jesus auf Seine Herrlichkeit und "machte sich selbst zu nichts“. Das griechische Wort dafür, "kenoó", bedeutet wörtlich "sich ausleeren". In Jes 53,12 heisst es: "…, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist." D.h., dass Jesus sich aufs äusserste erniedrigt, so sehr, dass Er sich allen Ruhms entledigt - bis hin zu Seinem Kreuzestod, einem Verbrechertod.
Diese "Kenosis", also das Ausleeren seines Lebens, um sich zu erniedrigen und alle Privilegien aufzugeben, findet im zweiten E-Abschnitt eine Parallele bei Paulus. Auch er lebt dieses Prinzip vor, indem er seinen irdischen Ruhm, sein Ansehen und seinen Erfolg als hochgeachteter Pharisäer aufgibt. Er betrachtet all diese Ehre als "Dreck", um Christus zu gewinnen. So macht sich auch Paulus zu nichts, nämlich indem er die Gesinnung des HERRN nachahmt und Ihm nachfolgt.
Im ersten E-Abschnitt wird Jesus zum Vorbild des Leidens für Paulus, der sein Leben für den Dienst des HERRN als Trankopfer ausgiesst. Im zweiten E-Abschnitt wiederum wird Paulus zum Vorbild des Leidens für die Gläubigen in Philippi, damit auch sie sich "ausleeren" können.
E Vorbild (Muster): Jesus Christus machte sich selbst zu nichts | 2,5-18
Die sog. Christushymne in 2,5-11 gibt uns fundamentalen Einblick in das Wesen des HERRN Jesus Christus! Dieses Lied beschreibt die Selbsterniedrigung und Erhöhung Christi in poetischer Form und betont Seine göttliche, so wie auch Seine menschliche Natur. Der Hymnus zeigt, dass Jesus, obwohl Er in göttlicher Gestalt war, Sich entäusserte und Knechtsgestalt annahm, gehorsam war bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Einzigartig in der Bibel, wird hier in diesen wenigen Versen das unergründliche, in Gott selbst begründete, Konzept der Kenosis (Selbstentäusserung, sich ausleeren) beschrieben. Dieses Konzept meint, dass Christus Jesus freiwillig Seine göttlichen Privilegien aufgab, um die Menschheit zu retten. Zudem hebt der Hymnus die Erhöhung Jesu hervor, indem Gott Ihn über alles erhob und Ihm den Namen gab, der über allen Namen steht, sodass sich jedes Knie vor Ihm beugen muss.
E.1 Christushymne| 2,5-11
5 Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war,
Paulus führte nun ein Beispiel (Muster[10]) dafür an, was er meinte, als er über Demut (V 3) sprach, nämlich das Beispiel von Jesus Christus. Er wollte, dass seine Leser sich daran erinnern, dass genau das, was er zuvor dargelegt hatte, im HERRN Jesus sichtbar war. Dieser Vers leitet eine der tiefgründigsten christologischen Texte der ganzen Bibel ein.
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[10] Ein "Muster" im Sinne eines "Vorbilds" bezeichnet ein Beispiel oder ein Modell. Im Zusammenhang mit Jesus Christus bezieht es sich auf das ultimative und vollkommene Beispiel für den Glauben, das Leben und die Hingabe an Gott. Der Gott-Mensch Christus Jesus ist unser ultimatives und nachahmenswerte Muster (Vorbild), d.h. ER ist der Massstab und die Norm in Allem! (Vgl. 1Petr 2,21; Joh 13,15)
6 der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein,
Als erstes hielt Paulus fest, dass Christus, obwohl Er die volle göttliche Natur besass, d.h. die "Gestalt Gottes", Seine Gottheit nicht als etwas betrachtete, das Er festhalten musste. Das griechische Wort "harpagmos" für "Raub" meint, dass Christus Sein Gottsein nicht egoistisch für Sich behielt, sondern bereit war, es zugunsten der Menschen zurückzustellen.
7 sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden,
Christus verzichtete freiwillig auf Seine Herrlichkeit und "machte sich selbst zu nichts“, was bedeutet, dass Er Seine göttlichen Vorrechte freiwillig losliess. Auf der anderen Seite bedeutet dies jedoch nicht, dass Er zu irgendeinem Zeitpunkt, Seine göttliche Natur aufgab, sondern dass Er auf Seine Herrlichkeit und Macht verzichtete, um "Knechtsgestalt" anzunehmen. Jesus wurde Mensch, jedoch ohne Sünde!
8 sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.
Christus nahm nicht einfach nur "Knechtsgestalt" an, indem Er ganz Mensch wurde, sondern erniedrigte Sich noch weiter, indem Er gehorsam den schändlichen Verbrechertod am Kreuz auf Sich nahm. Der Gehorsam des Christus Jesus war vollkommen, selbst wenn dieser den Tod bedeutete. Diese Art des Gehorsams erinnert uns an das Geheimnisreich-Gleichnis, wo ein Kaufmann alles verkauft, um eine wertvolle Perle zu erwerben (Mt 13,45-46). Dem HERRN Jesus wurde kein natürlicher Tod im Bett gewährt, noch starb Er durch einen Unfall. Stattdessen ertrug Er den qualvollen und entehrenden Tod am Kreuz, um dich und mich für ewig zu erlösen.
9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist,
Dieser Vers markiert den Schlüsselmoment in der sog. Christushymne. Er verkündet feierlich die maximale Erhöhung des HERRN Jesus Christus nach Seiner maximalen Erniedrigung durch Seinen im Gehorsam erduldeten schändlichen Tod am Kreuz.
Das Wort "Darum" verbindet den Vers unmittelbar mit dem, was Paulus zuvor dargelegt hatte. Es zeigt, dass die Erhöhung Jesu eine direkte Folge seiner Erniedrigung und Seines Gehorsams war. Als Folge hat Gott "ihn auch hoch erhoben", d.h. Ihn in eine Position der höchstmöglichen Ehre und Herrlichkeit erhoben. Das griechische Wort für "hoch erhoben" bedeutet buchstäblich "super-erhöht", das umfasst Jesu Auferstehung, Himmelfahrt und Verherrlichung im Himmel. Hier wird ein göttliches Prinzip sichtbar: Erhöhung folgt auf Erniedrigung (Vgl. Jak 4,10; 1Petr 5,6).
"und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist". Der Name, den der Vater Jesus gegeben hat und der über jedem Namen ist, ist "HERR Jesus". Der Name HERR (griechisch Kyrios) ist der Name, der im griechischen Alten Testament (Septuaginta) für den Gott Israels, d.h. für Jahwe verwendet wurde. Damit wird klar, dass Jesus von Gott dem Vater als HERR über alles eingesetzt wurde, wie es in den folgenden Versen (10-11) deutlich werden wird.
10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen,
Da der HERR Jesus von Gott dem Vater "hoch erhoben" worden ist, muss sich "jedes Knie beugen, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen." Diese drei Begriffe beschreiben die sichtbare und unsichtbare Schöpfung. D.h., dass alle Dimensionen der Schöpfung dem HERRN Jesus unterworfen worden sind. Der Apostel bezog sich hier auf eine Jesajastelle wo es heisst: "…, dass jedes Knie sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören wird." (Jes 45,23b) Er wendete nun diese Wahrheit über Gott den Vater auf Christus an, um erneut darzulegen, wie "hoch erhoben" Jesus Christus ist, sitzend zur Rechten des Vaters.
Mögen noch viele Menschen Zeit ihres Lebens, sich freiwillig unter die göttliche Autorität des HERRN Jesus beugen und ewige Erlösung finden. Denn wer sich nicht in dieser Gnadenzeit durch Christus mit Gott versöhnen lässt, wird am Tag des Gerichts gewaltsam Seiner Herrschaft unterworfen werden.
11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus HERR ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.
"und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus HERR ist," Paulus offenbarte nun den Namen, der über allen Namen ist "Jesus Christus HERR (Kyrios)" Es kann gesagt werden, dass in diesem dreieinen Namen (Jesus – Christus – HERR) das Wesen aller Autorität Gottes dargelegt wird. Darum hielt Paulus fest, dass Christus "das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung." (Kol 1,15) und "er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt." (Hebr 1,3)
"zur Verherrlichung Gottes, des Vaters." Die Erniedrigung des HERRN Jesus führte zu Seiner Erhöhung und verherrlichte damit Seinen Vater. Bis in alle Ewigkeit wird alles, was der HERR Jesus getan hat und was Gott mit Ihm getan hat, zur Herrlichkeit Gottes des Vaters sein. Mögen auch wir uns täglich vor Gott demütigen und in Hingabe und Opferbereitschaft den Weg zur Ehre Gottes mit dem HERRN Jesus gehen, damit erfüllt wird, was Petrus so formulierte: "So demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, 7 indem ihr all eure Sorge auf ihn werft; denn er ist besorgt für euch." (1Petr 5,6-7)
E.2 Nachahmer Christi sein | 2,12-16
Paulus stellt Christus in den vorherigen Versen (5-11) als das ultimative Vorbild in der Demut und im Gehorsam dar. In diesem Abschnitt geht es nun darum, wie die Christusgläubigen dieses Vorbild nachahmen sollen. Die Christushymne zeigt das perfekte Beispiel (Muster) von Jesu freiwilliger maximaler Erniedrigung und die maximale Erhöhung durch den Vater im Himmel, während nun die kommenden Verse (12-16) den praktischen Gehorsam und das beständige Leben als Christen in einer gefallenen Welt darlegen.
12 Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern;
"Daher" bezieht sich auf die Aussagen aus Vers 1,27. Die Christen in Philippi waren in der Vergangenheit stets gehorsam gegenüber dem HERRN und auch gegenüber dem Apostel. Auch wenn Paulus aufgrund seiner Gefangenschaft nicht mehr bei ihnen sein konnte und vielleicht gar nicht mehr zu ihnen kommen kann, wollte er, dass sie weiterhin ihm und dem HERRN gehorchen. Paulus ermahnte "seine Geliebten" Philipper, dass der Gehorsam oft nachlässt, wenn geistliche Leiterschaft abwesend ist.
"bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern". Gemeint ist hier nicht, dass die Gläubigen sich ihr eigenes Heil selbst "bewirken" müssen. Paulus sprach hier nicht von der Errettung im Sinne der Rechtfertigung (die allein aus Gnade geschieht), sondern von der Heiligung - dem fortlaufenden Prozess des Christseins, bei dem das Leben zunehmend in Übereinstimmung mit dem HERRN und Seinem Wort gebracht werden soll. Die Jesunachfolge soll mit "Furcht und Zittern" einhergehen, denn wahre Nachfolge ist gegründet in Gottesfurcht, eine Haltung, die sich der Grösse und der Heiligkeit Gottes bewusst ist.
13 denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.
Der Apostel machte deutlich, dass die Befähigung der Christusgläubigen, ihren Glauben zu leben und Gott darin Wohlzugefallen, unmöglich eigener Kraft entstammen kann. Es ist Gott allein, der durch das beständige Wirken des Heiligen Geistes "sowohl das Wollen als auch das Wirken" schenkt. In diesem Vers wird einerseits das Wirken göttlicher Gnade beschrieben, aber andererseits auch des Christen Verantwortung, an einem täglichen Prozess der Heiligung festzuhalten.
„zu seinem Wohlgefallen“, das Ziel von Gottes Wirken in uns ist, dass wir ihm Freude bereiten. Es geht darum, dass unser Leben Gott verherrlicht und ihm gefällt.
14 Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegungen,
"Murren" Dieses Wort erinnert an das Verhalten der Israeliten in der Wüste, die sich oft über Gottes Führung beklagten (Vgl. Ex 16,2; Num 14,2), was zur Verwerfung von Gottes Willen, das verheissene Land in Besitz zu nehmen, führte. Es bezieht sich auf ein inneres, unterschwelliges Nörgeln und Beschweren, das oft gegen Gott oder Autoritäten gerichtet ist. In der ganzen Bibel wird "Murren" nicht als Kavaliersdelikt angesehen, sondern als destruktives und sündiges Verhalten.
Auch die Formulierung "zweifelnde Überlegungen" muss in einem negativen Kontext gesehen werden. Sie bezieht sich auf das Denken und bedeutet hier ein Hinterfragen oder Kritisieren Gottes in einem sündigen Sinn.
15 damit ihr untadelig und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt,
In den vorangegangenen Versen hatte Paulus die Philipper ermutigt, ihre eigene Errettung mit „Furcht und Zittern“ zu "bewirken" und dabei "Murren" und "zweifelnde Überlegungen" sein zu lassen. So würden sie sich als "untadelig und lauter" erweisen. "Untadelig" beschreibt ein Leben, das nicht wegen Sünde und Bösem angeprangert werden kann. "Lauter" bedeutet unverfälscht, nicht vermischt mit etwas Unreinem, rein (Vgl. Röm 16,19). Als "unbescholtene Kinder Gottes", sollen wir der Heiligung nachjagen und nicht Anlass geben zu berechtigter Kritik.
Paulus machte deutlich, dass der Christusgläubige "inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts" lebt. Dies ist eine Anspielung auf Dt 32,5, wo die Verdorbenheit des Volkes Israel beschrieben wird. Paulus beschrieb hier die Welt, in der die Christen leben, als rebellisch und götzendienerisch, ähnlich wie die Generation, die sich in der Wüste gegen Gott auflehnte.
In diesem "verdrehten und verkehrten" Weltsystem, sollen und dürfen wir "scheinen wie Lichter (Himmelskörper)". In einer äusserst dunklen Welt sollen wir sein wie himmlischen Leuchtkörpern (gr. phosteres), die ihren Zweck erfüllen, indem sie Licht verbreiten. Paulus ermutigt uns ein starkes Zeugnis für den HERRN zu sein, ohne dass unser Licht durch Sünde oder Unreinheit getrübt wird. Das Licht Jesu, das in uns wohnt, soll durch unser Leben sichtbar werden (Vgl. Mt 5,14-16; Joh 8,12).
16 darstellend das Wort des Lebens, mir zum Ruhm auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch auch vergeblich gearbeitet habe.
Mit dem "Wort des Lebens" ist das Evangelium gemeint, die rettende und lebenswirkende Botschaft des HERRN Jesus Christus. Die Christusgläubigen sind dazu aufgerufen, dieses Wort sowohl durch ihr Leben als auch durch ihre Verkündigung weiterzugeben.
"mir zum Ruhm auf den Tag Christi". Paulus sah seinen Dienst im Lichte des "Tages Christi", also des Tages, an dem Jesus wiederkommen wird. In der Folge werden alle Christusgläubigen vor dem Richterstuhl des HERRN erscheinen müssen, um zu empfangen, "was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses." (Vgl. 2Kor 5,10) An jenem Tag wird jeder Gläubige des Gemeindezeitalters endgültig Rechenschaft für sein irdisches Leben ablegen müssen. Paulus drückte seine Hoffnung aus, dass seine Arbeit in Philippi fruchtbar war und dass er an diesem Tag Grund zur Freude haben wird. Wenn die Philipper treu in ihrer Arbeit für den HERRN gewesen sind, wird es an diesem Tag offenbar werden, dass der Dienst des Paulus nicht "vergeblich" gewesen war.
E.3 Vorbild Paulus | 2,17-18
17 Aber wenn ich auch als Trankopfer über das Opfer und den Dienst eures Glaubens dargebracht werde, so freue ich mich und freue mich mit euch allen.
Paulus verstand seinen Dienst für Gott und Seine Gemeinde als ein "Trankopfer[11] über das Opfer". Trankopfer wurden über die Tieropfer auf dem Altar ausgegossen, ohne die Hoffnung oder das Verlangen, etwas davon zurückzubehalten. So war auch der Dienst des Paulus für die Philipper, nämlich, so dass er bereit war, wenn nötig, sein Leben für sie zu geben, als wäre es ein Opfer für Gott. Paulus hätte den Verlust seines Lebens nicht mit Bedauern zur Kenntnis genommen, sondern drückte seine Freue darüber aus. Seine Freude wurzelte in der Gewissheit, dass seine Hingabe nicht vergeblich war und grossen Segen wirken wird bei den Gläubigen.
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[11] Die Trankopfer bestanden aus Wein, der auf die Tieropfer auf dem Altar ausgegossen wurde. Für gewöhnlich wurden sie mit einem Speisopfer begleitet. Sie waren in Verbindung mit den Morgen- und Abend-Brandopfern (Ex 29,40-41) und mit den Brandopfern am Fest der Erstlingsgabe und der Webebrote (Lev 23,13.15-18).
18 Ebenso aber freut auch ihr euch und freut euch mit mir!
Paulus ermutigte die Philipper, in gleicher Weise Freude zu empfinden, auch wenn die Umstände schwierig oder sogar lebensbedrohlich sein könnten. Das gemeinsame Leiden und die gemeinsame Hingabe an den HERRN ist für Paulus ein Grund grosser Freude.
Anmerkungen zum Kern-Abschnitt | 2,19 - 3,30
Dann folgt der zentrale Teil des Briefes, der für viele Menschen als eher rätselhaft erscheint. Der Leser könnte sich fragen, warum Paulus ausgerechnet Timotheus und Epaphroditus in den Mittelpunkt dieses Briefes stellt. Timotheus mag noch verständlich erscheinen, da er sich bereits über viele Jahre hinweg bewährt hatte. Vielleicht wurde Timotheus von den Philippern sogar als eine Art Glaubens-Held betrachtet, auch wenn Paulus ihn an anderer Stelle als schüchtern und furchtsam darstellt (Vgl. 1Tim 4,12), der mit Magenproblemen zu kämpfen hat und aufgrund seines jungen Alters nicht immer den nötigen Respekt erhält. Aber Epaphroditus? Er ist für einige ein Niemand. Aber genau hierin liegt die einzigartige Botschaft des Philipperbriefes, nämlich, dass Christusähnlichkeit nicht nur für einige auserwählten Gläubige vorbehalten ist, sondern jedem Gläubigen aus Gnade durch Glauben vorbehaltlos zugänglich ist!
So erklärt Paulus den Philippern, dass er ihnen nicht Timotheus schicken wird, sondern den "unscheinbaren" Epaphroditus. Paulus weiss um das "Enttäuschungspotential", welches sein Entscheid in sich birgt, zeigt aber gleichzeitig auf, dass die Gläubigen in Philippi die Gesinnung des HERRN Jesus Christus noch nicht gänzlich verstanden haben, diese aber anstreben sollten.
F Vorbilder: Timotheus und Epaphroditus | 2,19-30
Bis hierher hat Paulus zwei Vorbilder selbstaufopfernder, bzw. ausleerender Liebe angeführt – den HERRN Jesus Christus und sich selbst. Beide sind bereit, ihr Leben bis zum Tod hinzugeben. Nun wird der Apostel zwei weitere Beispiele der Demut und Selbstlosigkeit nennen: Timotheus und Epaphroditus. Der Apostel beschreibt diese beiden Männer als Vorbilder, die dem Muster der Gesinnung Jesu Christi nacheifern.
F.1 Vorbild Timotheus | 2,19-24
19 Ich hoffe aber im HERRN Jesus, Timotheus bald zu euch zu senden, damit auch ich guten Mutes sei, wenn ich eure Umstände kenne.
Paulus machte deutlich, dass seine missionarischen Pläne nicht losgelöst von Gottes Führung waren, wenn er sagte: "Ich hoffe aber im HERRN Jesus". Paulus lebte nach dem Motto: So Gott will und wir leben! Paulus hoffte, Timotheus bald zu ihnen zu schicken. Er war ein wichtiger Bestandteil des apostolischen Teams rund um Paulus und war der Gemeinde in Philippi gut bekannt (Vgl. 1,1). Mit der Absicht, seinen Gefährten Timotheus zu ihnen zu senden, offenbarte Paulus seine pastorale Sorge um den geistlichen Zustand und um das Wohlergehen der Gemeinde. Eine positive Rückmeldung von Timotheus über des Wohlergehen der Gemeinde würde bedeuten, dass der Apostel "guten Mutes sei, wenn ich eure Umstände kenne." Diese Situation erinnert an die konfliktbeladene Situation in Korinth, als Paulus in Troas in pastoraler Sorge und banger Angst um die Korinther auf die Rückmeldung des Titus wartete. In 2Kor 7,5-7 beschrieb Paulus seine Freude über die Ankunft von Titus und die ermutigenden Nachrichten, die dieser aus Korinth mitgebracht hatte und er dadurch nicht wenig getröstet und ermutigt wurde. (Vgl. 2Kor 2,12-13)
20 Denn ich habe keinen Gleichgesinnten, der von Herzen für das Eure besorgt sein wird;
Timotheus wurde hier als einer beschrieben, der in der Gesinnung Christi lebte und sich entsprechend mit gleichem pastoralen Eifer um die Gemeinden sorgte. So hielt Paulus fest, dass er "keinen Gleichgesinnten, der von Herzen für das Eure besorgt sein wird" hatte. Wie ist das möglich? Die Antwort ergibt sich aus dem Kontext, denn sowohl Paulus als auch Timotheus folgten dem gleichen Muster, nämlich dem Muster der Gesinnung des HERRN Jesus Christus. Nur in diesem gemeinsamen Bestreben, ist wahre Einheit[12] in Gemeinde und Dienst möglich.
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[12] Einheit ist eines der Themen des Philipperbriefes
21 denn alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist.
In vorangegangen Vers hob Paulus die aussergewöhnliche Gesinnung des Timotheus hervor. Paulus hob dies hervor, weil diese Art von "besorgt sein" offensichtlich alles andere als selbstverständlich war und ist. Denn nun hielt Paulus fest: "denn alle[13] suchen das Ihre". Gemäss dieser Aussage entspringt in der Regel die Motivation bei einer Mehrzahl der Christen aus Eigeninteresse, und nicht aus dem Wunsch, dem HERRN, Seinem Evangelium und der Gemeinde zu dienen. Timotheus hingegen war die Ausnahme dieser Regel. D.h. wer immer christusgläubig ist und dem Muster der demütigen und selbstentleerenden Gesinnung Christi nacheifert, ist eine Ausnahmeerscheinung und nicht die Regel in Gemeinde und Dienst.
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[13] Was Paulus mit "alle" genau meinte, ist aus dem Kontext nicht eindeutig zu eruieren. Vielleicht dachte er möglicherweise an gewisse Christen in Rom, welche er bereits früher erwähnte (1,14-17). Oder all diejenigen, die er nach Philippi hätte schicken können, von denen aber keiner die Interessen Christi so über seine eigenen stellte wie Timotheus. Oder es könnte einfach eine allgemeine Aussage sein, dass diese eigennützige und selbstzentrierte Einstellung bei vielen die Regel darstellt und Timotheus dabei die Ausnahme ist.
22 Ihr kennt aber seine Bewährung, dass er, wie ein Kind dem Vater, mit mir gedient hat an dem Evangelium.
Die Philipper kannten den bewährten, d.h. den geprüften und beständigen Dienst des Timotheus. Paulus erinnerte die Gemeinde daran, dass Timotheus seine Hingabe und Zuverlässigkeit im Dienst bereits unter Beweis gestellt hatte.
"Timotheus war des Apostels Kind im Glauben, und er erfüllte treu seine Aufgabe. Die Philipper wussten um seine "Bewährung", sie kannten seinen wahren Wert, sie wussten, dass Timotheus "wie ein Kind dem Vater" zusammen mit Paulus bei der Predigt des "Evangeliums" gedient hatte."[14]
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[14] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 967
23 Diesen nun hoffe ich sofort zu senden, wenn ich überschaue, wie es um mich steht.
In diesem Vers beschrieb Paulus seine Absicht, Timotheus zu den Philippern zu schicken, sobald er Klarheit über seine eigene Situation hatte. Mit dem Wort "Diesen" nimmt Paulus nochmals Bezug auf die ausserordentliche pastorale Qualifikation des Timotheus.
Paulus hoffte, Timotheus, sofern es der HERR erlaubte und er wusste "wie es um ihn steht", d.h., sobald er das Ergebnis seines Haft-Prozesses kannte, sofort nach Philippi zu senden. Offensichtlich erwartete Paulus, dass bald eine Entscheidung in seinem Fall getroffen werden könnte. Sowohl aus Liebe zur Gemeinde in Philippi als auch für die Wirksamkeit seines Dienstes wollte Paulus, dass seine Freunde über seine Lage informiert waren.
24 Ich vertraue aber im HERRN darauf, dass auch ich selbst bald kommen werde.
Dieser Vers drückt die Zuversicht des Paulus aus, trotz der momentan widrigen Situation in Bälde aus der Haft entlassen zu werden und somit in der Lage zu sein, die Gemeinde in Philippi selbst besuchen zu können. Das biblische Zeugnis bestätigt die in Gott begründete Zuversicht für eine Haftentlassung. Nach zwei vollen Jahren wurde der Apostel von Kaiser Nero im Jah 62 n.Chr. freigelassen und er begab sich auf seine fünfte und letzte Missionsreise, die ihn gemäss Überlieferung bis nach Spanien geführt hat. Paulus wurde im Jahr 67 n.Chr. erneut gefangen genommen, in den Todestrakt in Rom gesperrt und in der Folge durch Nero hingerichtet. In dieser Todeszelle schrieb Paulus sein Vermächtnis, notabene an eben diesen Timotheus, in seinem zweiten Brief an ihn.
F.2 Vorbild Epaphroditus | 2,25-30
Doch bevor Paulus oder Timotheus die Gemeinde in Philippi besuchen können, wird ein anderer Bruder, Mitarbeiter und Mitstreiter des Paulus in Philippi ankommen: Epaphroditus. Er wird diesen Brief an die Philipper überbringen. Gleichzeitig sind die folgenden Verse als ein eigentliches Empfehlungsschreiben für seinen Dienst zu sehen und die Philipper sollen ihn entsprechend aufnehmen.
"Paulus wollte gern Timotheus senden (V 23) und selbst nach Philippi kommen (V 24), hielt es jedoch für notwendig, diesen Gläubigen, einen geborenen Philipper, zu senden, von dem ausserhalb dieser Verse wenig bekannt ist. Sein Name war im Gr. verbreitet und stammt von einem vertrauten Wort, das ursprünglich "Günstling der Aphrodite" (der gr. Liebesgöttin) bedeutete. Später bedeutete dieser Name einfach "lieblich" oder "liebevoll". Er war mit Gaben zu Paulus gesandt worden (4,18) und sollte bei ihm bleiben und ihm dienen, so gut er konnte (V 30)."[15]
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[15] John Mac Arthur, Studienbibel, S: 1737
25 Ich habe es aber für nötig erachtet, Epaphroditus, meinen Bruder und Mitarbeiter und Mitstreiter, aber euren Abgesandten und Diener meines Bedarfs, zu euch zu senden,
Als Nächstes sehen wir die Gesinnung Christi am Beispiel des "Epaphroditus". Während die Philipper Epaphroditus lediglich als Abgesandter zum Dienst an Paulus ansahen, sah der Apostel das eigentliche Potential dieses Mannes Gottes. Er erkannte in diesem Epaphroditus das Muster der Gesinnung Christi wieder.
Paulus verwendete nun vier Begriffe, um die Beziehung und die Qualität von Epaphroditus zu beschreiben. Als erstes nannte er ihn "Bruder" im Glauben, sogleich aber auch "Mitarbeiter", drittens "Mitstreiter" und viertens "Diener meines Bedarfs". In gewisser Weise sagte Paulus über Epaphroditus: "Hier ist ein Mann, den ich wertschätze, weil er so sehr wie Jesus Christus ist, der sich selbst zu nichts machte."
"Epaphroditus erniedrigte sich selbst, indem er harte Arbeit auf sich nahm. Doch Gott erhob ihn, indem er seinen treuen Dienst in Philipper 2 erwähnen liess, damit alle kommenden Generationen davon erfahren sollten."[16]
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[16] William Mac Donald, Kommentar zum NT, S: 968
26 da ihn ja sehnlich nach euch allen verlangte und er sehr beunruhigt war, weil ihr gehört hattet, dass er krank war.
Selbstlos sorgte sich Epaphroditus um seine Heimatgemeinde. Er sorgte sich nicht so sehr um seine eigene Krankheit, sondern vielmehr darum, dass die Philipper sich Sorgen um ihn machen könnten, denn sie hatten von seiner Krankheit gehört. Er wollte nicht, dass sie beunruhigt waren. Er stellte ihre Interessen und Ihre Besorgnis über seine eigenen – selbst in Zeiten schwerer Krankheit.
27 Denn er war auch krank, dem Tod nahe; aber Gott hat sich über ihn erbarmt, nicht aber über ihn allein, sondern auch über mich, damit ich nicht Traurigkeit auf Traurigkeit hätte.
Paulus beschrieb die Schwere der Krankheit von Epaphroditus. Die griechische Formulierung bedeutet buchstäblich, dass er "nahe am Tod" war. Es war keine gewöhnliche Krankheit, sondern eine Krankheit, die zum Tode führt. "aber Gott hat sich über ihn erbarmt", doch durch Gottes gnädiges Eingreifen wurde Epaphroditus geheilt. Für Paulus war diese Heilung ein Akt der Erbarmung Gottes, sowohl für den Genesenen als auch für sich selbst, "damit ich nicht Traurigkeit auf Traurigkeit hätte." Hier sprach Paulus von einer doppelten Traurigkeit, die er erlitten hätte, wenn Epaphroditus gestorben wäre. Zunächst wäre da die Trauer über den Verlust eines Bruders, Mitarbeiters, eines Mitstreiters, eines geliebten Freundes und Dieners gewesen. Zweitens wäre da die Sorge um die Gemeinde in Philippi, die Epaphroditus mit seinen aussergewöhnlichen geistlichen und charakterlichen Eigenschaften, als einer der ihren dringend für ihr geistliches Wohlergehen nötig hatten.
28 Ich habe ihn nun desto eiliger gesandt, damit ihr, wenn ihr ihn seht, wieder froh werdet und ich weniger betrübt sei.
Auffällig ist, wie Paulus liebevoll und wertschätzend über Epaphroditus zu den Philippern redete. Die Wertschätzung der Philipper gegenüber Epaphroditus scheint eher eingeschränkt gewesen zu sein, sicherlich auch, weil sie seine wahre Gesinnung und Berufung nicht gänzlich erkannt hatten. Die Philipper hatten sich aufgrund der Krankheit um Epaphroditus gesorgt, und so hatte Paulus "ihn nun desto eiliger (zu ihnen zurück) gesandt", damit die Sorge der Philipper um ihn nun in Freude umschlagen möge.
29 Nehmt ihn nun auf im HERRN mit aller Freude und haltet solche in Ehren;
Paulus drückte nun seine Erwartungen aus, wie die Philipper Epaphroditus empfangen sollten, nämlich "im HERRN mit aller Freude." Sie sollten ihn mit Freude als bewährten Bruder und als einer der ihren herzlich und dankbar empfangen. Des Weiteren sollten sie "solche" ehren. Jene also, die der Gesinnung Christi folgten, in Demut Verantwortung übernahmen und sich selbst als nichts achteten. Epaphroditus hatte sein Leben riskiert, um Paulus zu dienen, und Paulus forderte die Gemeinde auf, solche Selbstlosigkeit und Hingabe anzuerkennen und wertzuschätzen. Diese Wertschätzung wird die Grundlage schaffen, für einen wichtigen, dringlichen und geistlichen Dienst des Epaphroditus in der Gemeinde.
30 denn um des Werkes (Christi) willen ist er dem Tod nahe gekommen, indem er sein Leben wagte, damit er den Mangel in eurem Dienst für mich ausfüllte.
Ohne Zweifel hing die Krankheit des Epaphroditus mit seinem unermüdlichen Dienst "des Werkes (Christi) willen" zusammen. Sein Dienst an Paulus war ein Dienst für Christus. Möge dies uns allen ein Beispiel sein, unser Leben als ein Werk für Christus zu betrachten. "Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem HERRN und nicht den Menschen." (Kol 3,23)
"er dem Tod nahe gekommen, indem er sein Leben wagte.", Epaphroditus war bereit sein Leben für das Werk Christi hinzugeben, was uns an Jesu Worte erinnert: "Grössere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde." (Joh 15,13)
Die Gemeinde in Philippi war nicht in der Lage, Paulus persönlich zu dienen, deshalb sandten sie Epaphroditus. An seinem stellvertretenden Dienst im Namen der Gemeinde, zusammen mit der finanziellen Gabe für Paulus, erkennen wir, dass jede Gemeinde in der Verantwortung steht, das "Werk Christi" auch übergemeindlich mit Finanzen und Gebet zu unterstützen. Vielleicht ist nicht jeder Christ selbst ein Missionar, aber sicherlich soll jeder Christ das "Werk des Christus" nach seinem Vermögen, sei es lokal oder weit darüber hinaus, von Herzen unterstützen.
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