Micha Kapitel 4

Autor: Briggeler Reinhard
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D Herrliche zukünftige Wiederherstellung | 4-5

Der letzte Vers von Kp. 3 sagte voraus, dass Zion lange verwüstet und zerstört, bleiben wird. Aber nun erfolgt ein markanter Übergang im Michabuch. Von den düsteren Gerichtsankündigungen in den vorangegangenen Kapiteln hin zum herrlichen Heilsplan Gottes. So enthalten die Kapitel 4 und 5 umfassende Offenbarungen über das zukünftige Königreich des Messias, auf das fast alle Schriftpropheten Bezug nahmen. Dieser Abschnitt verkündet eine herrliche Hoffnung für das jüdische Volk. Der Prophet stellte die zukünftigen Zustände in Israel denjenigen gegenüber, die er zuvor zu seiner Zeit beschrieben hatte (Kp. 3).

 

Zum besseren Verständnis dieser beiden Kapitel möchte ich die sieben Phasen der Harmagedon-Auseinandersetzung zusammenzufassend darlegen. Die Harmagedon-Auseinandersetzung wird sich am Ende der Trübsal ereignen und beschreibt die verschiedenen Phasen der physischen Befreiung Israels, Jerusalems und der ganzen Welt von den Feinden Gottes!

 

Phase 1:

Der König des Nordens (Islamische Allianz) rückt gegen Jerusalem vor und nimmt es ein, wie später im Buch Sacharja zu sehen sein wird.

Phase 2:

Die Armeen des europäischen Diktators (Tier aus dem Meer | Offb 13,1) versammeln sich im Tal Jesreel in Galiläa.

Phase 3:

Die Armeen des europäischen Diktators greifen den jüdischen Überrest in Bozra an. Eine Stadt in Edom, die heute besser unter ihrem griechischen Namen Petra bekannt ist.

Phase 4:

Die nationale (geistliche) Rettung Israels gewirkt durch den Hl. Geist.

Phase 5:

Das Zweite Kommen Jesu beginnend in Bozra. Beginn der physischen Rettung.

Phase 6: 

Der Messias bekämpft alle feindlichen Armeen angefangen von Bozra über Jerusalem und Harmagedon und endet im Tal Josaphat.

Phase 7: 

Triumpf des Sieges auf dem Ölberg.

D-1 Das messianische Programm | 4,1-5

1 Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen auf dem Gipfel der Berge und erhaben sein über die Hügel. Und Völker werden zu ihm strömen; 

V 1 | Die in der Bibel oft verwendete Formulierung "am Ende der Tage" bezieht sich in der Regel auf die Trübsal und/oder auf das 1000-jährige Reich. In diesem Kontext wird die Zeit nach der Trübsal und nach dem zweiten Kommen des HERRN Jesus beschrieben, denn der Prophet redete über den "Berg des Hauses des HERRN". Mit dem "Berg" ist Zion gemeint, dem sog. Tempelberg. Mit dem "Haus des HERRN" ist der Millennium-Tempel, od. Hesekiel-Tempel gemeint (Vgl. Hes 40-46), der durch Christus selbst erbaut werden wird. Aus diesem Tempel wird ein lebenswirkender Wasserstrom ausgehen in alle Welt und im Gegenzug werden die Völker "zu ihm (Tempel) strömen."

2 und viele Nationen werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und das Wort des HERRN von Jerusalem; 

V 2 | "Viele Nationen" werden nach Jerusalem, d.h. "zum Berg des HERRN", dem Sitz der Herrschaft des Christus kommen, was klar macht, dass es eine Zeit geben wird, in der die Völker die Herrschaft des Messias anerkennen und sich Ihm unterordnen müssen. Christus selbst wird die Nationen "belehren" und wird dadurch eine vollkommene und gerechte Herrschaft aufrichten. Das "Wort des HERRN" wird ausgehen von Jerusalem und die nichtjüdischen Völker werden Seinen Willen befolgen – dies im Gegensatz zu den Juden zur Zeit Michas.

Hier möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass mit dem "Haus des HERRN" nicht die Gemeinde des HERRN Jesus gemeint ist, wie es heute oft fälschlich ausgelegt wird, sondern der Millennium-Tempel in Jerusalem. Zu ihm, d.h. dem Tempel als Herrschafts-Sitz des HERRN Jesus werden die Nationen strömen und nicht zur Gemeinde!

3 und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

V 3 | Während des 1000-jährigen Reiches wird der Messias die Erde regieren und als oberster Richter zwischen den Nationen gerechte Urteile fällen. Schon Mose hatte über den Messias prophezeit, "ihm werden die Völker gehorchen" (Gen 49,10). Der Prophet zeigte erneut einen Gegensatz zwischen den Menschen zur Zeit Michas und denen auf, die im 1000-jährigen Reich des Messias leben werden. Der Messias wird der wahre gerechte Richter sein, im Gegensatz zu den korrupten Richtern, denen Micha gegenüberstand, die keine Gerechtigkeit kannten und diese nicht praktizierten (3,1-3.9-11).

Der Messias wird in Frieden regieren, und die Nationen werden sich nicht länger für den Krieg bewaffnen. Die Begriffe "Schwerter" und "Speere" stehen für die gesamten Waffenarsenale der Nationen, die vor dem messianischen Königreich existierten. Diese Nationen (Völker) werden somit vollständig entwaffnet sein und keine Mittel mehr besitzen, um Kriege zu führen. Noch bedeutsamer ist, dass diese Nationen kein Verlangen mehr haben werden, sich auf Kriege vorzubereiten oder diese zu führen, und daher werden sie "den Krieg nicht mehr lernen".

Dieser Vers (3b) steht am Gebäude der sog. Vereinten Nationen in New York geschrieben, doch genau dort gehört er nicht hin. In ihrem gottfernen Bestreben nach Einheit und Frieden werden sie krachend scheitern und von Gott zu Seiner Zeit zur Rechenschaft gezogen werden. Der HERR Jesus wird als König und Friedefürst auf diese Welt zurückkehren. Dann – und erst dann – kommt die Zeit allumfassenden, weltweiten Friedens.

4 Und sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken. Denn der Mund des HERRN der Heerscharen hat geredet. 

V 4 | Die Formulierung "Und sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum" meint, dass es im messianische Friedensreich Frieden und Sicherheit für alle Menschen geben wird. Es wird nichts mehr geben, vor was sie sich fürchten müssen, vorausgesetzt sie leben in Ehrfurcht vor dem König und HERRN Jesus Christus, der die Völker mit eisernem Stab hüten wird (Vgl. Offb 2,27)! Der letzte Teil dieses Verses betont die absolute Gewissheit, dass diese Dinge genauso eintreffen werden, wie prophezeit: "Denn der Mund des HERRN der Heerscharen hat geredet."

5 Denn alle Völker werden wandeln, jedes im Namen seines Gottes; wir aber werden wandeln im Namen des HERRN, unseres Gottes, immer und ewig.

V 5 | Hier erfolgte ein Aufruf des Propheten an seine Zeitgenossen, sich von ihren bösen Wegen und ihrem Götzendienst abzuwenden. Denn sowohl die heidnischen Nationen als auch die jüdische "Friedensreich-Generation" "werden wandeln im Namen des HERRN, unseres Gottes, immer und ewig." D.h., dass die Nationen, sowie die Juden auf den HERRN Jesus vertrauen und im Gehorsam nach Seinen Geboten und Weisungen leben werden. In seiner Heilsgewissheit, wusste Micha, dass auch er Teil dieser gläubigen Schar sein wird in dem er proklamierte: "wir aber werden wandeln im Namen des HERRN, unseres Gottes, immer und ewig."

D-2 Wiederherstellung Israels | 4,6-8

6 An jenem Tag, spricht der HERR, werde ich das Hinkende sammeln und das Vertriebene zusammenbringen und den, dem ich Übles getan habe. 7 Und ich werde das Hinkende zu einem Überrest und das weit Entfernte zu einer gewaltigen Nation machen; und der HERR wird König über sie sein auf dem Berg Zion, von nun an bis in Ewigkeit. 

V 6-7 | Die Worte "An jenem Tag" beziehen sich im Kontext auf die Zeit "am Ende der Tage" von V 1. An diesem fernen "Tag" (Zeitabschnitt /Phase) wird der HERR den gläubigen Überrest des jüdischen Volkes sammeln. Erst an jenem Tag, wird sich das Blatt für Israel wenden, nämlich zu Beginn des Millenniums.

Fälschlicherweise wir oft behauptet, dass diese Verheissung sich bei der Rückführung aus dem babylonischen Exil erfüllt habe. Die nachexilischen Bücher (d.h. Sacharja, Haggai, Esther, Esra, Nehemia und Maleachi) zeigen aber deutlich auf, dass Israel sich immer noch in den "Zeiten der Nationen" befand (Vgl. Lk 21,24). Einige wiederum behaupten, dass sich diese Verheissung im Blick auf die Staatsgründung des modernen Israels bezieht. Doch auch diese Auslegung stimmt nicht mit dem biblischen Bericht überein, denn es wird erst "an jenem Tag " geschehen und dieser liegt noch in der Zukunft! 

Der HERR Jesus Christus wird den gläubigen "Überrest" zu einer "gewaltigen Nation" machen und als König für immer, d.h. über das 1000-jährige Reich hinaus, über sie wachen und herrschen.

8 Und du, Herdenturm, du Hügel der Tochter Zion, zu dir wird gelangen und zu dir wird kommen die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem.

V 8 | Mit diesem Vers schloss der Prophet die Verheissung auf die zukünftige Wiederherstellung Israels zunächst ab. Die Botschaft des HERRN ist klar, die Verheissungen der zukünftigen Wiederherstellung werden sich nur im und durch den Messias Gottes erfüllen. "Herdenturm" (hebr. Migdal Eder) ist ein Ort in der Nähe von Bethlehem (Gen 35,19-21) und steht für den Geburtsort des Messias. "Hügel der Tochter Zion" bezieht sich auf den Berg Zion (Tempelberg), wo der Herrschaftssitz des Messias in Seinem Friedensreich sein wird. "Frühere Herrschaft" erinnert an das goldene Zeitalter unter den Königen David und Salomo, welches prophetisch hinweist auf das erweiterte messianische Königreich, wie es in Hesekiel 47-48 beschrieben wird (Vgl. Lk 1,32-33). Zusätzlich verwendete Micha die Begriffe "Tochter Zion" und "Tochter Jerusalem", um auf Gottes Bundesvolk und die Hauptstadt hinzuweisen, von der aus der Messias regieren wird.

D-3 Zwei Wiederherstellungen | 4,9-14

Wie es bei allen Schriftpropheten der Fall ist, so verband auch Micha nahe und ferne Ereignisse in einem Abschnitt. In diesem hier kombinierte der Prophet zwei Prophezeiungen. Die Erste bezog sich auf die nahe Zukunft, das heisst auf das babylonische Exil (V 9-10.14). Die Zweite sprach über Ereignisse in einer fernen Zukunft, d.h. die letzten Tage der Trübsalszeit, die mit dem zweiten Kommen des Herrn Jesus abgeschlossen werden wird (V 11-13).

9 Nun, warum erhebst du ein Geschrei? Ist kein König in dir? Oder ist dein Ratgeber umgekommen, dass dich Wehen ergriffen haben wie eine Gebärende? 

V 9 | Diese Worte beschreiben das zukünftige babylonische Exil in der das jüdische Volk ohne König und ohne Hoffnung sein wird. In diesem Exil wird das Volk schreien, wie eine Frau die von "Wehen ergriffen" wird und nichts tun kann, um ihren Schmerz zu lindern.

Der Verlust des Königs war für Israel weitaus schmerzhafter als für jede andere Nation, da an den Thron herrliche und einzigartige Verheissungen geknüpft waren. Der König, der in Jerusalem herrschte, repräsentierte Gottes Gnade und Wohlwollen. Seine Entfernung aber war ein Zeichen des Zorns Gottes und der Aufhebung aller Segensverheissungen, die Israel in seiner Person zugesichert waren. Mit dem Sturz des letzten Königs Zedekia durch die babylonischen Truppen, verlor das jüdische Volk seinen König und das Zeitalter der Nationen nahm seinen Anfang. Erst der Messias-König Jesus Christus wird Gottes Gnade, Wohlwollen und Segen für Israel wieder herstellen.

10 Kreiße und stöhne, Tochter Zion, wie eine Gebärende! Denn nun wirst du aus der Stadt hinausziehen und auf dem Feld wohnen und bis nach Babel kommen. – Dort wirst du errettet werden, dort wird der HERR dich aus der Hand deiner Feinde erlösen. 

V 10 | Die Bewohner werden von Jerusalem weggeführt werden. Vorübergehend werden sie "auf dem Feld" leben, bis sie schliesslich Babylon erreichen werden. Aber der HERR selbst wird sie "erretten" und sie "aus der Hand deiner Feinde erlösen". D.h., der HERR wird sie aus der Gefangenschaft befreien und sie in das Land der Verheissung zurückbringen.

Dies ist eine der frühesten prophetischen Hinweise auf die babylonische Gefangenschaft (Vgl. Jes 39,1-7). Diese prophetische Ankündigung der Gefangenschaft in Babylon war zur Zeit Michas ungewöhnlich, da damals Assyrien die grösste Bedrohung für ganz Israel darstellte. Damals war Babylon noch Teil des assyrischen Reiches.

11 Und nun haben sich viele Nationen gegen dich versammelt, die sprechen: Sie werde entweiht, und unsere Augen mögen mit Genugtuung auf Zion sehen! 12 Aber sie kennen die Gedanken des HERRN nicht und verstehen seinen Ratschluss nicht; denn er hat sie gesammelt, wie man Garben auf die Tenne sammelt. 

V 11-12 | Nun richtete sich das prophetische Wort weit über die babylonische Gefangenschaft und die Rückführung aus dem Exil hinaus, nämlich auf die letzten Tage der Trübsal, kurz vor dem zweiten Kommen des Herrn Jesus als König. Der Prophet beschrieb die erste und zweite Phase der Harmagedon-Auseinandersetzung. In der Phase 1 wird der König des Nordens (Islamische Allianz) nach Jerusalem vorrücken und es einnehmen (Sach 12-14). Als Folge davon, werden sich die Armeen des jüdischen Antichristen und des endzeitlichen Diktators im Tal Jesreel in Galiläa (Harmagedon) versammeln.

Aufgrund ihrer Gottferne werden diese Bedränger und Feinde des jüdischen Volkes Gottes Plan nicht erkennen. Nun wird der HERR sie alle nach Israel rufen, um dort über sie Gericht zu halten.

13 Mach dich auf und drisch, Tochter Zion! Denn ich werde dein Horn zu Eisen und deine Hufe zu Erz machen, und du wirst viele Völker zermalmen; und ich werde ihren Raub dem HERRN verbannen und ihr Vermögen dem Herrn der ganzen Erde. 

V 13 | Der gläubige Überrest des jüdischen Volkes wird in der Kraft des Heiligen Geistes das Instrument des HERRN sein, um die Nationen zu dreschen und zu "zermalmen". Hier werden Phase 5 und 6 der Harmagedon-Auseinandersetzung beschrieben.

Der siegreiche gläubige Überrest wird, nachdem er seine Feinde besiegt haben wird, die Beute (geraubtes Gut) und den Reichtum seiner Feinde dem "HERRN der ganzen Erde" weihen. Dieser Titel benennt die globale und von allen Menschen anerkannte Herrschaft des Messias-Königs Jesus Christus. Alle Völker der Erde werden dann mit Gewissheit erkennen, dass der "Heilige Israels" (Jes 17,7) der wahre "HERR der ganzen Erde" ist.

14 Nun dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges: Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet; mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Wange.

V 14 | Dieser Vers schliesst die prophetische Botschaft der Verse 9-10 ab. Der Kontext dieser Prophetie beschrieb die babylonische Belagerung und Zerstörung Jerusalems, die Wegführung und die schliesslich gottgewirkte Rückführung aus dem Exil in das Land der Verheissung.

"Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet" bezog sich auf die babylonische Belagerung Jerusalems, die 605 v.Chr. begann und 587/6 v.Chr. mit der Zerstörung der Stadt endete (Vgl. 2Kön 24-25; 2Chr 36). In dieser Belagerungszeit wurden viele Mitglieder der Königsfamilie sowie grosse Teile der Bevölkerung Judas weggeführt. Schlussendlich wurde die Stadtmauer Jerusalems durchbrochen und die Stadt wurde in der Folge im Jahr 586 v.Chr. völlig zerstört.

Der Prophet prophezeite mit den Worten "mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Wange" die Gefangennahme und die Misshandlung Zedekias, dem letzten König von Juda. Hier gilt anzufügen, dass die Könige Judas und Israels in einer Doppelrolle agierten. Einmal als König, aber auch als oberster Richter. So wird der Messias-König Jesus Christus bei Seinem zweiten Kommen sowohl als königlicher Herrscher als auch als königlicher Richter handeln.



 

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