Esther Kapitel 9

Autor: Briggeler Reinhard
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1 - 10 | Zusammenfassung

1 Und im zwölften Monat, das ist der Monat Adar, am dreizehnten Tag desselben, als das Wort des Königs und seine Anordnung zur Ausführung kommen sollten, an dem Tag, als die Feinde der Juden gehofft hatten, sie zu überwältigen (es wandte sich aber, so dass sie, die Juden, ihre Hasser überwältigten), 2 da versammelten sich die Juden in ihren Städten, in allen Landschaften des Königs Ahasveros, um Hand an diejenigen zu legen, die ihr Unglück suchten. Und niemand konnte vor ihnen bestehen, denn die Furcht vor ihnen war auf alle Völker gefallen. 3 Und alle Fürsten der Landschaften und die Satrapen und die Statthalter und diejenigen, die die Geschäfte des Königs besorgten, unterstützten die Juden; denn die Furcht vor Mordechai war auf sie gefallen. 4 Denn Mordechai war groß im Haus des Königs, und sein Ruf ging durch alle Landschaften; denn der Mann Mordechai wurde immer größer. 5 Und die Juden richteten unter allen ihren Feinden eine Niederlage an, indem sie sie erstachen, ermordeten und umbrachten; und sie taten an ihren Hassern nach ihrem Wohlgefallen. 6 Und in der Burg Susan töteten die Juden und brachten um fünfhundert Mann; 7 und sie töteten Parschandata und Dalphon und Aspata 8 und Porata und Adalja und Aridata 9 und Parmaschta und Arisai und Aridai und Wajesata, 10 die zehn Söhne Hamans, des Sohnes Hammedatas, des Widersachers der Juden; aber an die Beute legten sie ihre Hand nicht.

Datum der Errettung

Dieser Abschnitt beginnt mit einem ganz bestimmten Datum, d.h. dem 13. Tag des zwölften Monats (Adar), an dem die Juden ihre Feinde überwältigen durften, die ursprünglich geplant hatten, sie zu vernichten. Dies war das Datum, das durch das Los (Pur) festgelegt wurde, welches Haman geworfen hatte, um den besten Tag für den Völkermord zu bestimmen. Es ist aber auch das gleiche Datum, das Esther und Mordechai festlegten, um durch den zweiten Erlass die Feinde der Juden zu überwältigen.

Umkehrung der Ereignisse

Anstatt dass die Juden vernichtet wurden, erhielten sie durch den zweiten Erlass von König völlig freie Hand, sich zu verteidigen und ihre Feinde zu überwältigen. An eben diesem Tag geschah eine Umkehrung der Ereignisse. Statt Opfer zu sein, überwältigen die Juden ihre Feinde. Einmal mehr kam es hier zu einer Umkehr der Ereignisse, ein so zentrales Thema des Estherbuches.

Sieg der Juden

Die Juden versammelten sich in ihren Städten im ganzen Königreich Persien, um sich gegen diejenigen zu verteidigen, die sie vernichten wollten. Sie erlangten einen überwältigenden Sieg, töteten 75'000 ihrer Feinde, "… indem sie sie erstachen, ermordeten und umbrachten; und sie taten an ihren Hassern nach ihrem Wohlgefallen." (V 5b) Explizit wird erwähnt, dass die Juden ihre besiegten Feinde nicht plünderten. Ein wichtiges "Detail", denn bei dieser Aktion ging es in erster Linie um die Errettung und nicht um Bereicherung!

Die zehn Söhne Hamans

Speziell erwähnt wird die Tötung der zehn Söhne Hamans, des Agagiters, der der Hauptfeind der Juden war und der den ursprünglichen Erlass zur Vernichtung der Juden ausgestellt hatte. Die Namen seiner Söhne wurden aufgelistet, um darzulegen, dass dieser zweite Erlass die vollständige Beseitigung der Bedrohung durch Haman darstellte.

Die zehn Söhne Hamans, die am Gericht über ihren bösen Vater vollends teilhaben mussten, sind in diesem eine prophetische Vorausschau auf die zweitletzte endzeitliche Regierungsform. Im Danielbuch (7,7-8) wird diese Regierungsform der zehn Könige angekündigt, ehe sie von einem letzten, d.h. kleinen Horn, das ist das Tier aus dem Meer (Offb 13,1), überwältigt werden. Die zehn Hörner stehen für die zehn Könige, die das römische Reich in der Phase drei regieren werden. Sie werden dem Tier die Herrschaft in der Mitte der Trübsal für die vierte und letzte Phase (3 ½ Jahre) des wiedererstandenen, gottlosen und götzendienerischen römischen Reiches (Europa) übergeben müssen.

Wenn orthodoxe Juden in den Synagogen das Buch Esther vorlesen, nennen sie die Namen der zehn Söhne Hamans in einem einzigen Atemzug und so schnell wie möglich, was symbolisieren soll, dass alle zeitgleich vernichtet wurden.

Fazit

Diese Ereignisse führten zur Einrichtung des Purimfestes, eines Festes, das die Rettung der Juden vor ihrer völligen Vernichtung zum Inhalt hat. Es ist ein Zeugnis des jüdischen Glaubens und der unauslöschbaren Identität des jüdischen Volkes, das zu jener Zeit über seine Feinde triumphierte und auch am Ende der Trübsalszeit, d.h. beim zweiten Kommen des Messias über alle Judenfeinde triumphieren wird.

Einschub: Errettet aus Gnade

Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. (1Kor 15,10a)

All diese Umstände begaben sich nicht einfach zufällig oder von selbst! Schlussendlich lässt sich all dies nur durch das Wirken Gottes erklären, selbst wenn sein Name dabei unerwähnt blieb. Obwohl die Juden zahlenmässig kein grosses Volk waren, erfüllte Furcht vor ihnen viele Völker in diesem riesigen Reich mit seinen zahlreichen Völkern. Diese Furcht rührte nicht von den Juden selbst her, sondern war vielmehr Gottes Werk. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn wir bedenken, dass es sich um ein Volk handelte, das von seinem Glauben abgefallen war und sich diese göttliche Zuwendung und Treue wahrhaft nicht verdient hatte. Von Genesis bis Offb ist die Botschaft der Bibel klar: Gottes Heilswirken ist immer aus Gnade, d.h. unverdient - Gnade ist nie verdient! Was der Mensch wirklich verdient, ist der Tod, denn der Sünde Lohn ist der Tod! (Vgl. Röm 6,23)

Diese Wahrheit wird eindrücklich dargestellt in der Begegnung des Herrn mit der kananäischen Frau (Mt 15,21-28), die Jesus um Hilfe anrief, denn ihre Tochter war schlimm besessen. Er aber antwortete ihr nicht und ignorierte sie, bis seine Jünger ihn baten, sie wegzuschicken, da sie hinter ihnen her schrie. Er aber antwortete: "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt." (Mt 15,24) Für den Leser mag diese Antwort zunächst als grob und unverständlich erscheinen, doch Jesus wollte damit deutlich machen, dass kein Mensch einen Anspruch auf Gottes Hilfe oder Beistand hat. Kein Mensch kann davon ausgehen, dass es Gottes Pflicht ist, zu helfen. Gott schuldet keinem Menschen nur irgendetwas! Im Sündenfall hat der Mensch jeglichen Anspruch an Gott für immer verwirkt! In Seiner unergründlichen Gnade hat Gott in Seinem Sohn Jesus Christus Errettung bereitet, Verheissungen gegeben und Versöhnung gewirkt. Dies soll der Mensch nie vergessen! Es ist in Wahrheit so, wie es Paulus im ersten Korintherbrief proklamierte: "Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin." (1Kor 15,10a)

11 - 16 | Esthers Bitten und Vollendung des Sieges

11 An jenem Tag kam die Zahl der in der Burg Susan Getöteten vor den König. 12 Und der König sprach zur Königin Esther: In der Burg Susan haben die Juden fünfhundert Mann und die zehn Söhne Hamans getötet und umgebracht; was mögen sie in den übrigen Landschaften des Königs getan haben! Doch was ist deine Bitte? Und sie soll dir gewährt werden. Und was ist noch dein Begehr? Und es soll geschehen. 13 Und Esther sprach: Wenn es der König für gut hält, so werde auch morgen den Juden, die in Susan sind, gestattet, nach der heutigen Anordnung zu tun; und die zehn Söhne Hamans hänge man an den Baum. 14 Da befahl der König, dass es so geschehen sollte; und die Anordnung wurde in Susan erlassen, und man hängte die zehn Söhne Hamans auf. 15 Und die Juden, die in Susan waren, versammelten sich auch am vierzehnten Tag des Monats Adar und töteten in Susan dreihundert Mann; aber an die Beute legten sie ihre Hand nicht. 16 Und die übrigen Juden, die in den Landschaften des Königs waren, versammelten sich und standen für ihr Leben ein und erhielten Ruhe vor ihren Feinden; und sie töteten unter ihren Hassern 75000; aber an die Beute legten sie ihre Hand nicht.

Der König erhielt einen Bericht über die Anzahl der Getöteten, die innerhalb der Festungsmauern von Susan ihr Leben lassen mussten. Der König gewährte in der Folge Esther eine weitere Bitte. Sie bat darum, einen zusätzlichen Tag der Rache gewährt zu bekommen, um die Vergeltung in Susan zu vollenden. 500 Judenfeinde waren in der Festung in Susan schon getötet worden, nun sollte der Rachefeldzug auf die ganze Stadt ausgedehnt werden. Zusätzlich äusserte Esther den Wunsch, dass die zehn Söhne Hamans an den Galgen gehängt werden sollten. Den Bitten Esthers wurde entsprochen. Die zehn Söhne Hamans fanden ihr Ende am Galgen und 300 weitere Personen wurden in Susan getötet. An die Habseligkeiten, Güter und den Besitz der Getöteten legten sie ihr Hand nicht, vermutlich um falschen Anschuldigungen aus dem Weg zu gehen, obgleich der Erlass ihnen das Recht dazu eingeräumt hätte. Die übrigen Juden, die in den Landschaften des Königs lebten, taten sich zusammen und töteten gesamt 75'000 Judenhasser.

Was den Feinden der Juden in Susan und den persischen Provinzen widerfuhr, wird schlussendlich das Los aller Judenhasser sein. Dies wird oft im prophetischen Wort angekündigt. So sprach Bileam: "Sein König (der König Israels) wird höher sein als Agag, und sein Königreich wird erhaben sein. 8 Gott hat ihn aus Ägypten herausgeführt; sein ist die Stärke des Wildochsen. Er wird die Nationen, seine Feinde, fressen und ihre Gebeine zermalmen und sie mit seinen Pfeilen zerschmettern." (Num 24,7b-8)

Der Herr Selbst wird sich für Sein Volk erheben und seine Feinde richten, denn es steht geschrieben: "Wenn ich mein blitzendes Schwert geschärft habe und meine Hand zum Gericht greift, so werde ich Rache erstatten meinen Feinden und Vergeltung geben meinen Hassern." (Dt 32,41) In dieser Hinsicht ist dieses unscheinbare Buch mit seiner Erzählung eine Prophetie des endgültigen Sieges von Gottes auserwähltem Volk über seine Feinde. In Israels ganzer Geschichte hat sich dies bewahrheitet und wird sich bis ans Ende bewahrheiten, so, wie Jesaja schrieb: "Keiner Waffe, die gegen dich gebildet wird, soll es gelingen; und jede Zunge, die vor Gericht gegen dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte des HERRN und ihre Gerechtigkeit von mir aus, spricht der HERR." (Jes 54,17)

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17 - 19 | Ursprung des Purimfestes

17 Das geschah am dreizehnten Tag des Monats Adar; und am Vierzehnten des Monats ruhten sie, und sie machten ihn zu einem Tag des Gastmahls und der Freude. 18 Aber die Juden, die in Susan waren, hatten sich am Dreizehnten des Monats und am Vierzehnten des Monats versammelt; und sie ruhten am Fünfzehnten des Monats und machten ihn zu einem Tag des Gastmahls und der Freude. 19 Darum feiern die Juden des offenen Landes, die in den offenen Städten wohnen, den vierzehnten Tag des Monats Adar als einen Tag der Freude und des Gastmahls und als einen Festtag, wo man einander Teile sendet.

Die Juden in den Provinzen Persiens übten Vergeltung an ihren Hassern am dreizehnten Tag des Monats Adar und am vierzehnten Tag ruhten sie und feierten ein Fest der Freude und des Sieges. Die Juden in Susan übten Vergeltung am dreizehnten und vierzehnten Tag des Monats Adar und feierten am fünfzehnten Tag. Dies markierte den Ursprung des Purimfestes[1], das bis heute von orthodoxen Juden zur Erinnerung an die grosse Befreiung und der Heldengeschichte von Mordechai und Esther gefeiert wird. Das Buch Esther wird öffentlich gelesen und es werden Geschenke verteilt.

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[1] Das Purimfest ist eines der freudigsten Feste im jüdischen Kalender. Hier sechs Haupttraditionen des Purimfestes:

Lesung der Megilloth (Estherrolle): Am Vorabend von Purim und am Tag selbst wird das Estherbuch öffentlich in der Synagoge gelesen. Bei jeder Erwähnung Hamans (46x) wird laut gebuht. Bei der Nennung von Mordechai wird gejubelt (50x).

Mishloach Manot (Geschenkkörbe): Eines der zentralen Gebote an Purim ist es, Freunden und Familie Geschenkkörbe mit mindestens zwei verschiedenen Arten von Lebensmitteln zu schicken, die ohne weitere Zubereitung gegessen werden können.

Matanot La’evyonim (Geschenke an Bedürftige): Ein weiterer wichtiger Aspekt von Purim ist das Geben von Almosen an Bedürftige. Es ist eine Pflicht, mindestens zwei bedürftige Personen mit finanzieller Hilfe oder Lebensmitteln zu unterstützen.

 Se'udat Purim (Purim-Festmahl): Am Tag des Purim wird ein festliches Mahl abgehalten, das oft bis spät in den Abend andauert. Dieses Mahl ist geprägt von Freude und Feier, einschliesslich des Genusses von Wein oder anderen alkoholischen Getränken.

Verkleidungen und Kostüme: Oft verkleiden sich die Feiernden, was zum Charakter des Festes beiträgt und an ein Karnevalsfest erinnert. Die Tradition des Verkleidens erinnert an die zahlreichen "Verschleierungen" der Esthererzählung, bei denen die wahren Identitäten und Pläne oft verborgen blieben.

Essen besonderer Speisen:  Zu Purim gehören auch bestimmte Speisen, insbesondere Haman-Brote (Oznei Haman), dreieckige Gebäcke, die traditionell mit Mohn oder anderen süssen Füllungen gefüllt sind und genüsslich verzehrt werden.

20 - 28 | Einsetzung des Purimfestes | Erster Purimbrief

20 Und Mordechai schrieb diese Begebenheiten auf. Und er sandte Briefe an alle Juden in allen Landschaften des Königs Ahasveros, die nahen und die fernen, 21 um ihnen festzusetzen, dass sie den vierzehnten Tag des Monats Adar und den fünfzehnten Tag desselben Jahr für Jahr feiern sollten 22 als die Tage, an denen die Juden Ruhe erlangt hatten vor ihren Feinden, und als den Monat, wo sich ihnen Kummer in Freude, und Trauer in einen Festtag verwandelt hatte – dass sie diese feiern sollten als Tage des Gastmahls und der Freude, wo man einander Teile sendet und den Armen Geschenke gibt. 23 Und die Juden nahmen als Brauch an, was sie zu tun angefangen und was Mordechai ihnen geschrieben hatte. 24 Denn Haman, der Sohn Hammedatas, der Agagiter, der Widersacher aller Juden, hatte gegen die Juden den Plan ersonnen, sie umzubringen, und hatte das Pur, das ist das Los, geworfen, um sie zu vertilgen und sie umzubringen. 25 Und als es vor den König kam, befahl er durch einen Brief, dass sein böser Plan, den er gegen die Juden ersonnen hatte, auf seinen Kopf zurückkehre; und man hängte ihn und seine Söhne an den Baum. 26 Darum nannte man diese Tage Purim, nach dem Namen des Pur. Deshalb, wegen aller Worte dieses Briefes, sowohl dessen, was sie selbst davon gesehen hatten, als auch, was zu ihnen gelangt war, 27 setzten die Juden fest und nahmen auf sich und auf ihre Nachkommen und auf alle, die sich ihnen anschlossen, als eine ewige Satzung, diese beiden Tage zu feiern, nach dem was darüber geschrieben worden war, und nach ihrer bestimmten Zeit, Jahr für Jahr; 28 und dass diese Tage im Andenken bleiben und gefeiert werden sollten in jedem einzelnen Geschlecht, in jeder einzelnen Familie, in jeder einzelnen Landschaft und in jeder einzelnen Stadt; und dass diese Purim-Tage unter den Juden nicht untergehen und ihr Andenken nicht aufhören sollte bei ihren Nachkommen.

Mordechai verfasste einen Erlass, der für alle Juden bindend sein sollte – der sog. erste[1] Purimbrief. Darin forderte Mordechai alle Juden in allen Provinzen des Königs Ahasveros auf, sich jeweils am vierzehnten und fünfzehnten des Monats Adar an jene Tage zu erinnern, an denen die Juden von ihren Feinden befreit wurden und "wo sich ihnen Kummer in Freude, und Trauer in einen Festtag verwandelt hatte." (V 22b)

Die Juden nahmen den Erlass freudig auf! Haman, der Feind der Juden, hatte ursprünglich den Plan gefasst, sie alle zu vernichten, indem er das Los (Pur) warf, um den geeigneten Zeitpunkt für ihre Vernichtung zu bestimmen. Doch durch Gottes Vorsehung und Heilswirken, wendete sich der Spiess und der Plan Hamans wandte sich schliesslich gegen ihn selbst und gegen seine Söhne! 

Als direkte Folge dieser Ereignisse und in Erinnerung an die Rettung, die sie erfahren hatten, benannten die Juden die Tage, an denen sie Ruhe von ihren Feinden gefunden hatten, nach dem Los (Pur) als Purim. Sie legten fest, dass Purim jährlich gefeiert werden sollte, als ewige Satzung für sich und ihre Nachkommen und all jene, die sich ihnen anschliessen würden. Diese Feier sollte in jeder Generation, Familie, Provinz und Stadt aufrechterhalten werden, damit die Erinnerung an Purim nie verloren geht.

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[1] Der erste Purimbrief (9,20-28): Dieser Brief wurde von Mordechai verfasst. Dieser Brief hatte das Ziel, alle Juden in den Provinzen des Königs Ahasveros dazu aufzurufen, den 14. und 15. Tag des Monats Adar zu feiern. Die Feier sollte an die Rettung des jüdischen Volkes vor dem von Haman geplanten Völkermord erinnern. Mordechai wollte mit diesem Brief ein jährliches Fest etablieren, das als Purim bekannt ist, und festlegen, dass dieses Fest mit Freude, Festmahlen und dem Austausch von Geschenken begangen werden sollte. Der Brief legte somit die Grundlage für die Feierlichkeiten, die mit Purim verbunden sind.

Einschub: Jesus Christus – Anfänger und Vollender des Glaubens

1 Deshalb nun, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, lasst auch uns, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf, 2 hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der, die Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. 3 Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet. (Hebr 121,1-3)

Das erste Fest im jüdischen Kalender findet im ersten Monat (Nissan) statt. Es ist das Passahfest und erzählt von der Rettung des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens. Diese mirakulöse und äusserst spektakuläre Rettung des Volkes Gottes wird beschrieben im Buch Exodus – dem Buch der Rettung! Im Buch Levitikus erklärte Gott dieses und weitere Feste[1] (heilige Versammlungen) als Bestandteil des Gesetzes und des jüdischen Kalenders: "Dies sind die Feste des HERRN, heilige Versammlungen, die ihr ausrufen sollt zu ihrer bestimmten Zeit: Im ersten Monat, am Vierzehnten des Monats, zwischen den zwei Abenden, ist Passah dem HERRN." (Lev 23,5) Durch das Passah, welches ein Bild auf den Tod Jesus ist, d.h. ein Bild hin auf unsere Errettung, macht Gott deutlich, dass Sein Heil und Seine Errettung am Anfang der Heilsgeschichte eines jeden Menschen stehen muss! Am Anfang des Glaubenslebens steht für alle Gläubigen das Kreuz Jesu. Sein Tod am Kreuz ist unsere Rettung und markiert den Anfang des Glaubenslebens.

Wenn es ohne Kreuz keinen Anfang gibt, gibt es somit auch keine Vollendung! In diesem Zusammenhang muss das Purimfest, das Fest der Errettung und des Sieges, eingeordnet werden. Im Gegensatz zum Passahfest, welches im ersten Monat des jüdischen Kalenders stattfindet, findet das Purimfest im zwölften Monat statt, nämlich am 14. und 15. Tag des Monats Adar. In Seiner Vorsehung hat Gott es so geführt, dass das Los (Purim) auf den letzten Monat des Jahres fällt. D.h., dass das jüdische Kalenderjahr mit einem Fest der Errettung beginnt (Passah) und mit einem Fest der Errettung (Purim) abschliesst. Das ist ein Hinweis, dass der Herr Jesus der Anfänger und Vollender des Glaubens ist (Vgl. Hebr 12,1-3). Das Werk des Heils, dass ER in uns angefangen hat, wird er auch zur Vollendung bringen, so wie es im Philipperbrief geschrieben steht: "Ich danke meinem Gott bei all meiner Erinnerung an euch 4 allezeit in jedem meiner Gebete, indem ich für euch alle das Gebet mit Freuden tue, 5 wegen eurer Teilnahme an dem Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt, 6 indem ich eben darin guter Zuversicht bin, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi." (Phil 1,3-6)

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[1] Jüdische Feste

Passah (Pessach) "schonendes Vorübergehen" | 14. Nissan (März/April) | Beginn des jüdischen Jahres | Ex 12,1-4; Lev 23,4-5 | Das Fest der Erinnerung an die Erlösung aus der Sklaverei in Ägypten | Megilloth: Hohelied | Erfüllung: Kreuzestod Jesu Christi

Fest der ungesäuerten Brote (Chag Hamatzot) | 15.-21. Nisan (März /April | Ex 12,15-20; Lev 23,6-8 | Es darf kein gesäuertes Brot gegessen werden in Erinnerung an die Eile, mit der die Israeliten Ägypten verlassen mussten, ohne Zeit zu haben, ihr Brot aufgehen zu lassen. Stattdessen assen sie Mazzen, flache, ungesäuerte Brote. Ungesäuertes Brot (Matze) ist ein Symbol für "Sündlosigkeit" | Erfüllung: Begräbnis Jesu Christi

Fest der Erstlingsfrüchte (Reischit) | 16. Nisan (März/April) | Lev 23,9-14 | Es werden Opfergaben für die Gerstenernte im Frühling dargebracht | Erfüllung: Auferstehung des Herrn Jesus

Wochenfest oder Pfingsten (Schawuot) | 6. Siwan (Mai/Juni | Lev 23,15-22 | Das Fest der Erstlingsbrote | Dieses Fest markiert den Empfang des Gesetzes am Berg Sinai | Megilloth: Ruth | Erfüllung: Ausgiessung des Hl. Geistes und somit die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu

Tischa beAw | 9. Aw (oder Ab) | Dieser Tag ist von Trauer und Fasten geprägt. Dieser Tag gedenkt an die beiden Zerstörungen des jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahre 586 v.Chr. von den Babyloniern und im Jahre 70 n.Chr. von den Römern | Megilloth: Klagelieder

Neujahrsfest (Rosch Haschana) | "Tag des Schofars" | Das Fest des Posaunenhalls | 1. Tischri September/Oktober | Lev 23,23-25 | Der Beginn des Kalenderjahres und Beginn der Herbstfeste | Erfüllung: Entrückung der Gemeinde Jesu

Versöhnungstag (Jom Kippur) | 10. Tischri (September/Oktober | Lev 23,26-32 | Nur an diesem Tag durfte der Hohepriester in das Allerheiligste eintreten | Es geht um Versöhnung zwischen Israel und Gott | Erfüllung: Zweites Kommen des Herrn Jesus

Laubhüttenfest (Sukkot) | 15.-22. Tischri (September/Oktober | Lev 23,33-43 | Erinnert an die 40-jährige Wanderung der Israeliten in der Wüste, während der sie in provisorischen Hütten (Sukkot) lebten | Megilloth: Prediger | Erfüllung: 1000-jähriges Reich

Lichterfest (Chanukka) | Das Fest der Tempelweihe | 25. Kislew - 2. Tevet (November/Dezember | Joh 10,22 | Acht Tage dauerndes Fest und erinnert an die Wiedereinweihung des Zweiten Tempels in Jerusalem 165 v.Chr. und an das Wunder des Ölkrugs, der für acht Tage Licht gab, obwohl nur genug gereinigtes Öl für einen Tag vorhanden war |Es beinhaltet das tägliche Anzünden der Chanukkia (Chanukka-Leuchter; neunarmig)

 Losfest (Purim) | 14.-15. Adar (Februar/März) | Est 9,21.27-28 | Purim feiert die Rettung des jüdischen Volkes vor dem Genozid in Persien. Es ist ein fröhliches Fest, das mit Verkleidungen, Festmahlen und dem Austausch von Geschenken gefeiert wird | Megilloth: Esther | Erfüllung: Hochzeitsmahl des Lammes

29 - 32 | Esthers königliche Autorität | Zweiter Purimbrief

29 Und die Königin Esther, die Tochter Abichails, und Mordechai, der Jude, schrieben mit allem Nachdruck, um diesen zweiten Brief über die Purim festzusetzen. 30 Und er sandte Briefe an alle Juden, in die 127 Landschaften, das Königreich des Ahasveros, Worte des Friedens und der Wahrheit, 31 um diese Purim-Tage in ihren bestimmten Zeiten festzusetzen, so wie Mordechai, der Jude, und die Königin Esther es ihnen festgesetzt hatten und wie sie es für sich selbst und für ihre Nachkommen festgesetzt hatten, nämlich die Angelegenheit der Fasten und ihrer Wehklage. 32 Und der Befehl Esthers setzte diese Purim-Angelegenheit fest, und er wurde in ein Buch geschrieben.

In diesen Versen bekräftigten Königin Esther und Mordechai die Feier des Purimfestes durch einen zweiten Brief[1]. Dieser Brief, der an die Juden in den 127 Provinzen des Reiches von Ahasveros gesendet wurde, enthielt Wünsche für Frieden und Wahrheit. Er bestätigte das zuvor festgelegte Datum für das Purimfest gemäss den Anordnungen von Mordechai und Esther. Zusätzlich legten die Juden Fasten- und Trauerzeiten für sich und ihre Nachkommen fest. Das Gebot von Königin Esther, das Purimfest einzuführen, wurde damit offiziell festgeschrieben und in die Geschichte des Landes aufgenommen. Der zweite Purimbrief war eine offizielle Bestätigung des "neuen" jüdischen Festtages. Dieser Brief begann offensichtlich mit den Worten "Worte des Friedens und der Wahrheit" (V 30b). Daraus lässt sich schliessen, dass es vermutlich erheblichen Widerstand gab innerhalb der konservativen jüdischen Gemeinschaft gegen die Hinzufügung eines weiteren nationalen Festes zu denen, die in der Thora vorgeschrieben waren.

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[1] Der zweite Purimbrief (9,29-32): Dieser Brief wurde von Königin Esther und Mordechai gemeinsam verfasst. Dieser Brief zielte darauf ab, die Einhaltung des Purimfestes und die damit verbundenen "Bräuche" zu bekräftigen und einen Widerstand konservativer jüdischer Kräfte zu beschwichtigen. Dieser zweite Purimbrief unterstrich die Wichtigkeit des Festes und sorgte für eine formelle und autoritative Verankerung des Feiertages im jüdischen Kalender. Zudem wurde erwähnt, dass die Anordnungen dieser Briefe in die Chroniken aufgenommen werden sollen.Der Hauptunterschied zwischen den beiden Purimbriefen ist folgender: Während der erste Brief die Feierlichkeiten von Purim initiierte und die Bräuche festlegte, bestätigte der zweite Brief die vorgegebenen Anordnungen und setzte das Purimfest als gesetzliche Pflicht für alle Juden zu allen Zeiten und an allen Orten fest.



 

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