Prediger-2
1. Studieren und Probieren | 1,12 - 2,11
Studieren: die theoretische Methode | 1,12-18
Nachdem Salomo in der Einleitung das Ergebnis seiner Untersuchungen vorweggenommen hat, beschreibt er in den folgenden neun Abschnitten seines Buches die Untersuchungen selbst. Im ersten Abschnitt legt er die Methode seines Forschens dar, nämlich Studieren und Probieren.
12 Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem.
Salomo stellt sich selbst nochmals vor (V 1) und markiert damit den Beginn eines neuen Abschnitts.
13 Und ich richtete mein Herz darauf, alles mit Weisheit zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel geschieht: eine üble Beschäftigung, die Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich damit abzuplagen.
"Und ich richtete mein Herz darauf": Ein edler Vorsatz, alles mit Weisheit zu erforschen. Man kann Salomo nicht vorwerfen, dass er sich zu wenig mühte, um mit seinem Verstand "alles … zu erforschen und zu erkunden,". Doch es stellte sich für ihn als "… eine üble Beschäftigung" heraus! Salomo hat sich Mühe gegeben, alles auf der Welt mit seiner Weisheit zu erforschen, um zu begreifen. Doch es ist nichts anderes als eine Last und vergebliche Mühe!
14 Ich habe alle Taten gesehen, die unter der Sonne geschehen; und siehe, alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind.
Hier wird deutlich, wie Salomo mit Weisheit alles beobachtete und erforschte. Was fand er? "… alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind." Das Haschen nach Wind beschreibt die Vergeblichkeit des Versuchs, den Wind einzufangen.
15 Das Krumme kann nicht gerade werden, und das Fehlende kann nicht gezählt werden.
"Das Krumme kann nicht gerade werden", hier beschreibt Salomo den Menschen wie dieser "verdreht und verkehrt" ist (Phil 2,15) und wie der Mensch sich nicht gerade auf Gott ausrichten kann. Auf sich selbst gestellt, kann der Mensch nicht gerade werden.
"und das Fehlende kann nicht gezählt werden", damit meint er all das, was dem Menschen fehlt, um dem Leben einen Sinn zu geben. Der Mensch war bei der Schöpfung aller Dinge weder beteiligt, noch war er anwesend. So fehlt es dem Menschen ohne Gott an grundlegendem Wissen! Gott hat sich dem Menschen in Seinem Wort offenbart. Wer Sein Wort hört und glaubt, darf durch Gottes Gnade "gerade gemacht" werden.
16 Ich sprach in meinem Herzen und sagte: Siehe, ich habe Weisheit vergrößert und vermehrt über alle hinaus, die vor mir über Jerusalem waren, und mein Herz hat Fülle von Weisheit und Erkenntnis gesehen;
Der Geist des Menschen kann noch so gross sein, und man kann ihn noch so sehr anstrengen, es nützt nichts. Der Geist des Menschen ist einfach zu klein, auch wenn er bei manchen, wie bei Salomo, "über alle hinaus" weit und übervoll ist. Wir können nicht einmal das, was unter der Sonne ist, mit unserem menschlichen Verstand begreifen.
17 und ich habe mein Herz darauf gerichtet, Weisheit zu erkennen und Unsinn und Torheit zu erkennen: Ich habe erkannt, dass auch das ein Haschen nach Wind ist.
Alles weise Streben bleibt so erfolglos wie der Versuch, den Wind zu fangen. Der Weise, der sogar Erkenntnis darüber erwirbt, was Torheit ist, wird am Ende genauso wenig wissen, wie die Toren selbst. Salomo versuchte zu erforschen, was die Weisheit eigentlich ausmacht und worin sie sich von Unvernunft unterscheidet. Doch er musste erkennen: Auch das ist ein Haschen nach Wind!
18 Denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruss; und wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer.
Das ist der Lohn für das Suchen und Finden grosser Weisheit: ebenso grosses Ärgernis. Das ist ein niederschmetterndes Ergebnis! So sehr wir uns auch anstrengen und unser Wissen vermehren, es bringt uns dem Ziel nicht näher. Im Gegenteil, je mehr Wissen der Mensch anhäuft, desto grösser muss sein Pessimismus über die Dinge unter der Sonne werden. Als Gegensatz merken wir uns: Das Ergebnis göttlicher Belehrung ist nicht Verdruss, sondern Vertrauen (Spr 22,19).
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