Prediger-22
6. Hochmut und Bescheidenheit | 7,15 - 8,15
Ehrfurcht vor dem HERRN führt zum Leben | 8,10-15
"Ehrfurcht vor dem HERRN führt zum Leben", lehrte Salomo schon in den Sprüchen (Spr 19,23). Wer den Ewigen Gott fürchtet, beugt sich auch unter die nach menschlichem Empfinden ungerechten Wege Gottes. Diese Ehrfurcht führt den Menschen zum Leben (V 12); denn sie bewahrt ihn vor dem Übermut der Gottlosen, die mit Recht beobachten, dass Gott die Sünde nicht sofort bestraft, und daraus schliessen, man könne Gott prüfen und davonkommen (Mal 3,15).
10 Und dann habe ich Gottlose gesehen, die begraben wurden und zur Ruhe eingingen; diejenigen aber, die recht gehandelt hatten, mussten von der heiligen Stätte wegziehen und wurden in der Stadt vergessen. Auch das ist Eitelkeit.
Was genau beschreibt er hier mit "Eitelkeit"? Die Tatsache, dass die Gottlosen in Ehren begraben werden, während die Gerechten in der Fremde leben und sterben müssen, wie z.B. Daniel (Dan 1,6), und dabei in Vergessenheit geraten. Für den, der Gott fürchtet, spielt das keine Rolle, denn Ruf und Andenken in dieser Welt sind eitel.
11 Weil das Urteil über böse Taten nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder in ihnen voll, Böses zu tun; 12 weil ein Sünder hundertmal Böses tut und doch seine Tage verlängert – obgleich ich weiß, dass es denen, die Gott fürchten, wohl ergehen wird, weil sie sich vor ihm fürchten; 13 aber dem Gottlosen wird es nicht wohl ergehen, und er wird, dem Schatten gleich, seine Tage nicht verlängern, weil er sich vor Gott nicht fürchtet.
Der Gottlose zieht den falschen Schluss: Wenn die bösen Taten nicht "schnell" gerichtet werden, dann werden sie wohl nie gerichtet. Dann gibt es kein Gericht, dann gibt es keinen Gott. So denkt der Gottlose (Ps 14,1). Gottes Langmut lehrt ihn nicht Dankbarkeit und Gottesfurcht, Gottes Güte führt ihn nicht zur Umkehr (Jes 26,10; Röm 2,4). Im Gegenteil, er sammelt Zorn auf für den Tag des gerechten Gerichts Gottes (Röm 2,5). So wird er in seiner Gottlosigkeit umkommen, "weil er sich vor dem Angesicht Gottes nicht fürchtet", dem Gläubigen aber wird die Gottesfurcht zum Leben (Spr 19,23).
14 Es ist eine Eitelkeit, die auf der Erde geschieht: dass es Gerechte gibt, denen nach dem Tun der Gottlosen widerfährt, und dass es Gottlose gibt, denen nach dem Tun der Gerechten widerfährt. Ich sagte, dass auch das Eitelkeit sei.
Wiederum sagt Salomo, es sei "eine Eitelkeit, die auf der Erde geschieht", nämlich wenn es Menschen gibt, die obwohl sie gerecht leben, trotzdem vermeintlich "bestraft" werden, was eigentlich jene Menschen verdient hätten, die falsch und böse leben.
Hier muss man unbedingt die wichtige Einschränkung beachten: "auf der Erde". Wäre das Leben des Menschen nur auf sein irdisches Leben beschränkt, so wäre dies in der Tat eitel und ungerecht. Aber im Licht der Ewigkeit löst sich diese vermeintliche Ungerechtigkeit und Eitelkeit in Gerechtigkeit und Herrlichkeit auf.
15 Und ich pries die Freude, weil es für den Menschen nichts Besseres unter der Sonne gibt, als zu essen und zu trinken und sich zu freuen; und dies wird ihn begleiten bei seiner Mühe, die Tage seines Lebens hindurch, die Gott ihm unter der Sonne gegeben hat.
Für den Christusgläubigen gibt es "nichts Besseres unter der Sonne", als sich während seines irdischen Lebens an Gott und Seinem Wirken zu erfreuen. Was könnte er sich mehr wünschen, als sich nicht mit den unlösbaren Rätseln der Vorsehung quälen zu müssen, sondern sich leicht und unbeschwert an den täglichen Wohltaten des Schöpfers erfreuen zu können? Das kann er nur, wenn er Gott fürchtet. Nur der Gläubige darf erkennen, dass Gott immer gut und ein Geber guter Gaben ist. Der Apostel Johannes schreibt; "Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist." (1Joh 1,5)
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