Prediger-5



2. Weisheit und Torheit | 2,12-26

Heilsame Frustration | 2,17-23

Salomo musste erkennen, dass seine durch viel Mühe erlangte Weisheit, nur einen zeitlichen und beschränkten Nutzen hat. Er musste erkennen, dass auf den Weisen sowie auf den Toren das gleiche Schicksal wartet – der Tod macht keinen Unterschied! Darum begann Salomo sein Leben zu verabscheuen. Fünfmal benutzt er in diesem Abschnitt den Ausdruck "unter der Sonne", und viermal sagt er, dass "alles eitel" ist. Er ist zutiefst desillusioniert von aller menschlichen Weisheit und beginnt, sich nach einer höheren Weisheit zu sehnen.

17 Da hasste ich das Leben; denn das Tun, das unter der Sonne geschieht, missfiel mir; denn alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind.

"Da hasste ich das Leben...": Als Salomo erkannte, dass alle zeitlichen Güter wie Weisheit, Macht und Reichtum mit dem Tod hinfällig werden, "da" hasste er dieses Leben, d.h. er begann ein anderes Leben höher zu schätzen als dieses. Wir müssen das Leben hassen, wenn wir es finden wollen; das ist das erste Zeichen wahrer Weisheit, wenn wir es tun. So lesen wir auch: "Wer sein Leben lieb hat, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren." (Joh 12,25). Um das Wort "hassen" richtig zu verstehen, müssen wir bedenken, wie dieses Wort sonst in der biblischen Sprache verwendet wird. In Gen 29,30-31 lesen wir: "Und er ging auch zu Rahel ein; und er liebte Rahel auch mehr als Lea. Und er diente bei ihm noch weitere sieben Jahre. Und als der HERR sah, dass Lea gehasst war, da öffnete er ihren Mutterleib; Rahel aber war unfruchtbar." Hassen heisst also "weniger lieben". So auch Jesus: "Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. (Lk 14,26) Es gibt ein besseres Leben als das irdische; wer das erkennt, liebt das irdische Leben weniger als das ewige, oder anders gesagt: er hasst es.

18 Und ich hasste all meine Mühe, womit ich mich abmühte unter der Sonne, weil ich sie dem Menschen hinterlassen muss, der nach mir sein wird. 19 Und wer weiß, ob er weise oder töricht sein wird? Und doch wird er über all meine Mühe walten, womit ich mich abgemüht habe und worin ich weise gewesen bin unter der Sonne. Auch das ist Eitelkeit.

Salomo begriff am Ende seines Lebens, dass er allen Besitz, für den er sich ein Leben lang abgemüht hat, bald seinem Nachfolger überlassen muss und fragte sich zurecht: Wer weiss schon, ob er weise oder töricht sein wird!

"Und ich hasste all meine Mühe...": Man bedenke, dass dies derselbe Mann sagt, der in V 3-10 all seine grossen Werke aufgezählt hat. Und nun hasst er sie alle, weil er erkennt, dass sie vor Gott nichts gelten und in der Ewigkeit kein Gewicht haben. Wie viel schöner ist es, sich nicht an den eigenen Werken zu erfreuen (Vgl. Offb 9,20), sondern an den Werken Gottes: "Denn du, HERR, hast mich erfreut durch dein Tun; über die Werke deiner Hände will ich jubeln. Wie groß sind deine Werke, HERR! Sehr tief sind deine Gedanken." (Ps 92,5-6)

20 Da wandte ich mich, zu verzweifeln wegen all der Mühe, womit ich mich abgemüht hatte unter der Sonne.

"Da wandte ich mich, zu verzweifeln wegen all der Mühe, …". Als er die Vergeblichkeit erkannte, womit er sich ein Leben lang geplagt hatte, begann er zu verzweifeln. Hier beschreibt Salomo den tiefsten Punkt, den er auf dem Weg seiner Suche erreicht hat. Von da an wandte er sich von jeder weiteren Suche nach Weisheit ab. In den folgenden Versen erklärt er nur noch, was ihn dazu gebracht hat, sich der Verzweiflung hinzugeben: 1. Er kann alles, was er mit Mühe erreicht hat, nicht behalten (V 21-22). 2. Alle Tage seines Lebens sind nur Kummer und Verdruss (V 23).

21 Denn da ist ein Mensch, dessen Mühe mit Weisheit und mit Kenntnis und mit Tüchtigkeit geschieht; und doch muss er sie einem Menschen als sein Teil abgeben, der sich nicht darum gemüht hat. Auch das ist Eitelkeit und ein grosses Übel.

Da hat man mit seinem Wissen, seinen Fähigkeiten und seinem Fleiss etwas erreicht und muss es dann an einen anderen abtreten, der sich nie darum gekümmert hat! Für Salomo ist das vollkommen sinnlos und ungerecht! Das ist in der Tat "ein grosses Übel".

22 Denn was hat der Mensch von all seiner Mühe und vom Trachten seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne?

"Denn was bleibt dem Menschen von all seiner Mühe…?": Was bleibt dem Menschen am Ende? Wir wissen, dass uns nichts bleibt, weil wir eines Tages unsere Werke zurücklassen müssen (Vgl. Lk 12,20). Diese Erkenntnis ist bitter, aber auch heilsam, wenn sie rechtzeitig kommt. Denn süss ist das Wissen, dass es eine Arbeit gibt, die nie vergeblich ist, deren Frucht bleibt: "Ihr habt nicht mich auserwählt, sondern ich habe euch auserwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe, damit, um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe." (Joh 15,16) In diesem Vertrauen konnte auch Paulus sein Lebenswerk Gott anvertrauen: "Aus diesem Grund leide ich dies auch; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren." (2Tim 1,12).

23 Denn alle seine Tage sind Kummer, und seine Geschäftigkeit ist Verdruss; sogar bei Nacht ruht sein Herz nicht. Auch das ist Eitelkeit.

Sein Leben lang hat er nichts als Ärger und Sorgen, sogar nachts findet er keine Ruhe! Und doch ist alles vergeblich. Kummer, Mühsal und Trübsal begleiten den Menschen, seit er aus dem Garten Eden vertrieben wurde (Gen 3,17-19). Wie tröstlich sind doch die Worte des Apostel Petrus für alle Jesusgläubigen: "So demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr all eure Sorge auf ihn werft; denn er ist besorgt für euch.". (1Petr 5,6-7)



 

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© Bibeltext: Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen), © Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, alle Rechte vorbehalten, www.csv-bibel.de

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