Prediger-15



5. Anfang und Ende | 6,1-7,14

Ein guter Anfang mit schlechtem Ende ist nichtig | 6,1-6

Die Gedanken dieses Abschnitts schliessen sich in natürlicher Weise an das eben behandelte Thema an: Wenn das Leben von Unterdrückern und Unterdrückten geprägt ist, dann kann ich nur Trost darin finden, dass erst das Ende des Lebens über den Wert des Lebens Auskunft gibt. Was ist damit gemeint? Salomo sagt, dass das Ende einer Sache besser ist als ihr Anfang (7,8). Wenn das Ende eines Lebens gut ist, dann war das ganze Leben gut, auch wenn es kein "schönes" Leben war. Wenn aber das Ende schlecht ist, dann ist auch das gelungenste Leben schlecht geworden. Wir sind vorbelastet auf die Welt gekommen, in eine schlechte Familie hineingeboren: in die Familie Adams. So haben wir heute verlernt, richtig zu sterben, nämlich im Frieden mit Gott. Wenn wir nicht an das Ende denken wollen, ist das grosse Torheit, denn das Ende kommt mit Sicherheit, und auf dieses Ende kommt es wirklich an.

1 Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe, und schwer lastet es auf dem Menschen: 2 Ein Mann, dem Gott Reichtum und Güter und Ehre gibt und der nichts für seine Seele entbehrt von allem, was er wünschen mag; aber Gott ermächtigt ihn nicht, davon zu genießen, sondern ein Fremder genießt es. Das ist Eitelkeit und ein schlimmes Übel. 3 Wenn einer hundert Söhne zeugte und viele Jahre lebte und die Tage seiner Jahre wären zahlreich und seine Seele sättigte sich nicht an Gutem und auch würde ihm kein Begräbnis zuteil, so sage ich: Eine Fehlgeburt ist besser daran als er. 4 Denn in Nichtigkeit kommt sie, und in Finsternis geht sie dahin, und mit Finsternis wird ihr Name bedeckt; 5 auch hat sie die Sonne weder gesehen noch gekannt. Diese hat mehr Ruhe als jener.

In 5,18 haben wir gelesen, dass es eine gute Gabe Gottes ist, dem Menschen Reichtum und Gut zu geben und ihn zu befähigen, sich daran zu erfreuen. Hier sagt Salomo, dass er ein grosses Übel unter der Sonne gesehen hat, nämlich dass Gott einem Menschen Reichtum und Gut und dazu noch Ehre gibt - und er kann es nicht geniessen. Wie kommt es, dass einer "hundert Söhne" gehabt hat und "viele Jahre" gelebt hat, und trotzdem keine Zeit gefunden hat das Gute zu geniessen? Hatte ihm Gott nicht alles zum Genuss dargereicht (1Tim 6,17)? Ja, Gott ist gut, und seine Gaben waren gut, aber der Empfänger war böse. Undankbarkeit raubt dem Undankbaren den Genuss des Guten. In Spr 15,16-17 erfahren wir, dass der Mensch die guten Gaben Gottes nicht in Ruhe geniessen kann, weil er Gott nicht fürchtet und ihm deshalb der Hass in seiner Seele die beste Speise verdirbt. Das zeigt uns, dass es nicht an den Umständen und nicht an Gott liegt, wenn wir in diesem Leben nicht das gute Ende erreichen, zu dem Gott uns seine Gaben gegeben hat. So ist in der Tat die "Fehlgeburt besser daran" als der Sünder, der dem Schöpfer nicht für alle erfahrenen Wohltaten dankt. Eine Fehlgeburt kommt als ein Nichts auf die Welt, verschwindet wieder in der Finsternis und bekommt nicht einmal einen Namen. Das Licht der Sonne hat sie nie gesehen - sie weiss nicht einmal, dass es so etwas wie eine Sonne gibt. Aber sie hat am Ende mehr Frieden als dieser Mann, der nie sein Glück geniessen konnte! So gilt am Ende: Es ist besser, nicht gelebt zu haben, als gottlos gelebt zu haben.

6 Und wenn er auch zweimal tausend Jahre gelebt und Gutes nicht gesehen hätte: Geht nicht alles an einen Ort?

"zweimal tausend Jahre": Das ist mehr als das Doppelte der Lebenszeit des Menschen, der von allen Kindern Adams am längsten lebte. Aber selbst wenn einer so lange leben würde, wäre alles nichtig und umsonst, wenn er "Gutes nicht gesehen" hat, bzw. den Geber aller Guten Gaben nicht erkannt hat. Am Ende müssen beide an den gleichen Ort!?": Reiche und Arme gehen am festgesetzten Tag in die Ewigkeit. Was zählt dann noch, wie reich oder arm jemand gelebt hat?



 

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