Prediger-9
3. Zeit und Ewigkeit | 3,1-22
Ohne Beziehung zur Ewigkeit bleibt alles in der Zeit nichtig | 3,16-22
16 Und ferner habe ich unter der Sonne gesehen: An der Stätte des Rechts, da war die Gottlosigkeit, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da war die Gottlosigkeit.
Salomo bemerkte wie es in der Welt zugeht: Wo man eigentlich Recht sprechen und gerechte Urteile fällen sollte, herrscht grosse Ungerechtigkeit! Zur Eitelkeit (Wertlosigkeit/Vergeblichkeit) alles Irdischen gehört die Ungerechtigkeit aller menschlichen Regierung. Kaum etwas ist ärgerlicher als das; und wie sollte es uns stechen, wenn wir nicht wüssten, dass Gott am Ende alles gerecht richten wird. Die hebräischen Propheten wurden nicht müde, sich selbst und ihren Brüdern zum Trost immer wieder zu sagen: "denn zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Gericht, und alle von Herzen Aufrichtigen werden ihm folgen." (Ps 94,15)
17 Ich sprach in meinem Herzen: Gott wird den Gerechten und den Gottlosen richten; denn er hat eine Zeit gesetzt für jedes Vorhaben und für jedes Werk.
Gott hat "eine Zeit … für jedes Werk". Diese Wendung zeigt, dass es Salomo noch um Zeit und Ewigkeit geht. Gott hat allem menschlichen Tun seine Zeit gegeben; so darf auch der gottlose Richter nur das tun und nur so lange, wie Gott es ihm erlaubt (Vgl. Offb 13,5). Und er wird das Böse genau dann richten, wenn die von ihm bestimmte Zeit gekommen ist (Gen 15,16; Dan 8,13-14). Alle Menschen müssen vor dem von Gott eingesetzten Richter Jesus Christus erscheinen müssen, um zu empfangen, was man zu Lebzeiten hervorgebracht hat, sei es Gutes oder Böses. (Vgl. Pred 12,14; 2Kor 5,10; Hebr 9,27; Offb 20,11-15)
18 Ich sprach in meinem Herzen: Wegen der Menschenkinder geschieht es, damit Gott sie prüfe und damit sie sehen, dass sie an und für sich Tiere sind.
Wie in V 16 gesehen, lässt Gott die Gottlosen an der Stelle des Rechts sitzen (V 16) und in Willkür Recht sprechen, "dass Gott sie prüft". Gott prüft alles und alle und offenbart alle Ungerechtigkeit. An ungerechter Herrschaft und gesetzloser Rechtsprechung sehen die Menschen, "dass sie nichts anderes als Vieh sind". Man könnte diesen Satz auch so übersetzen: "..., dass sie an und für sich Tiere sind.". Das heisst eben: Der Mensch ist, auf sich selbst beschränkt, lediglich ein Tier. So lernen wir, dass der Mensch nicht mehr oder besser ist als die Tiere, solange er ohne Beziehung zur Ewigkeit, d.h. zum ewigen Gott bleibt. Denn solange er Gott nicht fürchtet, kennt er Gott nicht; und wer Gott nicht kennt, ist für immer verloren. So lesen wir auch vom Psalmisten: "Doch der Mensch, der in Ansehen ist, bleibt nicht; er gleicht dem Vieh, das vertilgt wird." (Ps 49,13)
19 Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie ein und dasselbe Geschick: Wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tier, denn alles ist Eitelkeit.
In 2,14 hatte Salomo gesagt, dass das gleiche Schicksal Weise und Törichte trifft; hier sagt er, dass dies auch für Mensch und Tier gilt. Denn: "… da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tier"; denn auf Mensch und Tier wartet das gleiche Schicksal: Beiden gab Gott das Leben, und beide müssen sterben. Der Mensch hat dem Tier nichts voraus, denn auch er ist vergänglich. "Einen Odem haben sie alle", wie wir aus Gen 2,7 und 7,22 erkennen können; d.h. sie haben das gleiche biologische Leben. Der Mensch ohne Gott ist ein Tier, und wenn er so lebt, ist das Menschenleben eitel! Was den Menschen zum Menschen macht, ist seine einzigartige Bestimmung, Gott zu erkennen, Gott zu lieben und zu fürchten und dem Herrn Jesus zu dienen.
20 Alles geht an einen Ort; alles ist aus dem Staub geworden, und alles kehrt zum Staub zurück. 21 Wer weiß vom Odem der Menschenkinder, ob er aufwärtsfährt, und vom Odem der Tiere, ob er abwärts zur Erde hinabfährt?
Salomo hält fest: "alles ist aus dem Staub geworden, und alles kehrt zum Staub zurück"; und "wer weiß vom Odem der Menschenkinder, ob er aufwärtsfährt, und vom Odem der Tiere, ob er abwärts zur Erde hinabfährt?" Der Mensch, auf sich allein gestellt, weiss es nicht. Aber die biblische Botschaft ist klar: Der menschliche Geist wird zu seiner Zeit aufsteigen, um vor den allmächtigen Gott zu treten und um Rechenschaft über Leben und Werk abzulegen.
22 Und so habe ich gesehen, dass nichts besser ist, als dass der Mensch sich freue an seinen Werken; denn das ist sein Teil. Denn wer wird ihn dahin bringen, dass er Einsicht gewinnt in das, was nach ihm werden wird?
Salomo fasst zusammen: Ein Mensch kann nichts Besseres tun, als die Früchte seiner Arbeit zu geniessen - das ist es, was Gott ihm zugeteilt hat. Alles Tun hat nur seine Zeit und damit seinen begrenzten Wert. Deshalb gibt es keine bessere Herzenshaltung als die, sich zu begnügen mit dem was Gott einem jeden persönlich zugeteilt hat. Mehr wird dem Menschen in dieser Welt nicht zu Teil werden. Eine solche Demut und Genügsamkeit ist die Quelle grosser Zufriedenheit (1Tim 6,6-7).
"Denn wer wird ihn dahin bringen, dass er Einsicht gewinnt in das, was nach ihm werden wird?": Niemand kann uns dahin bringen, dass wir wissen, was morgen sein wird. Darum sollen wir uns nicht um das Morgen sorgen (Mt 6,25-32), denn jeder Tag hat sein Übel (Mt 6,34). Statt uns zu sorgen, wollen wir lieber auf den vertrauen, der alles wirkt (Vgl. Auslegung 3,14), wollen sein ewiges Reich suchen (Mt 6,33), und dann können wir in unseren täglichen Dingen ein frohes Herz bewahren.
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